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Die Bischofssynode zum Thema

„Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsunterscheidung“

Zum Abschluss-Dokument der Bischofssynode >>> (PDF)

Zum Vorbereitungsdokument (Instrumentum Laboris) >>> (PDF)

Zum nachsynodalen Schreiben von Papst Franziskus: „Christus vivit >>>

 

Auf der Synode wurde von den Bischöfen über jedes Kapitel einzeln abgestimmt.

Anwesende Stimmberechtigte 248

Notwendige Zweidrittel-Mehrheit: 166

Alle Kapitel erreichten die notwendige Zustimmung von mehr als 166 Stimmen.

 

Doch es ist interessant, welche Kapitel ca. 10 Prozent oder mehr Gegenstimmen erhielten.

Bei den Kapiteln zu folgenden Themen war dies der Fall (Originaltexte siehe unten):

 

· Machtmissbrauch in der Kirche und der Klerikalismus

· Die Lebenswelt und die Fragen der Jugendlichen und die Moralforderungen der Kirche

· Die Rolle der Frauen in der Kirche

· Die christliche Sicht und Bedeutung des Gewissens

· Die synodale Gestalt der Kirche

· Ein klares Wort zur Sexualität

 

Alle Formen von Missbrauch wahrnehmen und auf diese reagieren

 

Wahrheit schaffen und um Vergebung bitten (Abstimmung: 208 Ja; 30 Nein)

 

29. Die verschiedenen Formen von Missbrauch durch einige Bischöfe, Priester, Ordensleute und Laien verursachen bei den Opfern, unter denen sich viele junge Menschen befinden, ein Leid, das ein Leben lang andauern und durch keine Reue geheilt werden kann. Dieses Phänomen ist in der Gesellschaft verbreitet, es betrifft auch die Kirche und stellt ein ernsthaftes Hindernis für ihre Sendung dar. Die Synode bekräftigt, dass sie sich entschlossen für die Umsetzung rigoroser Präventionsmaßnahmen einsetzt, die verhindern, dass sich dies wieder-holt, und dabei mit der Auswahl und Ausbildung derjenigen beginnt, denen verantwortungs-volle und erzieherische Aufgaben übertragen werden.

 

Zur Wurzel gehen (Abstimmung: 204 Ja; 31 Nein)

 

30. Es gibt verschiedene Formen von Missbrauch: Missbrauch von Macht, finanzieller Missbrauch, Missbrauch des Gewissens und sexueller Missbrauch. Hier stellt sich klar die Aufgabe, die Formen der Ausübung von Autorität, in die diese münden, und den Mangel an Verantwortungsbewusstsein und Transparenz bei der Behandlung vieler Fälle auszumerzen. Der Wunsch nach Herrschaft, ein Mangel an Dialog und Transparenz, Formen des Doppellebens, spirituelle Leere sowie psychische Schutzlosigkeit sind der Boden, auf dem Korruption gedeiht. Insbesondere der Klerikalismus „entsteht aus einer elitären und ausschließenden Sicht von Berufung, die das empfangene Amt als eine auszuübende Macht versteht und nicht als einen mit Selbstlosigkeit und Großmut anzubietenden Dienst. Jene Haltung führt zu der Auffassung, man gehöre zu einer Gruppe, die alle Antworten besitzt und nicht mehr zuhören und nichts mehr zu lernen braucht. Oder sie tut nur so, als hörte sie zu.“ (PAPST FRANZISKUS, Ansprache vor der I. Generalkongregation der XV. Generalversammlung der Bischofssynode, 3. Oktober 2018).

