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Warum Frauen die Zurücksetzung von Frauen in der Katholischen Kirche unterstützen

 

Für ein solches Verhalten von Frauen war meine Mutter (+2015) ein deutlichen Beispiel:
In der Spiritualität war sie keineswegs ultra-konservativ, sondern so eigenständig und kritisch, dass sie in einer Diskussion mit ihren Enkelkindern, die nicht mehr in die Kirche gingen, sagte: „Ich habe mich auch schon mal gefragt, ob die Bischöfe beim Beten mitdenken, denn dann müssten sie doch merken, was für einen Zeug sie beten.“

Aber die Priesterweihe für Frauen hat sie strikt abgelehnt. Da ich als Seelsorger auch eine Ausbildung zum Familientherapeuten habe, ist mir klar, warum meine Mutter so gedacht hat: Sie ist aufgewachsen auf einem Einöd-Bauernhof, auf dem ihr Vater „Alleinherrscher“ über Frau und neun Kinder, über Knechte und Mägde war. Seinem Wort durfte niemand widersprechen. Aber vor allem galten die Söhne weit mehr als die Töchter. Deshalb wollte meine Mutter auch nur Söhne als Kinder. Aus dieser Biografie ist es für mich verständlich, warum sich meine Mutter Frauen als Priesterinnen nicht vorstellen konnte.

 

Eine Selbstverachtung und damit eine allgemeine Frauenverachtung können auch Frauen entwickeln, die als Mädchen sexuell missbraucht worden waren oder andere Formen von körperlichen oder verbalen Demütigungen erlebt haben.

Als eine schlimme Nebenwirkung dieses Schicksals entwickeln viele dieser Frauen eine tiefe Selbstverachtung und verachten dann nicht selten auch ihren Körper, den sie dann nicht spüren und nicht lieben können.

Auch ein solches Schicksal kann zur Ablehnung einer Priesterweihe für Frauen führen.

Wenn die Mutter oder Großmutter solches erlebten, besteht eine große Wahrscheinlichkeit, dass eine Tochter bzw. eine Enkelin solche Gefühle übernimmt und dadurch eine Selbstverachtung entwickelt und ihr Leben und ihre Einstellungen davon geprägt werden.

 

Leider sehe ich nirgends in der Kirche, dass die biografischen und psychologischen Hintergründe für die Ablehnung der Priesterweihe für Frauen, die manche Männer und sogar Frauen vertreten, bedacht würden – obwohl sie in meinen Augen entscheidend für deren Einstellung sind.

Vielleicht ist eine Ursache dafür; dass wir eine anerkannte „Katholische Soziallehre“, die aber für die Kirche selbst keine Anwendung findet, haben, aber keine katholische Glaubenslehre zur Gefühlswelt des Menschen.

Es erstaunt mich immer wieder, warum dieses beschämende Defizit in der Kirche nicht beseitigt wird.

 

Manfred Hanglberger (www.hanglberger-manfred.de)