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Da einige meiner Vorfahren der Mutter-Seite sehr mit dem Problem
„Eifersucht“ belastet waren, hier einige grundsätzliche Überlegungen zu
diesem Thema: Gefühle werden durch aktuelle Anlässe
ausgelöst, aber sie werden verstärkt durch das Wachrufen einer ähnlichen
kindlichen Erfahrung, die aber damals abgewertet war, und sie werden
grenzenlos gesteigert, wenn sie ein Gefühl berühren, das man von den Eltern
unbewusst übernommen hat, weil diese dafür keine gute Lösung fanden oder es
verdrängten. Eifersucht ist weniger die Erfahrung von
objektiver Ungerechtigkeit, sondern es geht um die Frage, wer mehr geliebt
wird von einem Menschen, von dem man geliebt werden möchte. Es geht um eine
Konkurrenzsituation in Liebesbeziehungen.
O
Aber auch bei Sandwich-Kindern, also den mittleren von drei Kindern, bei
denen Eltern oft nicht wahrnehmen, dass dieses Kind seelisch keinen so guten
Platz findet, wie die beiden anderen Kinder, kann eine emotionale Prägung
entstehen mit der geheimen Frage: „Warum bin ich weniger liebenswert, warum
werde ich weniger beachtet, als die anderen Geschwister?“ O
Eine ähnliche Sehnsuchtsbeziehung gepaart mit Eifersucht gegenüber dem
anderen Kind entsteht, wenn der Elternteil, dem man sich seelisch stärker
verbunden weiß, abwesend oder sonst kaum erreichbar ist; z.B. wenn ein
kleiner Junge seinen Vater verlor und sah, wie seine Schulfreunde mit ihren
Vätern spielen konnten, kann eine Eifersucht entstehen, die im
Erwachsenenalter durch kleine Benachteiligungen ausgelöst, heftig
hervorbrechen kann. O
Natürlich gibt es auch die Eifersucht, die bei Sigmund
Freud im Phänomen des Ödipus-Komplexes beschrieben worden ist, also die
Eifersucht des Sohnes auf die Mutter in Konkurrenz mit dem Vater. Der lebensgeschichtliche
Hintergrund bei Freud ist sehr interessant: Die Konkurrenz zwischen Sohn und
Vater erlebte er bei einem seiner zwei Halbbrüder aus erster Ehe seines
Vaters. Dieser war mit der neuen jungen Ehefrau von Freuds Vater ungefähr
gleichaltrig und es gab offensichtlich zwischen diesen beiden eine erotische
Spannung. Aber die Sehnsucht nach der Mutter war vor allem das eigene Problem
von dem kleinen Sigmund Freud. Er war nämlich der Erstgeborene in der zweiten
Ehe des Vaters. Als das zweite Kind dieser Ehe starb und die Mutter in dieser
Zeit auch ihren Lieblingsbruder durch Tod verlor, fiel sie einige Zeit in
Depressionen und konnte für das älteste Kind nicht mehr selbst sorgen, nicht
zuletzt, weil bald ein drittes Kind geboren wurde und sie ihre verbleibende
Kraft für den Säugling brauchte. Deshalb wurde eine Kinderfrau angestellt,
die für den kleinen Sigmund zu sorgen hatte. Als diese wegen Diebstahls
verhaftet und von der Familie entlassen wurde, verlor der Erstgeborene nach
dem seelischen Verlust der Mutter auch diese Ersatzmutter. Die jahrelang
unerfüllte Sehnsucht nach der Mutter dürfte beim jungen Freud den Hintergrund
geschaffen haben für das Eifersuchtsmodell, das im Ödipus-Komplex beschrieben
ist. Allerdings wird es in dieser Allgemeingültigkeit, wie es Freud dann
darstellt, von Familientherapeuten nicht akzeptiert; doch für Schicksale, wie
sie das Kind Sigmund Freud erlebt hat und es viele andere Menschen in
irgendeiner ähnlichen Weise erfahren haben, kann es durchaus zutreffend sein. O
Allein schon durch eine sehr enge Folge von
Geburten können die jeweils älteren Kinder in eine starke
Eifersuchtsproblematik geraten. Denn das Neugeborene nimmt die Mutter so sehr
in Anspruch, dass das früher geborene Kind von der bisher gewohnten sehr
engen seelischen und körperlichen Verbundenheit mit der Mutter weggeschoben