 

 

Körper und Gefühlsleben

 

Laufende Änderungen (Abstimmung: 206 Ja; 32 Nein)

37. Junge Menschen sehen in Körper und Sexualität eine wesentliche Bedeutung für ihr Leben und die Weiterentwicklung ihrer Identität, da sie unabdingbar sind, um Freundschaft und Gefühle zu erleben. In der heutigen Welt treffen wir diesbezüglich jedoch auf Phänomene, die einer schnellen Entwicklung unterliegen. Zunächst einmal üben Entwicklungen in der biomedizinischen Wissenschaft und Technologie einen starken Einfluss auf die Körper-wahrnehmung aus, sodass der Gedanke naheliegt, dieser sei unbegrenzt veränderbar. Die Fähigkeit, in die DNA einzugreifen, die Möglichkeit, künstliche Elemente in den Organismus einzuschleusen (Cyborgs) und die Entwicklung der Neurowissenschaften bieten große Möglichkeiten, werfen aber gleichzeitig auch anthropologische und ethische Fragen auf. Diesen technokratischen Ansatz für den Umgang mit dem Körper unkritisch zu übernehmen, schwächt das Bewusstsein für das Leben als Geschenk und den Sinn für die Begrenztheit der menschlichen Kreatur, die von wirtschaftlichen und politischen Dynamiken auf Abwege geleitet oder instrumentalisiert werden kann (vgl. PAPST FRANZISKUS, Laudato siʼ, Nr. 106).
Darüber hinaus breitet sich in manchen Kreisen von Jugendlichen die Faszination für riskantes Verhalten als Möglichkeit aus, sich selbst zu erfahren, starke Emotionen zu erleben und Anerkennung zu erlangen. Neben weiter fortbestehenden Phänomenen wie vorzeitiger Sexualität, Promiskuität, Sextourismus und einem übersteigerten Kult um das Aussehen stellt man heute fest, dass sich digitale Pornografie überall verbreitet und der eigene Körper online zur Schau gestellt wird. Diese Phänomene, denen die jungen Generationen ausgesetzt sind, er-schweren es, unbeschwert reif zu werden. Sie zeigen eine völlig neue soziale Dynamik auf, die persönliche Erfahrungen und Entscheidungen beeinflusst und sie zum Territorium für eine Art ideologischer Kolonialisierung macht.


Die Rezeption der Morallehre der Kirche (Abstimmung: 214 Ja; 25 Nein)

 

38. Dies ist der Kontext, in dem christliche Familien und kirchliche Gemeinschaften versuchen, junge Menschen Sexualität als ein großes Geschenk entdecken zu lassen, dem ein Mysterium innewohnt, um Beziehungen in der Logik des Evangeliums zu leben. Es gelingt ihnen jedoch nicht immer, diesen Wunsch in eine angemessene emotionale und sexuelle Erziehung umzusetzen, die sich nicht auf sporadische, gelegentliche Maßnahmen beschränkt. Da, wo diese Erziehung als proaktive Entscheidung wirklich angenommen wurde, sind positive Ergebnisse zu verzeichnen, die jungen Menschen helfen, die Beziehung zwischen ihrem Bekenntnis zum Glauben an Jesus Christus und der Art und Weise, wie sie Gefühle und zwischenmenschliche Beziehungen erleben, zu begreifen. Diese Ergebnisse fordern dazu auf und ermutigen dazu, mehr kirchliche Energien in diesen Bereich zu investieren.

 

Fragen von Jugendlichen (Abstimmung: 195 Ja; 43 Nein)


39. Die Kirche besitzt eine reiche Tradition, auf der sie ihre Lehre zu diesem Thema aufbauen und anbieten kann, wie zum Beispiel den Katechismus der katholischen Kirche, die vom heiligen Johannes Paul II. entwickelte Theologie des Leibes, die Enzyklika Deus caritas est von Benedikt XVI. und das Apostolische Schreiben Amoris Laetitia von Franziskus. Allerdings wünschen sich junge Menschen – auch diejenigen, die diese Lehre kennen und leben – von der Kirche ein klares, menschliches und einfühlsames Wort dazu. In der Tat ist die Sexualmoral oft Grund für Unverständnis und Entfernung von der Kirche, da sie als Raum des Urteils und der Strafe empfunden wird. Angesichts gesellschaftlicher Veränderungen und einer neuen Art des Erlebens von Gefühlen und unterschiedlichster ethischer Perspektiven zeigen junge Menschen sich für den Wert von Authentizität und Hingabe zwar empfänglich, sind aber oft desorientiert. Sie äußern insbesondere den ausdrücklichen Wunsch nach Auseinandersetzung mit Fragen zum Unterschied zwischen männlicher und weiblicher Identität, zur Wechselseitigkeit/Reziprozität zwischen Mann und Frau und zur Homosexualität.

