Bin ich denn nichts wert?

Der Weg zu einem gesunden Selbstwertgefühl

(Manfred Hanglberger, ein Topos-plus-Taschenbuch)

 

Leseprobe

 

Minderwertigkeitsgefühle sind etwas Natürliches; sie gehören zur menschlichen Seele dazu wie Angst und Trauer, wie Zorn und Liebe. Wenn sie langfristig in unserer Gefühlswelt die Hauptrolle übernehmen, wenn sie zu einer anhaltenden Grundstimmung werden, besteht zusätzlicher Erkenntnis- und Handlungsbedarf.

Minderwertigkeitsgefühle zu haben, ist nicht das entscheidende Problem, sondern wie wir damit umgehen, ob wir jahrelang untätig darunter leiden, oder ob wir sie verdrängen und sie dann in kompensatorischen Formen in problematischer Weise abreagieren oder ob wir sie uns innerlich eingestehen, sie aufmerksam innerlich „anschauen“, sie als hilfreiche Signale unserer Seele verstehen, deshalb ihre Botschaften zu deuten vermögen und dadurch entscheidungs- und handlungsfähig werden für den Aufbau eines gesunden Selbstbewusstseins.

Wir können kein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln, wenn wir uns innerlich über andere Menschen stellen, wenn wir auf andere Menschen herabschauen und sie verachten. Gesunde Selbstachtung und eine grundsätzliche Achtung gegenüber unseren Mitmenschen sind zwei seelische Haltungen, die langfristig untrennbar miteinander verbunden sind, auch wenn uns das keineswegs immer bewusst ist.

Achtung gegenüber auch schwierigen Mitmenschen aber können wir nur entwickeln, wenn wir zu einem tiefen Mitgefühl mit dem Schicksal dieser Menschen grundsätzlich fähig sind und andererseits ihnen nicht hilflos ausgeliefert sind, dass wir uns also in der Zeit, in der wir unser eigenes seelisches Fundament ausloten und entwickeln, vor massiver Einmischung zu schützen vermögen.

So vielfältig, ja gegensätzlich sich Minderwertigkeitsgefühle äußern können, so vielfältig sind auch die Möglichkeiten, sie zu beeinflussen und abzubauen. Es ist nicht einfach Schicksal oder ein vorgegebener Charakter, dem man als Mensch mit Minderwertigkeitsgefühlen ausgeliefert ist. Dieses Buch will jedem, der unter solchen Problemen leidet, die Augen öffnen und Handlungsmöglichkeiten erschließen, um seinem seelischen Leben eine Grundlage und eine Zukunftsperspektive zu ermöglichen, um sowohl Sensibilität und Einfühlungsvermögen, wie auch innere Stärke und Stabilität aufzubauen. Dies sind die entscheidenden Voraussetzungen, um das eigene Leben wertvoll und kreativ zu gestalten und verantwortungsvoll mit den größeren und kleineren Lebenszusammenhängen umzugehen, in die unser Dasein eingebettet ist.

 

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