wird. Wenn dieses Kind aber erst ein oder eineinhalb Jahre alt ist, bräuchte
es die intensive Nähe der Mutter noch. Dieses Weggeschoben-Werden erlebt es
deshalb als einen Mutterverlust, als das Zerbrechen seiner wichtigsten
Liebesbeziehung, als die unzeitgemäße Auflösung einer heilen Welt. Nicht nur
das seelische Urvertrauen kann dabei tief verletzt werden, es kann auch eine
starke Eifersuchtsenergie entstehen, die das ganze spätere Leben prägt. O Wenn im
Ödipus-Beispiel es dem Sohn gelingt, von der Mutter mehr geliebt zu werden
als der Vater, schlägt die Eifersucht um in extremes Konkurrenz- und
Rivalitätsverhalten. Das sind oft die erfolgreichen Manager oder
Supersportler, die den anderen immer zeigen wollen, dass sie die besseren
sind. Denn dies ist die Botschaft aus ihrer Kindheit: „Du musst in den Augen
der Mutter liebenswerter, besser sein als der Vater.“ So treten sie mit jedem
Mann in einen Wettbewerb. Die letzte Quelle ihres Handelns ist aber nicht
Egoismus, Stolz oder Ehrgeiz, sondern die unbewusste Liebe zu ihrer Mutter,
das Bemühen, deren Traurigkeit und Minderwertigkeitsgefühle aufzulösen, die
vermutlich bedingt sind durch zu wenig partnerschaftliche Liebe vom Ehemann.
Aber diese Erfolgstypen, die letztlich ihrer Mutter Ehre machen wollen, sind
so sehr gewohnt, von der Mutter verehrt und angehimmelt zu werden, dass sie
dies auch bei jeder Frau erhoffen und in arge Verletztheit und Eifersucht
geraten, wenn ihnen dies einmal nicht gelingt. Es entsteht aber keine gesunde
Partnerschaftsbeziehung, wenn man ein Leben lang nur das Erlösungsprogramm
abspult, in das man als Kind in der Beziehung zu seinen Eltern geraten ist. O Säuglinge
und Kleinkinder sind die einzigen Menschen sind, die das Recht haben, einen
anderen Menschen zu „besitzen“, nämlich die Mutter (manche auch den Vater).
Dies ist für sie ein fundamentales Bedürfnis, da die Eltern für sie als
absolut notwendig erfahren werden. Nun versuchen jene Kinder, denen dies
durch schicksalhafte Umstände oder durch seelische Belastungen und
entsprechende Verhaltensweisen der Eltern verwehrt worden ist, dies später
als Erwachsene nachzuholen. D.h. sie versuchen den Partner, eigene Kinder
oder im Berufsleben ihre Untergebenen wie einen Besitz zu behandeln und zu
kontrollieren. In einer Partnerschaft zeigt sich solches „Besitzdenken“
häufig in Form von extremem Eifersuchtsverhalten. O Die bisher genannten
Beispiele muss ein eifersüchtiger Mensch nicht selbst erlebt haben. Es kann
sein, dass ein Elternteil von ihm aus einer solchen Familienkonstellation
stammt und er in unbewusster Solidarität mit diesem Elternteil diese Gefühle
übernommen hat. Solche übernommenen Gefühle können heftiger wirken als
Gefühle, die man durch eigenes Erleben erfährt. ******************************** Krankhafte Eifersucht, die von großer Angst
beherrscht ist, den Partner zu verlieren, führt oft zu sehr destruktiven Konflikten,
zu ständigen Vorwürfen und Misstrauen. Man glaubt sich vom anderen nicht
wirklich geliebt, sondern unterstellt ihm Täuschungsmanöver und Verlogenheit;
man versucht, ihn ständig zu kontrollieren, seine Freiheit weitgehend
einzuschränken und jeden eigenständigen Entfaltungsspielraum zu rauben. Manfred Hanglberger (www.hanglberger-manfred.de) Link zum Teilen: https://hanglberger-manfred.de/eifersucht.htm Mögliche Hilfen: |
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Dialog
mit dem „Inneren Kind“ |
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Selbstwert-Gefühl
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Bei krankhafter Eifersucht
sollte ein Therapeut oder Familienberater (jeweils mit systemischer
Ausbildung) in Anspruch genommen werden! |