 

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Frauen in der Kirche (Abstimmung: 209 Ja; 30 Nein)

 

55. Auch bei den Jugendlichen besteht die Forderung nach mehr Anerkennung und Wertschätzung von Frauen in Kirche und Gesellschaft. Viele Frauen spielen eine unersetzliche Rolle in christlichen Gemeinschaften, aber vielerorts tut man sich schwer, ihnen Raum in Entscheidungsprozessen zuzugestehen, auch wenn diese keine speziellen priesterlichen Verantwortlichkeiten einfordern. Das Fehlen der Stimme und des Blicks der Frauen macht die Diskussion und den Weg der Kirche ärmer und beraubt den Unterscheidungsprozess eines wertvollen Beitrags. Die Synode empfiehlt, bei allen ein stärkeres Bewusstsein dafür zu schaffen, dass eine Veränderung auch ausgehend von anthropologischen und theologischen Überlegungen zu der Wechselbeziehung zwischen Männern und Frauen absolut unausweichlich ist.

 

Die Frauen in der synodalen Kirche(Abstimmung: 201 Ja; 38 Nein)

148. Eine Kirche, die einen synodalen Stil leben möchte, kann nicht umhin, auch über die Stellung und Rolle der Frau in der Kirche und dementsprechend auch in der Gesellschaft nachzudenken. Junge Menschen beiderlei Geschlechts fordern dies mit Nachdruck. Die dazu entwickelten Überlegungen rufen nach Umsetzung durch mutige Schritte zur kulturellen Umkehr und Veränderung in der Alltagsseelsorge. Ein wichtiger Bereich ist diesbezüglich die Präsenz von Frauen in kirchlichen Gremien auf allen Ebenen sowie auch in Leitungspositionen und die Beteiligung von Frauen an kirchlichen Entscheidungsprozessen unter Einhaltung der Rolle des Priesteramts. Es ist eine Pflicht der Gerechtigkeit, die sich sowohl daran orientiert, wie Jesus mit den Frauen und Männern seiner Zeit in Beziehung getreten ist, als auch an der Bedeutung der Rolle bestimmter Frauenfiguren in der Bibel, der Heilsgeschichte und im Leben der Kirche.

 

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Das Gewissen in der Unterscheidung Gott spricht zum Herzen (Abstimmung: 223 Ja; 20 Nein)

106. Die Unterscheidung lenkt die Aufmerksamkeit auf das, was im Herzen jedes Mannes und jeder Frau vor sich geht. In den biblischen Texten wird der Begriff „Herz“ verwendet, um auf den zentralen Punkt des Innersten eines Menschen hinzuweisen, wo das Hören des Wortes, das Gott immerzu an ihn richtet, zum Kriterium für die Bewertung von Leben und Entscheidungen wird (vgl. Ps 139). Die Bibel bedenkt zwar die persönliche Dimension, betont aber gleichzeitig auch die gemeinschaftliche. Auch das von den Propheten verheißene „neue Herz“ ist keine individuelle Gabe, sondern betrifft ganz Israel, in dessen Überlieferung und Heilsgeschichte der Gläubige eingebunden ist (vgl. Ez 36,26–27). Die Evangelien gehen in dieselbe Richtung: Jesus beharrt auf der Bedeutung des Innersten und stellt das Herz in den Mittelpunkt des moralischen Lebens (vgl. Mt 15,18–20).  

