Die Liebe in

die Welt tragen

 

 

 

Ein Kreuzweg

für Kinder

Manfred Hanglberger

 

 

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Hinweise zur Durchführung

Wenn Kommunionkinder das erste Mal eine Kreuzweg-Andacht in einer Kirche mitfeiern, ist es sinnvoll, diese anhand der Kreuzwegbilder zu gestalten, die in der Kirche angebracht sind. So lernen die Kinder, ihre Kirche und die darin enthaltenen Bilder bewusst wahrzunehmen und einen inneren Bezug zu ihnen zu finden.


Der Leiter/die Leiterin führt an jeder Station ein kurzes Gespräch mit den Kindern über das jeweilige Bild.

Die Texte „A“ und „B“ tragen zwei Erwachsene vor. Der Leiter/die Leiterin spricht das Gebet und für den ersten Teil des Wechselgebetes zum Abschluss jeder Station sollen vor der Andacht Kinder eingeteilt werden.

Für das „Rollenspiel“ in der 1. Station erhält das Kind, das die Rolle des Jesus übernimmt, eine Kopie des dazugehörigen Textes.

 

Für das Lied in der 14. Station wird entweder ein Plakat einer Weltall-Aufnahme der Erde und der Liedtext „Gott liebt diese Welt“ (GL 464, 1. und 6. Strophe) vorbereitet, oder ein wenig Erde in einer Schale und der Liedtext „Eine Hand voll Erde“ (Liederbücher, 1. und 3. Strophe).

 

Nach der Andacht kann den Kindern ein kleines Holzkreuz oder ein Andachtsbild mit einem Kreuz und dem Text der Kreuzmeditation (siehe in der 12. Station) oder dem Gebet vor dem Kreuz (siehe im Anhang) mit nach Haus gegeben werden mit der Einladung, diesen Text als Abendgebet zu beten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Einführung

 

Liebe Kinder,

heute beschäftigen wir uns mit etwas sehr Traurigem: mit dem Kreuzweg Jesu.

Aber in dieser Trauer ist eine große Kraft und eine große Wahrheit verborgen.

Und diese Kraft und diese Wahrheit wollen wir heute entdecken.

Vielleicht sind euch schon mal die Bilder an den Kirchenwänden aufgefallen.

Die wollen wir heute einmal genauer anschauen und verstehen, was sie bedeuten.

Zählt mal, wie viele Bilder es sind. 

 

Die Kinder zählen die Kreuzwegstationen.

 

Ja, es sind die 14 Kreuzwegstationen.

Wir wollen nun beginnen mit einem Gebet.

 

 

Gebet

Jesus, es ist unbegreiflich, dass die Führer deines Volkes dich zum Tod verurteilt haben.

Du hast die Liebe Gottes in unsere Welt gebracht und gezeigt, dass diese Liebe allen Menschen gilt, nicht nur deinem Volk der Juden, nicht nur einer bestimmten Religion, nein den Menschen aller Völker und Religionen.

Du wolltest, dass alle Völker und alle Menschen in der Welt in Gerechtigkeit und Frieden miteinander leben. Du hast gezeigt, dass Gott vor allem auf der Seite der Schwachen, der Unterdrückten und Armen steht – und dass er auch den Sündern in seiner Barmherzigkeit nahe ist und ihnen helfen will, wieder den rechten Weg zu finden.

Hilf uns, wenn wir nun die Bilder deines Leidensweges betrachten, dass wir dich besser kennen lernen und besser verstehen und dass auch wir gerechte und liebevolle Menschen bleiben, wenn wir ungerecht behandelt werden oder Schlimmes erleben.

 

 

 

1. Station

 

1. Station: Jesus wird zum Tode verurteilt

 

Leiter/in: Was sehen wir auf dem Bild?

 

               Die Kinder erzählen.

 

A    Pilatus ist der mächtige Statthalter der Römer. Er ist der Stellvertreter des Kaisers von Rom.

