Papst Franziskus: Aus seiner Rede zum Abschluss der Familien-Synode in Rom 24.10.2015
Was
bedeutet es für die Kirche, diese der Familie gewidmete Synode abzuschließen?
Es bedeutet, allen bezeugt zu haben,
dass das Evangelium für die Kirche
eine lebendige Quelle ewiger Neuheit bleibt – ein Zeugnis gegen die, welche
es „indoktrinieren“ und zu toten
Steinen machen wollen, mit denen man die anderen bewerfen kann. Die Erfahrung der Synode hat uns auch
besser begreifen lassen, dass die
wahren Verteidiger der Lehre nicht jene sind, die den Buchstaben verteidigen,
sondern die, welche den Geist verteidigen; die nicht die Ideen, sondern den
Menschen verteidigen; nicht die Formeln, sondern die Unentgeltlichkeit der
Liebe Gottes und seiner Vergebung. Das bedeutet keineswegs, die Bedeutung
der Formeln – sie sind notwendig! – , der Gesetze
und der göttlichen Gebote zu schmälern, sondern die Größe des wahren Gottes
zu preisen, der an uns nicht nach unseren Verdiensten und auch nicht nach
unseren Werken, sondern einzig nach dem unbegrenzten Großmut seiner
Barmherzigkeit handelt (vgl. Röm 3,21-30; Ps 130; Lk
11,37-54). Es bedeutet, die ständigen Versuchungen des älteren Bruders (vgl. Lk
15,25-32) oder der eifersüchtigen Arbeiter (vgl. Mt 20,1-16) zu
überwinden. Ja, es bedeutet, die
Gesetze und die Gebote, die für den Menschen geschaffen sind und nicht
umgekehrt (vgl. Mk 2,27), noch mehr zur Geltung zu bringen. Die erste Pflicht der Kirche ist nicht die, Verurteilungen und Bannflüche auszuteilen, sondern jene, die Barmherzigkeit Gottes zu verkünden, zur Umkehr aufzurufen und alle Menschen zum Heil des Herrn zu führen (vgl. Joh 12,44-50). |
>>> Papstpredigt vor den
Synodenteilnehmern nach Abschluss der Synode (So 25.10.2015) |
Zwei Abschnitte aus dieser Papst-Predigt: Es gibt aber
einige Versuchungen für die, welche Jesus folgen. Das Evangelium stellt
wenigstens zwei von ihnen heraus. Keiner der Jünger bleibt stehen wie Jesus. Sie setzen ihren Weg fort, gehen weiter,
als ob nichts gewesen wäre. Wenn Bartimäus blind ist – sie sind taub: Sein
Problem ist nicht ihr Problem. Das kann eine Gefahr für uns sein: angesichts
der ständigen Probleme lieber weiterzugehen, ohne uns stören zu lassen. Auf diese Weise sind wir wie die Jünger
mit Jesus zusammen, denken aber nicht wie Jesus. Man ist in seiner
Gruppe, verliert aber die Offenheit des Herzens; das Staunen, die Dankbarkeit
und die Begeisterung gehen verloren, und man läuft Gefahr, ein
„Gewohnheitsmensch der Gnade“ zu werden. Wir
können über ihn sprechen und für ihn arbeiten, aber weit entfernt von seinem
Herzen leben, das sich zu denen ausstreckt, die verletzt sind. Das ist
die Versuchung: eine „Spiritualität der Vorspiegelung“: Wir können die Wüsten
der Menschheit durchqueren und nicht
sehen, was wirklich los ist, sondern nur das, was wir sehen möchten; wir
sind fähig, Weltanschauungen zu konstruieren, akzeptieren aber nicht, was der
Herr uns vor Augen führt. Ein Glaube,
der sich nicht im Leben der Menschen zu verwurzeln weiß, bleibt trocken, und
anstatt Oasen zu schaffen, verursacht er weitere Wüsten. Text-Auswahl
und Hervorhebungen durch Fett-Druck durch Manfred Hanglberger (www.hanglberger-manfred.de) |
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Texte zu Familienpastoral und Bischofssynode