 

Die christliche Vorstellung von Gewissen (Abstimmung: 219 Ja; 23 Nein)

107. Der Apostel Paulus führt weiter aus, was die biblische Überlieferung über das Herz bekundet hat, und setzt es in Beziehung zu dem Begriff „Gewissen“, den er aus der Kultur seiner Zeit übernimmt. Im Gewissen wird die Frucht der Begegnung und Gemeinschaft mit Christus erfasst: als heilbringende Verwandlung und Annahme einer neuen Freiheit. Die christliche Tradition betont nachdrücklich, dass das Gewissen der privilegierte Ort einer besonderen Intimität mit Gott und der Begegnung mit ihm ist, in der seine Stimme gegenwärtig wird: „Das Gewissen ist die verborgenste Mitte und das Heiligtum im Menschen, wo er allein ist mit Gott, dessen Stimme in diesem seinen Innersten zu hören ist“ (Gaudium et spes, Nr. 16). Dieses Gewissen deckt sich nicht mit einem unmittelbaren und oberflächlichen Gefühl oder mit einem „Selbstbewusstsein“: Es zeugt von einer transzendenten Präsenz, die jeder Mensch in seinem Innersten findet, aber über die er nicht verfügt.

 

Die Bildung des Gewissens (Abstimmung: 205 Ja; 36 Nein)

108. Die Bildung des Gewissens ist der Weg allen Lebens, auf dem man lernt, dieselben Gefühle wie Jesus Christus zu nähren, indem man sich die Kriterien seiner Entscheidungen und die Absichten seines Handelns zu eigen macht (vgl. Phil 2,5). Um die tiefste Dimension des Gewissens zu erreichen, ist es aus christlicher Sicht wichtig, sich um sein Innerstes zu kümmern, was vor allem bedeutet, sich Zeit für Stille, Betrachtung im Gebet und das Hören des Wortes, für Unterstützung in der sakramentalen Praxis und in der Lehre der Kirche zu nehmen. Zudem muss geübt werden, Gutes zu tun und dies mit dem Gewissen zu prüfen: Eine Übung, bei der es nicht nur darum geht, Sünden zu erkennen, sondern auch das Werk Gottes in der eigenen täglichen Erfahrung, in den Ereignissen der Geschichte und der Kulturen, in die man eingebunden ist, im Zeugnis so vieler anderer Männer und Frauen, die uns vorangegangen sind oder uns mit ihrer Weisheit begleiten. All dies hilft, in der Tugend der Umsicht zu wachsen und die globale Ausrichtung des Seins durch konkrete Entscheidungen in dem ruhigem Bewusstsein um die eigenen Gaben und Grenzen zu gestalten. Der junge Salomo hat um dieses Geschenk mehr als um alles andere gebeten (vgl. 1 Kön 3,9).  

 

Das kirchliche Gewissen (Abstimmung: 205 Ja; 34 Nein)

109. Das Gewissen eines jeden Gläubigen in seiner persönlichsten Dimension steht immer in Bezug zum Gewissen der Kirche. Nur durch die Vermittlung der Kirche und ihrer Glaubensüberlieferung haben wir Zugang zu dem authentischen Antlitz Gottes, das sich in Jesus Christus offenbart. Die geistliche Unterscheidung stellt sich daher als aufrichtige Gewissensarbeit in dem eigenen Bemühen dar, das potenziell Gute zu kennen, auf dessen Grundlage man verantwortungsbewusst in der richtigen Ausübung der praktischen Vernunft innerhalb und im Lichte der persönlichen Beziehung zu Jesus entscheidet.