B    Die Römer hatten das Land der Juden erobert und besetzt.
Pilatus will keine Unruhe im Land.
Aber die Führer der Juden sagten ihm, dass dieser Jesus ein Unruhestifter sei, dass er die Menschen gegen die Führer des Volkes aufhetze.
Jesus hatte gesagt, dass die Führer des Volkes die Menschen unterdrücken, statt ihnen zu helfen. Darüber waren diese sehr zornig und hassten Jesus und wollen ihn nun töten lassen.
Da nur der römische Statthalter Todesurteile aussprechen durfte, haben sie diesen so lange gedrängt und ihm so viel vorgelogen, bis er bereit war, Jesus, der unschuldig war, zum Tode zu verurteilen.

 

 

 

Rollenspiel

 

Zwei Kinder werden für die Rolle des Jesus und einer Frau eingeteilt. Alle stellen sich im Kreis auf.

 

Leiter/in: Wir spielen eine Geschichte aus dem Evangelium nach, damit wir sehen, wie Jesus gegen die Verurteilung von anderen Menschen kämpfte:

 

Zur Zeit Jesu wollte einmal eine Gruppe von Menschen eine Frau umbringen, weil sie gesündigt hatte.

Das Kind, das die Frau spielt, stellt sich in die Mitte des Kreises. Alle zeigen mit dem Finger auf sie und sagen:

 

Alle:  Du bist schuld! Du bist schuld! Du bist schuld!

 

Dann geht Jesus zu ihr, stellt sich auf ihre Seite und sagt:

 

Jesus:    Urteilt nicht! Wer von euch ist denn ohne Sünde? Was seht ihr den Fehler beim anderen und für eure Fehler seid ihr blind! Deshalb nehmt jetzt eure Finger weg und klopft euch selbst an die Brust!

 

Alle schlagen sich an die Brust.

 

Jesus: Noch einmal sage ich euch: Urteilt nicht!

 

Gebet:

Jesus, bewahre uns davor, verurteilend mit dem Finger auf jemand zu zeigen oder einen anderen schlecht zu machen und ihn ungerecht zu beschuldigen.

 

Kind: Jesus, du schaust mit Liebe auf einen jeden von uns.

Alle:   Lass uns gerechte und hilfsbereite Menschen werden.

 

 

 

2. Station

 

Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern

 

Leiter/in: Was sehen wir auf dem Bild?

 

                Die Kinder erzählen.

 

A    Nachdem Jesus verurteilt ist, muss er selbst das Kreuz zur Stadt hinaus tragen, wo er getötet werden soll.

 

B    Jesus hatte so vielen Menschen ihre Lasten abgenommen oder erleichtert:
Menschen, die krank waren oder von anderen ausgestoßen wurden oder verachtet waren.
Nun wird ihm von Menschen die schlimmste Last aufgebürdet: die Last eines ungerechten Todes.

 

Gebet:
Jesus, hilf uns, einander von Lasten zu befreien, damit jeder wieder erleichtert aufatmen kann und geachtet wird.

Bewahre uns davor, anderen das Leben schwer zu machen.

 

Kind: Jesus, du schaust mit Liebe auf einen jeden von uns.

Alle:   Lass uns gerechte und hilfsbereite Menschen werden.

 

 

 

3. Station

 

Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz

 

Leiter/in: Was sehen wir auf dem Bild?

 

                Die Kinder erzählen.

 

A    Es ist grausam, dass Jesus, den man schon ungerecht verurteilt hat, auch noch dieses schwere Kreuz schleppen soll, das einfach zu schwer ist für einen Menschen allein.

 

B    Manche Menschen belasten auch heute andere mit Aufgaben, die diese überfordern. Manche Eltern und Lehrer erwarten von einem Kind etwas, was dieses nicht schafft und dann voller Angst nicht weiß, was es tun soll. Manche Kinder erwarten auch von den Eltern Dinge, für die sie nicht genug Geld haben. Dann sind die Kinder ärgerlich und die Eltern bedrückt und traurig.

 

Gebet:
Jesus, bewahre uns davor, von anderen etwas zu verlangen, was sie überfordert, was sie einfach nicht schaffen.

 

Kind: Jesus, du schaust mit Liebe auf einen jeden von uns.

Alle:   Lass uns gerechte und hilfsbereite Menschen werden.

