LINK: https://hanglberger-manfred.de/enzyklika-laudato-si-technik-wertvoll-und-gefahr.htm Würdigung des technischen Fortschritts 102. Die Menschheit ist in eine
neue Ära eingetreten, in der uns die Macht der Technologie vor einen
Scheideweg stellt. Wir sind die Erben von zwei Jahrhunderten enormer
Veränderungswellen: die Dampfmaschine, die Eisenbahn,
der Telegraph, die Elektrizität, das Automobil, das Flugzeug, die chemischen
Industrien, die moderne Medizin, die Informatik und jüngst die digitale
Revolution, die Robotertechnik, die Biotechnologien und die Nanotechnologien. Es ist recht, sich über diese Fortschritte zu freuen
und angesichts der umfangreichen Möglichkeiten, die uns diese stetigen
Neuerungen eröffnen, in Begeisterung zu geraten, da „Wissenschaft und
Technologie ein großartiges Produkt gottgeschenkter Kreativität“ sind. Die Umgestaltung der Natur zu
Nützlichkeitszwecken ist für die Menschheit seit ihren Anfängen
charakteristisch, und daher ist die Technik „Ausdruck der Spannung des
menschlichen Geistes auf die schrittweise Überwindung gewisser materieller
Bedingtheiten hin“. Die Technologie hat unzähligen Übeln, die dem
Menschen schadeten und ihn einschränkten, Abhilfe geschaffen. Wir können den
technischen Fortschritt nur schätzen und dafür danken, vor allem in der
Medizin, in der Ingenieurwissenschaft und im Kommunikationswesen. Und wie sollte man nicht die Bemühungen vieler
Wissenschaftler und Techniker anerkennen,
103. Die gut ausgerichtete Technoscience kann nicht nur wirklich wertvolle Dinge
produzieren, um die Lebensqualität des Menschen zu verbessern, von
Gebrauchsgegenständen im Haushalt bis zu wichtigen Verkehrsmitteln, Brücken, Gebäuden, öffentlichen
Orten. Sie ist ebenso in der Lage, das
Schöne hervorzubringen und den in die materielle Welt eingetauchten Menschen
in die Sphäre der Schönheit „springen“ zu lassen. Kann man denn die Schönheit
eines Flugzeuges oder mancher Wolkenkratzer leugnen? Es gibt wunderschöne
Werke der Malerei und der Musik, die durch die Verwendung neuer technischer
Mittel erzielt wurden. So vollzieht sich bei der Suche
des technischen Erzeugers nach Schönheit und im Betrachter dieser Schönheit
ein Sprung in eine gewisse echt menschliche Fülle.
104. Wir können aber nicht
unbeachtet lassen, dass die Nuklearenergie, die Biotechnologie, die
Informatik, die Kenntnis unserer eigenen DNA und andere Fähigkeiten, die wir
erworben haben, uns eine gewaltige Macht verleihen. Besser gesagt, sie geben
denen, welche die Kenntnis und vor allem die wirtschaftliche Macht besitzen,
sie einzusetzen, eine beeindruckende Gewalt über die gesamte Menschheit und
die ganze Welt. Nie hatte die Menschheit so viel Macht über sich
selbst, und nichts kann Es genügt, an die Atombomben zu
erinnern, die mitten im 20. Jahrhundert abgeworfen wurden, sowie an den
großen technologischen Aufwand, den der Nationalsozialismus, der Kommunismus
und andere totalitäre Regime zur Vernichtung von Millionen von Menschen
betrieben haben – ohne hierbei zu vergessen, dass heute der Krieg über immer
perfektere todbringende Mittel verfügt. In welchen Händen liegt so viel
Macht, und in welche Hände kann sie gelangen? Es ist überaus gefährlich, dass
sie bei einem kleinen Teil der Menschheit liegt. 105. Man neigt zu der Ansicht,
„jede Zunahme an Macht sei einfachhin »Fortschritt«; Erhöhung von Sicherheit,
Nutzen, Wohlfahrt, Lebenskraft, Wertsättigung“, als gingen die Wirklichkeit,
das Gute und die Wahrheit spontan aus der technologischen und
wirtschaftlichen Macht selbst hervor. Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum
richtigen Gebrauch der Macht erzogen wird“, denn das enorme technologische
Wachstum ging nicht mit einer Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit,
Werten und Gewissen einher. Jede Zeit neigt dazu, eine
dürftige Selbsterkenntnis in Bezug auf die eigenen Grenzen zu entwickeln. Aus
diesem Grund ist es möglich, dass die Menschheit heute nicht den Ernst der
Herausforderungen, die sich ihr stellen, wahrnimmt. „Die Möglichkeit, der
Mensch werde die Macht falsch gebrauchen, [wächst] beständig“, wenn „keine
Freiheitsnormen, sondern nur angebliche Notwendigkeiten des Nutzens und der
Sicherheit bestehen“. Der Mensch ist nicht völlig autonom. Seine Freiheit
wird krank, wenn sie sich den blinden Kräften des Unbewussten, der unmittelbaren
Bedürfnisse, des Egoismus und der Gewalt
überlässt. In diesem Sinne ist der Mensch seiner eigenen Macht,
die weiter wächst, |
|
>>> „Laudato si“ |
LINK: https://hanglberger-manfred.de/enzyklika-laudato-si-technik-wertvoll-und-gefahr.htm