 

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DIE MISSIONARISCHE SYNODALITÄT DER KIRCHE

 

Eine konstitutive Dynamik

 

Junge Menschen bitten uns, gemeinsam unterwegs zu sein (Abstimmung: 206 Ja; 34 Nein)

119. Zu dem Zeitpunkt, als diese Synode beschlossen hat, sich mit jungen Menschen aus-einander zusetzen, hat die Kirche in ihrer Gesamtheit sich für eine ganz konkrete Option entschieden, nämlich diesen Auftrag als epochale pastorale Priorität zu betrachten, in die Zeit, Energie und Ressourcen investiert werden. Bereits zu Beginn des Vorbereitungsprozesses haben die jungen Menschen den Wunsch geäußert, einbezogen und geschätzt zu werden und sich als Mitstreiter im Leben und in der Sendung der Kirche zu fühlen. Auf dieser Synode haben wir erfahren, dass mit jungen Christen gelebte Mitverantwortung auch für die Bischöfe ein Quell tiefer Freude ist. Wir erkennen in dieser Erfahrung eine Frucht des Heiligen Geistes, der die Kirche ständig erneuert und sie dazu aufruft, Synodalität als Art des Seins und Handelns zu praktizieren und dabei die Teilhabe aller Getauften und Menschen guten Willens zu fördern, so wie ihr Alter, Lebensstand und ihre Berufung es zulassen. In dieser Synode haben wir erfahren, dass die Kollegialität, die die Bischöfe cum Petro et sub Petro in ihrer Sorge um das Volk Gottes vereint, sich durch praktizierte Synodalität auf allen Ebenen artikulieren und reicher werden muss. 


Der synodale Prozess geht weiter (Abstimmung: 203 Ja; 39 Nein)

120. Mit dem Ende der Versammlung und dem Dokument, das deren Ergebnisse zusammenfasst, ist der synodale Prozess noch nicht abgeschlossen, sondern es wird nur eine Etappe erreicht. Da die konkreten Bedingungen, die realen Möglichkeiten und die dringenden Bedürfnisse junger Menschen von Land zu Land und von Kontinent zu Kontinent sehr unter-schiedlich sind, auch wenn der gemeinsame Glaube sie vereint, laden wir die Bischofskonferenzen und die Teilkirchen ein, diesen Weg fortzusetzen und sich an Prozessen der gemeinschaftlichen Unterscheidung zu beteiligen, die auch diejenigen in die Beschlussfassung miteinbeziehen, die keine Bischöfe sind, so wie diese Synode es getan hat. Zum Stil dieser kirchlichen Wege sollten brüderliches Zuhören und der generationenübergreifende Dialog gehören, mit dem Ziel, pastorale Leitlinien zu entwickeln, die besonders auf ausgegrenzte Jugendliche und diejenigen eingehen, die wenig oder gar keinen Kontakt zu kirchlichen Gemeinschaften haben. Wir hoffen, dass sich Familien, Ordensinstitute, Verbände, Bewegungen und die jungen Menschen selbst an diesen Wegen beteiligen, damit sich die „Flamme“ dessen, was wir in diesen Tagen erlebt haben, ausbreiten kann.  

 

Die synodale Gestalt der Kirche (Abstimmung: 191 Ja; 51 Nein)

121. Die erlebte Erfahrung hat bei den Teilnehmern der Synode ein Bewusstsein dafür geschaffen, wie wichtig die synodale Gestalt der Kirche für die Verkündigung und Weitergabe des Glaubens ist. Die Teilnahme junger Menschen hat dazu beigetragen, „Synodalität als konstitutive Dimension der Kirche“ wachzurufen. [...] „,Kirche und Synode sind Synonymeʻ, wie der heilige Johannes Chrysostomos sagt – denn die Kirche ist nichts anderes als das ,gemeinsame Vorangehenʻ der Herde Gottes auf den Pfaden der Geschichte zur Begegnung mit Christus, dem Herrn“ (PAPST FRANZISKUS, Ansprache zur 50-Jahr-Feier zur Errichtung der Bischofssynode, 17. Oktober 2015). Die Synodalität prägt sowohl das Leben als auch die Sendung der Kirche. Die Kirche ist das Volk Gottes – bestehend aus Jungen und Alten, Männern und Frauen aus allen Kulturen und mit unterschiedlichstem Hintergrund – und der Leib Christi, in dem die einen die Glieder der anderen sind, beginnend mit den Ausgegrenzten und mit denen, nach denen mit Füßen getreten wird. Während des Erfahrungsaustausches und durch die Zeugnisse haben sich während der Synode einige grundlegende Merkmale eines synodalen Stils herauskristallisiert, zu dem wir aufgerufen sind umzukehren. 

