Ursachen von Partnerschaftskrisen im päpstlichen Schreiben „Amoris Laetitia“

 

Alte Wunden

 

239. Es ist verständlich, dass es in den Familien viele Krisen gibt,

- wenn eines ihrer Mitglieder seine Art, in Beziehung zu treten, nicht voll entwickelt hat, weil es die Wunden aus irgendeinem Abschnitt seines Lebens nicht hat ausheilen lassen. Eine schlecht erlebte Kindheit oder Jugendzeit ist ein Nährboden für persönliche Krisen, die schließlich die Ehe in Mitleidenschaft ziehen. Wenn alle normal gereifte Menschen wären, wären Krisen weniger häufig und weniger schmerzlich. Tatsache ist aber, dass manchmal Menschen im Alter von vierzig Jahren eine noch ausstehende Reifung durchmachen müssen, die mit dem Abschluss ihrer Jugendzeit hätte erreicht sein sollen.

- Manchmal liebt man mit einer dem Kind eigenen egozentrischen Liebe, die in einer Phase steckengeblieben ist, wo die Realität sich verzerrt und man in der kapriziösen Vorstellung lebt, dass alles sich um das eigene Ich dreht. Es ist eine unersättliche Liebe, die schreit oder weint, wenn sie nicht erhält, was sie sich wünscht.

- Andere Male wird mit einer Liebe geliebt, die in der pubertären Phase steckengeblieben und von Konfrontation, bissiger Kritik, von der Gewohnheit, die anderen zu beschuldigen, und von der Logik des Gefühls und der Fantasie geprägt ist, wo die anderen die eigene Leere füllen oder sich nach den eigenen Launen richten müssen.

 

240. 

- Viele beenden ihre Kindheit, ohne jemals gespürt zu haben, dass sie bedingungslos geliebt werden, und das schädigt die Fähigkeit, zu vertrauen und sich hinzugeben.

- Eine schlecht gelebte Beziehung zu den eigenen Eltern und Geschwistern, die nie geheilt wurde, taucht wieder auf und schädigt das Eheleben. Dann muss man einen Prozess der Befreiung durchmachen, dem man sich noch nie gestellt hat.

 

Wenn die Beziehung zwischen den Eheleuten nicht gut funktioniert,

-       sollte man, bevor man wichtige Entscheidungen fällt, sicherstellen, dass jeder der beiden diesen Weg der Heilung der eigenen Geschichte gegangen ist.

Das erfordert,

-       die Notwendigkeit der Heilung einzusehen,

-       eindringlich die Gnade zu erbitten, vergeben und um Vergebung bitten zu können,

-        Hilfe anzunehmen,

-       positive Beweggründe zu suchen

-       und das alles immer wieder neu zu versuchen.

-       Jeder muss mit sich selbst sehr ehrlich sein, um zu erkennen, dass seine Art, die Liebe zu leben, diese Formen der Unreife besitzt.

-       So sehr es auch offensichtlich erscheinen mag, dass die ganze Schuld beim anderen liegt, ist es doch niemals möglich, eine Krise zu überwinden, wenn man erwartet, dass nur der andere sich ändert.

-       Man muss sich auch nach den Dingen fragen, in denen man selber reifen oder ausheilen könnte, um die Überwindung des Konfliktes zu fördern.

 

Formatierung durch Manfred Hanglberger (www.hanglberger-manfred.de)

 

>>> „Amoris Laetitia“: Vollständiger Text

>>> „Den falschen Partner geheiratet?“ Unbewusste Ursachen und Hilfen für Partnerkonflikte (Von M.Hanglberger)

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