 

 

 

4. Station

 

Jesus begegnet seiner Mutter

 

Leiter/in: Was sehen wir auf dem Bild?

 

                Die Kinder erzählen.

 

A    Maria sieht ihren Sohn, dem noch wenige Tage zuvor die Menschen in der Hauptstadt Jerusalem zugejubelt haben. Mit dem Schwenken von Palmzweigen hatten sie ihn begeistert begrüßt.

 

B    Nun wankt er, zum Tode verurteilt, unter dem schweren Kreuz der Hinrichtungsstätte entgegen: Nicht Jubel, sondern Spott und Hohn schlagen ihm von den Menschen am Straßenrand entgegen. Maria sieht Jesus, ihren Sohn, so sehr leiden und kann ihm nicht helfen. Es ist ein furchtbarer Schmerz für die Mutter.

 

Gebet:
Jesus, manchmal können wir einem leidenden Menschen nicht helfen. Mach uns bereit, hinzugehen und ihm ohne Worte zeigen, dass wir ihm nahe sind und mit ihm leiden. Das kann manchmal schon ein großer Trost sein.

 

Kind: Jesus, du schaust mit Liebe auf einen jeden von uns.

Alle:   Lass uns gerechte und hilfsbereite Menschen werden.

 

 

 

5. Station

 

Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen

 

Leiter/in: Was sehen wir auf dem Bild?

 

                Die Kinder erzählen.

 

A    Die Soldaten sehen, dass Jesus das Kreuz nicht mehr allein weitertragen kann.

 

B    Da kommt gerade ein Bauer von der Feldarbeit vorbei. Er heißt Simon von Cyrene. Dem sagen sie, er soll Jesus das Kreuz tragen helfen. Jesus, der so vielen Menschen in ihrem Leid geholfen hatte, ist jetzt dankbar, dass auch er Hilfe bekommt.

 

Gebet:
Jesus, mach uns bereit, gerne dem zu helfen, der nicht mehr weiter weiß oder am Ende seiner Kräfte ist. Bewahre uns davor, uns darauf etwas einzubilden oder auf den Hilfsbedürftigen herabzuschauen.

 

Kind: Jesus, du schaust mit Liebe auf einen jeden von uns.

Alle:   Lass uns gerechte und hilfsbereite Menschen werden.

 

 

 

6. Station

 

Veronika reicht Jesus das Schweißtuch

 

Leiter/in: Was sehen wir auf dem Bild?

 

                Die Kinder erzählen.

 

A    Von der unendlichen Mühe ermattet laufen Jesus die Schweißtropfen über die Stirn und in die Augen, so dass er kam mehr sehen kann. Da überwindet eine Frau die Angst vor den Soldaten, läuft zu Jesus hin und reicht ihm voll Mitleid ein Tuch, damit er sich den Schweiß aus dem Gesicht wischen kann.

 

B    Wie viele von den neugierigen Zuschauern am Straßenrand haben wohl über diese mutige Frau gespottet?

 

Gebet:
Jesus, hilf uns, dass auch wir nicht neugierig zuschauen und gaffen, wenn einem anderen Unrecht geschieht oder er unsere Hilfe braucht. Lass unser Mitleid stärker sein als unsere Angst, dass wir uns blamieren könnten und andere über uns lästern.

 

Kind: Jesus, du schaust mit Liebe auf einen jeden von uns.

Alle:   Lass uns gerechte und hilfsbereite Menschen werden.

 

 

 

7. Station

 

Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz

 

Leiter/in: Was sehen wir auf dem Bild?

 

                Die Kinder erzählen.

 

A    Der Weg zur Hinrichtung ist lang und das Kreuz ist schwer. Trotz der Hilfe durch Simon stolpert Jesus und fällt wieder zu Boden.

 

B    Vielleicht war für Jesus nicht nur das Kreuz eine bedrückende Last, sondern auch die Gleichgültigkeit und die neiderfüllte Ablehnung vieler Menschen.
Seine Botschaft der Gerechtigkeit für alle Menschen hatte noch keinen Platz in der Welt.