 

122. (Abstimmung: 199 Ja; 43 Nein)

Gerade in Beziehungen – zu Christus, zu anderen und innerhalb der Gemeinschaft – wird Glauben vermittelt. Auch im Hinblick auf ihre Sendung ist die Kirche aufgerufen, ihrem Beziehungsgefüge ein Gesicht zu verleihen, das Zuhören, Annahme, Gespräch und gemeinsame Unterscheidung in die Mitte eines Weges stellt, der das Leben der daran Teilhabenden verwandelt. „Eine synodale Kirche ist eine Kirche des Zuhörens, in dem Bewusstsein, dass das Zuhören ‚mehr ist als Hörenʻ. Es ist ein wechselseitiges Anhören, bei dem jeder etwas zu lernen hat: das gläubige Volk, das Bischofskollegium, der Bischof von Rom – jeder im Hinhören auf die anderen und alle im Hinhören auf den Heiligen Geist, den ,Geist der Wahrheit‘ (Joh 14,17), um zu erkennen, was er ,den Kirchen sagt‘ (Offb 2,7)“ (PAPST FRANZISKUS, An-sprache zur 50-Jahr-Feier zur Errichtung der Bischofssynode, 17. Oktober 2015). Auf diese Weise präsentiert sich die Kirche als „Zelt der Zusammenkunft“, in dem die Bundeslade aufbewahrt wird (vgl. Ex 25): eine dynamische Kirche in Bewegung, die im Unterwegssein begleitet, gestärkt durch zahlreiche Charismen und Ämter. So macht sich Gott in dieser Welt gegenwärtig.

 


Eine partizipative, mitverantwortliche Kirche (Abstimmung: 202 Ja; 38 Nein)

123. Ein charakteristisches Merkmal dieses Stils von Kirche ist die Wertschätzung und Einbringung der Charismen, die der Heilige Geist je nach Berufung und Rolle eines jeden Mitglieds durch die Dynamik der Mitverantwortung schenkt. Um diese Dynamik auszulösen, sind die Umkehr des Herzens und die Bereitschaft zum gegenseitigen Zuhören notwendig, die echtes Gemeinschaftsgefühl schaffen. Von diesem Geist beseelt, können wir uns zu einer partizipativen, mitverantwortlichen Kirche entwickeln, die in der Lage ist, den Reichtum der Vielfalt, aus der sie besteht, zur Geltung zu bringen, und auch den Beitrag von Laien wie jungen Menschen und Frauen, Personen des geweihten Lebens, Gruppen, Verbänden und Bewegungen dankbar willkommen zu heißen. Niemand sollte ins Abseits gedrängt werden oder beiseite treten müssen. Auf diese Weise können wir sowohl Klerikalismus, durch den viele von Entscheidungsprozessen ausgeschlossen würden, als auch die Klerikalisierung von Laien vermeiden, durch die diese eingesperrt würden anstatt zu missionarischem Engagement in der Welt bewegt zu werden. Die Synode ruft dazu auf, die aktive Teilhabe junger Menschen an den Orten der Mitverantwortung in den Teilkirchen sowie auch in den Organen der Bischofskonferenzen und der Weltkirche zu etwas Effektivem und Normalem zu machen. Sie fordert auch, dass die Arbeit des Jugendbüros des Dikasteriums für Laien, Familie und Leben unter anderem durch die Einrichtung eines Vertretungsorgans aus jungen Menschen auf internationaler Ebene gestärkt wird.

