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Bericht der deutschen Sprachgruppe bei der Synode
zum zweiten Teil des Arbeitsdokumentes

Bei den Beratungen dafür ging es um das Thema Interpretation der Lebenssituationen der Jugendlichen und ihrer Erfahrungen mit Glaube und Kirche.

In nächsten Schritt sollen Lösungsvorschläge erarbeitet werden.

Mein Kommentar zu Punkt 8:

Das Fehlen der Erfahrung: Ich bin bedingungslos geliebt

 

Das Fehlen der Erfahrung des bedingungslosen Geliebtseins ist für sehr viele Jugendliche ihre normale Lebenssituation. Dies ist vor allem auch durch ein stark von kapitalistischen Tendenzen geprägtes Wirtschaftssystem verursacht, das sich immer mächtiger rund um den Erdball ausbreitet und den Menschen das Bewusstsein vermittelt, nur so viel wert zu sein, was man leisten kann oder wie sehr man sich gegen andere behaupten und durchsetzen kann. Auch viele Eltern sind von diesen Wertvorstellungen geprägt und sind dann oft nicht in der Lage ihren Kindern das Wichtigste zu vermitteln, nämlich bedingungslos geliebt zu sein.

Dies ist einer der wesentlichen Aspekte der Unerlöstheit der Menschen und der Welt. (Vgl. das Erlösungsverständnis in der Enzyklika Redemptor Hominis >>>)

Gerade das wäre eine fundamentale Berufung von Eltern: Sich in besonderer Weise als Mittler Gottes zu sehen, in dem sie Kindern das Leben schenken und ihnen die von Gott her kommende Gnade des bedingungslosen Geliebtseins vermitteln.

 

Wie kann die Kirche mit diesem Aspekt der Unerlöstheit der Welt umgehen?

Am wenigsten hilft die Verkündigung von Geboten und Verboten!

Auch die schönen Worte von Gottes bedingungsloser Liebe helfen wenig, wenn solche Liebe nicht in einer Gemeinschaft von Menschen erfahrbar ist. So müsste Kirche, die wirklich Erlösung vermittelt, erfahrbar sein in Gestalt von Gemeinschaften, in denen Menschen sich mit ihrem Denken und Fühlen zeigen können, wie sie sind und wie es ihnen geht, und wo jeder ernst genommen und angenommen ist – aber auch mit den Herausforderungen gemeinschaftlichen Lebens konfrontiert wird.

Solche Gemeinschaften brauchen eine hohe Lernbereitschaft für offene und achtungsvolle Kommunikation und für konstruktives Kritik- und Streitverhalten.

Wertvoll für solche Gemeinschaften wäre es auch, Supervision in Anspruch zu nehmen, wenn manche Konflikte die eigenen Fähigkeiten, damit umzugehen, die Gruppe überfordern, weil vielleicht unbewusste Projektionen ablaufen. Vielleicht aber gelingt es der Kirche mittelfristig, das heutige psychologische Wissen über die wichtigsten unbewussten psychodynamischen Prozesse, die die menschlichen Beziehungen und Gemeinschaften belasten, zur Allgemeinbildung werden zu lassen.
Hier wird deutlich, wie wichtig eine zeitgemäße Glaubenslehre zum Thema „Psychologie und Glaube“ wäre. (Siehe dazu mein Vorschlag >>>)

 

Bei einer individuellen Begleitung von Jugendlichen ist zu bedenken, dass die negative Erfahrung des bedingten-Geliebtseins bei jungen Menschen immer wieder auf den Begleiter projiziert werden kann und deshalb auch eine sehr wohlwollende Begleitung immer wieder in Frage gestellt und angezweifelt werden kann. Mit solchem Misstrauen und den dabei möglichen Abwertungen konfrontiert zu werden, sollten Begleiter von Jugendlichen rechnen.

 

Vor allem sollten die kirchlichen Sakramente und Sakramentalien, die Gebete und religiösen Lieder so gestaltet sein, dass sie eine Beziehung zwischen Menschen und Gott ermöglichen, in der dieses bedingungslose Geliebtsein von Gott her immer wieder thematisiert und rituell vollzogen wird.

 

Manfred Hanglberger (www.hanglberger-manfred.de)

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