 

Gebet:
Jesus, du hast den Glauben an die Macht der Liebe und den Glauben an eine Gerechtigkeit für alle Menschen in die Welt gebracht. Hilf uns, dass wir diesen Glauben in uns bewahren und durch diesen Glauben mitwirken an einer besseren Welt.

 

Kind: Jesus, du schaust mit Liebe auf einen jeden von uns.

Alle:   Lass uns gerechte und hilfsbereite Menschen werden.

 

 

 

8. Station

 

Jesus begegnet den weinenden Frauen

 

Leiter/in: Was sehen wir auf dem Bild?

 

                Die Kinder erzählen.

 

A    Jesus hatte die Frauen verteidigt und geschützt vor der damals üblichen Bevormundung und Unterdrückung durch die Männer. Viele Frauen hofften deshalb, dass durch Jesus eine neue, eine bessere Zeit für sie anbrechen würde.

 

B    Aber jetzt, wo sie sehen, dass die Mächtigen Jesus zum Tode verurteilt haben und sie ihn so grausam und schändlich sein Kreuz schleppen lassen, sind sie voll Mitleid mit ihn und verzweifelt, weil sich dann für sie nichts zum Besseren ändern wird.

 

Gebet:
Jesus, du hast dich immer auf die Seite derer gestellt, die unterdrückt, benachteiligt oder hilflos waren. Lass uns darauf achten, dass Jungen und Mädchen, Frauen und Männer gerecht miteinander umgehen und die einen die anderen respektieren.

Hilf, dass in den Völkern, in denen auch heute noch die Frauen unterdrückt werden, die Männer endlich lernen, gleichberechtigt und gut mit ihnen umzugehen.

 

Kind: Jesus, du schaust mit Liebe auf einen jeden von uns.

Alle:   Lass uns gerechte und hilfsbereite Menschen werden.

 

 

 

9. Station

 

Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz

 

Leiter/in: Was sehen wir auf dem Bild?

 

                Die Kinder erzählen.

 

A    Jesus ist zu Tode erschöpft und stürzt zum dritten Mal auf die Erde. Er ist am Ende seiner Kräfte. Mühsam steht er wieder auf, um seinen Weg fortzusetzen.

 

B    Wie viele Menschen, die seelisch am Boden waren und nicht mehr weiter wussten, hat er noch wenige Wochen zuvor aufgerichtet, hat ihnen Mut gemacht und ihnen einen Weg gezeigt, wie ihr Leben gut weitergehen kann.

 

Gebet:
Jesus, steh uns bei, wenn wir mutlos und kraftlos nicht mehr weiter wissen. Lass uns dann spüren, dass du da bist und uns innerlich aufrichtest und wir die Kraft finden, unsere Aufgaben wieder zu erledigen.

 

Kind: Jesus, du schaust mit Liebe auf einen jeden von uns.

Alle:   Lass uns gerechte und hilfsbereite Menschen werden.

 

 

 

10. Station

 

Jesus wird seiner Kleider beraubt

 

Leiter/in: Was sehen wir auf dem Bild?

 

                Die Kinder erzählen.

 

A    Jesus hatte den Machthabern und jenen, die mit vornehmen Gewändern bekleidet waren, ihre Ungerechtigkeiten vorgeworfen.
Diese wollen jetzt Jesus demütigen und dem Spott der Zuschauer preisgeben, indem die Soldaten ihm seine Kleider vom Leib reißen. Damit wollen sie ihm jede Ehre nehmen; damit wollen sie ihn auch seelisch töten.

 

B    Jesus hatte die Ehre und das Ansehen so vieler Menschen wieder hergestellt, die von den anderen verachtet waren. Jetzt soll er dafür büßen.

 

Gebet:
Jesus, bewahre uns davor, einen anderen bloßzustellen und zu verachten. Steh uns bei, wenn wir uns schämen und uns minderwertig fühlen, weil wir uns blamiert haben und den Spott der anderen fürchten.

 

Kind: Jesus, du schaust mit Liebe auf einen jeden von uns.

Alle:   Lass uns gerechte und hilfsbereite Menschen werden.

 

 

 

11. Station

 

Jesus wird ans Kreuz genagelt

 

Leiter/in: Was sehen wir auf dem Bild?

 

                Die Kinder erzählen.