Unterscheidungsprozesse in der Gemeinschaft (Abstimmung: 208 Ja; 33 Nein)

124. Die Erfahrung, als Volk Gottes „gemeinsamen unterwegs zu sein“, hilft uns, den Sinn von Autorität im Hinblick auf den Dienst noch besser zu verstehen. Von den Hirten wird die Fähigkeit gefordert, die Zusammenarbeit in Zeugnis und Sendung verstärken und gemeinschaftliche Unterscheidungsprozesse begleiten zu können, um die Zeichen der Zeit im Lichte des Glaubens und unter der Führung des Heiligen Geistes mit dem Beitrag aller Glieder der Gemeinschaft, beginnend bei den am Rande stehenden, interpretieren zu können. Menschen in kirchlichen Leitungsfunktionen mit diesen Fähigkeiten müssen speziell in Synodalität ausgebildet werden. Unter diesem Gesichtspunkt erscheint es vielversprechend, insbesondere in Bezug auf Fragen wie Autoritätsausübung oder Teamarbeit gemeinsame Ausbildungswege für junge Laien, junge Ordensleuten und Seminaristen aufzubauen. 

 

Ein Stil für die Mission

Die missionarische Gemeinschaft (Abstimmung: 215 Ja; 26 Nein)

125. Das synodale Leben der Kirche ist im Wesentlichen auf die Sendung ausgerichtet: Es ist „Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit“ (Lumen gentium, Nr. 1) bis zu dem Tag, an dem Gott „alles in allem“ ist. (1 Kor 15,28). Junge Menschen, die für den Heiligen Geist offen sind, können der Kirche helfen, „den österlichen Übergang vom individualistisch verstandenen ‚Ich‘ zum kirchlichen ‚Wir“, in dem jedes ‚Ich‘, von Christus bekleidet (vgl. Gal 2,20), mit den Brüdern und Schwestern lebt und wandelt als verantwortliches und aktives Subjekt der einen Sendung des Volkes Gottes.“ (INTERNATIONALE THEOLOGISCHE KOMMISSION, Die Synodalität in Leben und Sendung der Kirche, 2. März 2018, Nr. 107). Derselbe Schritt muss durch einen Impuls des Heiligen Geistes unter der Führung der Hirten für die Gemeinschaft der Christen getan werden, die gerufen ist, die Selbstbezogenheit des „Ichs“ ihrer Selbsterhaltung hinter sich zu lassen und dem Dienst am Aufbau eines „Wir“ entgegenzugehen, das die ganze Menschheits-familie und die gesamte Schöpfung einschließt.  

 

Eine Mission im Dialog (Abstimmung: 230 Ja; 10 Nein)

126. Diese grundlegende Dynamik hat konkrete Auswirkungen darauf, wie die Sendung gemeinsam mit den jungen Menschen erfüllt wird, die fordert, offen und kompromisslos den Dialog mit allen Männern und Frauen guten Willens aufzunehmen. Wie der heilige Paul VI. sagte: „Die Kirche macht sich selbst zum Wort, zur Botschaft, zum Dialog“ (Ecclesiam Suam, Nr. 67). In einer von der Vielfalt der Völker und der Vielfalt der Kulturen geprägten Welt ist das „gemeinsame Unterwegssein“ von grundlegender Bedeutung, um Initiativen zur Solidarität, Integration und Förderung der Gerechtigkeit Glaubwürdigkeit und Wirksamkeit zu verleihen und zu zeigen, worin eine Kultur der Begegnung und Selbstlosigkeit besteht. Gerade junge Menschen, die Tag für Tag im Kontakt mit Gleichaltrigen anderer christlicher Konfessionen, Religionen, Überzeugungen und Kulturen leben, spornen die gesamte christliche Gemeinschaft dazu an, Ökumene und interreligiösen Dialog zu leben. Dies erfordert den Mut zur Parrhesia im Reden und zur Demut beim Zuhören, indem man die Askese – und zuweilen auch das Martyrium –, das sich daraus ergibt, auf sich nimmt.

