Sind die
Aussagen von Erzbischof Viganò glaubwürdig?
Siehe dazu den Artikel im Magazin
„Commonweal“:
„Tackling
the Wrong Problem“
https://www.commonwealmagazine.org/tackling-wrong-problem
Hier eine
deutsche Übersetzung:
Das falsche Problem behandelt
Die Entlassung von
Bischof William Morris durch Papst Benedikts XVI.
Papst Benedikt XVI. scheute sich nicht, Prälaten zu
entfernen, wie Bischof William Morris von der Diözese Toowoomba
in Australien herausfand. "Es ist Gottes Wille,
dass Sie zurücktreten", erzählt Morris, dass Benedikt zu ihm gesagt
habe, als sie sich 2009 trafen.
Vergleichen
Sie die energische, direkte Art und Weise, wie Papst Benedikt Morris wegen
der Auseinandersetzung über die Priesterweihe von Frauen entließ, mit der
Mehrdeutigkeit und Geheimhaltung, die den Umgang des Vatikans (im selben
Zeitraum) mit den Vorwürfen gegen Kardinal Theodore McCarrick
betraf, der Seminaristen sexuell missbrauchte.
In
einem Interview mit LifeSiteNews, dem
PR-Nachrichtensender der rechten Bewegung gegen Papst Franziskus, verwies
Erzbischof Carlo Maria Viganò auf Benedikts gütige
Natur als Grund dafür, dass der Papst McCarrick in
Rom empfangen hatte, nachdem er ihn angeblich mit einem Verbot von Reisen und
der Ausübung von öffentlichen Diensten sanktioniert hatte.
"Können
Sie sich vorstellen, dass Papst Benedikt, so mild wie er war, vor den anderen
Bischöfen sagte: „Was machst du da?", wurde Viganò
zitiert.
Papst
Benedikt war sehr entschlossen, Bischöfe zu entfernen, wenn er wollte.
Gewiss,
Schlauheit ist hilfreich, weil der Codex des Kanonischen Rechtes
zurückhaltend ist, wenn es darum geht, einen Bischof zu entfernen. Kanon
401 § 2 besagt, dass "ein Diözesanbischof, der aus gesundheitlichen oder
anderen schwerwiegenden Gründen nicht mehr voll in der Lage ist, seine
Aufgaben zu erfüllen, ernsthaft gebeten wird, seinen Rücktritt aus dem Amt zu
erklären."
Aber Benedikt und sein Vorgänger, der Hl. Johannes Paul II, haben sich viele
Male auf diesen Kanon berufen, wie der Journalist Sandro Magister 2012
beschrieb.
Wenn
der Fall von Bischof Morris ein Indiz dafür ist, dann handelt es sich dabei
um mehr als eine "Bitte", wenn der Papst und seine Top-Berater im
Vatikan einen Bischof zum Rücktritt auffordern wollten. Siehe
dazu folgenden Brief von Kardinal Giovanni Battista Re, Präfekt der
Kongregation für die Bischöfe des Vatikans, an Morris:
Leider besteht zu diesem Zeitpunkt keine andere
Möglichkeit, als Eure Exzellenz zu bitten, Ihren Rücktritt vor Ende November
2008 einzureichen, damit er Anfang Januar nächsten Jahres veröffentlicht
werden kann. Als ein Akt des kindlichen Gehorsams gegenüber dem Heiligen
Vater wird Ihr Rücktritt Unannehmlichkeiten für Sie vermeiden und mögliche
Missverständnisse und Spaltungen zwischen den Priestern, Ordensleuten und
Gläubigen der Diözese Toowoomba vermeiden.
Der Apostolische Nuntius wird mit Ihrer Exzellenz über einige Optionen für
Ihre zukünftige Aufgabe in Verbindung treten.
Sollte Ihre Exzellenz sich leider weigern, dieser Aufforderung nachzukommen,
wird der Heilige Stuhl verpflichtet sein bekannt zu geben, dass Sie von Ihrem
Amt als Bischof von Toowoomba entbunden und einem
Titularsitz zugeteilt worden sind.
Morris erzählt in seinem 2014 gut dokumentierten Buch "Benedikt, ich und
das Kardinals-Trio", was geschehen ist. Das Buch bietet einen wertvollen
Einblick, wie der vatikanische Prozess der Bischofsentfernung in der Praxis
funktioniert.
Er schreibt, dass er in Konflikt geraten war mit den Personen, die er als
"Tempelpolizei" bezeichnete. Es handelt sich um eine kleine Gruppe
unter den 66.000 Katholiken in seiner Diözese, die Rom über seine Aktivitäten
berichteten. Bischof Morris war mit der Ablehnung der allgemeinen Absolution
bei der Spendung des Sakraments der Versöhnung durch die Behörden des
Vatikans nicht einverstanden. Aber der wichtigste Punkt der
Auseinandersetzung war sein Hirtenbrief im Advent 2006, in dem es hieß,
"wenn Rom es erlauben würde", würde er Frauen und verheiratete
Männer zu Priestern weihen.
Dieser Satz enthält ein sehr großes „wenn“ - Morris sagt, dass er ja
keinen tatsächlichen Versuch unternahm, illegale Weihen außerhalb des
Kirchenrechts durchzuführen oder sie befürwortet habe. Aber entsprechend
früheren Dekreten sollte das Thema nicht diskutiert werden.
So traten drei Vatikan-Dikasterien in Aktion und im Dezember 2006 wurde
Morris zu einem Treffen mit Kardinal Giovanni Battista Re, Präfekt der
Kongregation für die Bischöfe, mit Kardinal William Levada,
Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, und Kardinal Francis Arinze, Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst,
nach Rom berufen. Morris antwortete, dass er nicht in der Lage sei zu kommen.
So beauftragte der Vatikan im März 2007 Charles Chaput, den damaligen
Erzbischof von Denver, ihn zu besuchen und Nachforschungen anzustellen.
Morris sah den Bericht von Chaput nie, aber die Kardinäle offensichtlich sehr
wohl und drängten ihn immer mehr zum Rücktritt. Morris reiste im Januar 2008
nach Rom, um sich mit dem Trio zu treffen, und weigerte sich erneut,
zurückzutreten. Denn dies würde viel mehr „Anfragen“ verursachen.
Nachdem er sich am 4. Juni 2009 mit Papst Benedikt
getroffen hatte, schrieb Morris, Kardinal Re habe einen Brief geschrieben, in
dem er mitteilte, dass er zurücktreten müsse, weil er es dem Papst
versprochen habe. Morris sagte, er habe kein solches Versprechen gegeben und
sagte dem Kardinal noch einmal, er könne nicht mit gutem Gewissen
zurücktreten. Dann gab es einen Brief vom 22. Dezember 2009 von Papst
Benedikt, der seinen Rücktritt forderte und, wie Morris es zusammenfasste,
"daran erinnerte, dass es keine Berufung gegenüber päpstlichen
Entscheidungen gebe." Letztendlich stimmte Bischof Morris im frühen
Alter von 67 Jahren zu „in den Ruhestand zu gehen“, aber er würde immer noch
nicht "zurücktreten". Die vatikanische Bekanntmachung vom 2. Mai
2011 besagte jedoch, Papst Benedikt hätte ihn "aus der Seelsorge"
seiner Diözese entlassen; und das war eine international verbreitete Nachricht.
Australiens Bischöfe trafen sich fünf Monate später mit Benedikt und
unterstützten ihn mit einer versöhnlichen Erklärung, in der sie Morris
Ablehnung der "Bitte" des Papstes zurückzutreten als den
entscheidenden Aspekt hervorhoben. "Was auf dem Spiel stand, war die Einheit
der Kirche im Glauben und die kirchliche Gemeinschaft zwischen dem Papst und
den anderen Bischöfen im Bischofskollegium", sagten sie.
In der Zwischenzeit machte eine verschwommene Geheimniskrämerei darüber die
Runde, was im Vatikan über die Vorwürfe geschah, dass McCarrick
Seminaristen sexuell belästigte und missbrauchte. Und im Nachhinein hat sich
der McCarrick-Fall als weitaus verheerender für die
Mission der Kirche erwiesen als irgendwelche fortschrittlichen Ideen, die
Morris während des Pontifikats von Papst Benedikts zu sagen gewagt hat.
Während der Fall bezüglich Bischof Morris Ende 2006 tüchtig voranschritt,
ging es mit den Vorwürfen gegen den weitaus einflussreicheren McCarrick nicht weiter, obwohl der Vatikan inzwischen
eine Menge Informationen über ihn gesammelt hatte. Bischof Emeritus Paul Bootkoski von der Diözese Metuchen
sagt, er habe dem päpstlichen Botschafter in den Vereinigten Staaten,
Erzbischof Gabriel Montalvo Higuera,
im Dezember 2005 Vorwürfe über McCarrick gemeldet.
Zu dieser Zeit sei laut Boatkoski bereits eine
gerichtliche Einigung mit einem ehemaligen Seminaristen erzielt worden, der
sagte, dass er ein Opfer von McCarricks sexuellem
Fehlverhalten war, und eine weitere Anklage wurde untersucht.
Diese Information über direkte Anklagen gegen McCarrick
wegen sexueller Verfehlungen und über die daraus resultierenden
Rechtsstreitigkeiten unterstützte Befürchtungen, die Bonifatius Ramsey,
Professor für Patristik von 1986 bis 1996 am Seminar „Unbefleckten
Empfängnis“ in South Orange, New Jersey, dem Vatikan mitgeteilt hatte. Wie
berichtet, meldete Pater Ramsey an Montalvo
Diskussionen der Seminaristen über McCarricks
angebliche sexuelle Annäherungsversuche. Der Nuntius hatte ihm am 22.
November 2000 einen Brief darüber geschrieben, einen Tag nach der Bekanntgabe
der Ernennung von McCarrick zum Erzbischof von
Washington, D.C.
Und laut einem Brief vom 11. Oktober 2006 bestätigte das Staatssekretariat
des Vatikans schließlich den Empfang des Briefes aus dem Jahre 2000.
Erzbischof Leonardo Sandri hatte Ramsey, inzwischen
Pfarrer in der Erzdiözese New York, geschrieben, sich zu erkundigen, nicht
über McCarrick, sondern über einen Priester, der
das Seminar inmitten der "ernsten Angelegenheiten" besuchte, die
Ramsey beschrieben hatte.
An dieser Stelle sollen die Behörden des Vatikans die Anschuldigungen gegen McCarrick im Namen von Papst Benedikt streng untersucht
haben, um zu sehen, ob das anwendbare kanonische Recht benutzt werden sollte,
um den Kardinal zum Rücktritt zu drängen. Laut Viganòs
Interview mit LifeSiteNews sanktionierte Papst
Benedikt statt dessen McCarrick schließlich
"auf private Weise", vielleicht im Jahre 2009 oder 2010.
"Ich weiß nicht, wer für diese unglaubliche Verzögerung verantwortlich
war", lautet die Begründung, die Viganò in
seiner Erklärung vom 25. August für eine Vertuschung der Vorwürfe gegen McCarrick anbietet. "Sicherlich glaube ich nicht,
dass es Papst Benedikt war."
Vielleicht waren alle zu beschäftigt mit Bischof Morris.
LINK zum Teilen: https://www.hanglberger-manfred.de/erzbischof-vigano-glaubwuerdig-fragezeichen.htm
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