 

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Sexualität: ein klares, freies, authentisches Wort (Abstimmung: 214 Ja; 26 Nein)

149. Im aktuellen kulturellen Kontext tut sich die Kirche schwer, die Schönheit der christlichen Sicht von Leiblichkeit und Sexualität zu vermitteln, wie sie sich aus der Heiligen Schrift, der Überlieferung und dem Lehramt der letzten Päpste ergibt. Daher erscheint es dringend nötig, nach geeigneteren Wegen zu suchen, die sich konkret in der Erarbeitung neuer Ausbildungswege zeigen. Den Jugendlichen muss eine Anthropologie der Affektivität und Sexualität angeboten werden, die auch in der Lage ist, der Keuschheit den richtigen Wert beizumessen, indem deren  ureigene authentische Bedeutung für die Entwicklung  der Persönlichkeit in allen Lebensphasen pädagogisch klug aufgezeigt wird. Hier geht es um ein-fühlsames Zuhören, Begleiten und Unterscheiden in Anlehnung an die Vorgaben des jüngsten Lehramts. Deshalb muss für die Ausbildung von Mitarbeitern in der Pastoral Sorge getragen werden, die ausgehend von der Reife ihrer eigenen emotionalen und sexuellen Dimensionen glaubwürdig wirken.

 

150. (Abstimmung: 178 Ja; 65 Nein)

Es gibt Fragen zu Körper, Gefühlsleben und Sexualität, die eine noch eingehendere anthropologische, theologische und pastorale Ausarbeitung erfordern, die unter noch besseren Bedingungen auf den entsprechenden Ebenen, sei es lokal oder auch weltweit, erfolgen muss. Dies betrifft besonders Fragen zum Unterschied und zur Harmonie zwischen männlicher und weiblicher Identität und zu sexuellen Neigungen. Dazu bekräftigt die Synode, dass Gott jeden Menschen liebt. Und Gleiches tut auch die Kirche, indem sie ihr Engagement gegen jede sexuell motivierte Diskriminierung und Gewalt erneuert. Ebenso bekräftigt sie auch die entscheidende anthropologische Relevanz des Unterschieds und der Komplementarität zwischen Mann und Frau und hält es für vermindernd, die Identität von Menschen ausschließlich an-hand ihrer „geschlechtlichen Ausrichtung“ zu definieren (KONGREGATION FÜR DIE GLAUBENSLEHRE, Schreiben an die Bischöfe der Katholischen Kirche über die Seelsorge für homosexuelle Personen, 1. Oktober 1986, Nr. 16). In vielen christlichen Gemeinschaften gibt es bereits Wege der Begleitung homosexueller Menschen im Glauben: Die Synode empfiehlt, solche Wege zu fördern. Auf diesen Wegen wird den Menschen geholfen, ihre eigene Geschichte zu deuten, sich frei und verantwortungsbewusst dem Ruf der Taufe anzuschließen, den Wunsch zu erkennen, zum Leben in der Gemeinschaft zu gehören und zu diesem beizutragen, und die besten Formen zu unterscheiden, um dies zu verwirklichen. Auf diese Weise wird jedem jungen Menschen ohne Ausnahme geholfen, die sexuelle Dimension mehr und mehr in seine Persönlichkeit zu integrieren und dabei in der Qualität der Beziehungen zu wachsen und auf dem Weg hin zur Selbsthingabe weiterzugehen.

 

Die farbig markierten Textabschnitte wurden von M. Hanglberger formatiert

 

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