 

A    Es ist immer wieder erschreckend, wie grausam und gefühllos manche Menschen sein können. Ohne Erbarmen und ohne Mitgefühl fügen sie anderen Menschen unendliche Schmerzen zu.

B    Aber die Soldaten damals handelten auf Befehl. Ihnen wurde gesagt, Jesus sei ein Rebell gegen die Römer. Sie haben schon viele Juden im Auftrag des Pilatus ans Kreuz geschlagen, weil manche Juden sich gegen die ungerechte Herrschaft der Römer wehrten und Pilatus jeden Widerstand grausam niederschlug. Jesus aber betet für seine Henker:
„Vater verzeih ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“

A    Ja, diese Menschen wissen nicht, dass Jesus gekommen ist, alle Menschen zur Gerechtigkeit und zur Mitmenschlichkeit zu bekehren. Viele glauben gar nicht, dass das möglich ist.

 

Gebet:
Jesus, es fällt uns sehr schwer, denen, die uns Böses angetan haben, wieder gut zu sein.

Aber du willst, dass wir uns bemühen zu verstehen, warum Menschen schwierig sind und Böses tun.
Hilf uns, dass es uns gelingt, uns mit denen zu versöhnen und Frieden zu schließen mit denen wir Streit und Feindschaft erlebt haben.

 

Kind: Jesus, du schaust mit Liebe auf einen jeden von uns.

Alle:   Lass uns gerechte und hilfsbereite Menschen werden.

 

 

 

12. Station

 

Jesus stirbt am Kreuz

 

Leiter/in: Was sehen wir auf dem Bild?

 

                Die Kinder erzählen.

 

A    Das Kreuz, an dem Jesus gestorben ist, ist zum Erkennungszeichen von uns Christen geworden.
Als wir als kleine Kinder getauft wurden, machte der Pfarrer und unsere Eltern das Kreuzeichen auf unsere Stirn. So ist dieses Zeichen und damit der Geist Jesu auch in unseren Körper und in unsere Seele eingeprägt.

B    Was bedeutet das?
Die senkrechte Linie des Kreuzes verbindet in uns die Erde und den Himmel.
Wir sind Kinder der Mutter Erde und sollen uns verbunden wissen mit allem Leben auf dieser Erde. Und wir sind Kinder Gottes: Gott sagt JA zu einem jedem von uns. Er schaut mit Liebe auf uns. Bei ihm ist jeder von uns wichtig und wertvoll.
Der Himmel soll die Erde berühren und verwandeln, so wie Jesus das Leben vieler bedrückter Menschen verwandelt hat zum Guten.
Die waagerechte Linie des Kreuzes lädt uns ein, uns verbunden zu wissen mit allen Menschen rund um die ganze Erde.

 

 

 

Kreuz-Meditation mit dem Körper

 

Alle gehen ein Stück auseinander, damit jeder Platz hat, seine Arme auszubreiten, um mit seinem Körper ein Kreuz darzustellen.

 

Ich stehe aufrecht und breite die Arme aus, so dass mein Körper ein Kreuz bildet. Ich spüre die senkrechte Linie meines Körpers vom Kopf über das Rückgrat zu den Füßen und die waagerechte Linie von der Brust, dort, wo das Herz ist, zu den ausgestreckten Armen und Händen.

Nun spüre ich auf meine Füße hin, spüre den festen Halt, den sie auf dem Boden finden. Durch die Füße und den Boden fühle ich mich verbunden mit der ganzen Erdkugel, die alles Leben hervorbringt und allen Lebens-raum gibt und alle ernährt. Ich bin „geerdet“, bin dazugehörig zur großen Lebensgemeinschaft der Mutter Erde.

Nun spüre ich meinen Körper, der wie eine Säule nach oben zeigt zum Himmel. Das „Oben“, der Himmel, ist Symbol für das Göttliche. Mit meinem Kopf, mit meinen Sinnen nehme ich wahr, dass Gott mit Liebe auf mich schaut. Er sagt JA zu mir und gibt mir inneren Halt und ein tiefes Selbstvertrauen. Er traut mir zu, dass ich verantwortungsvoll mit dem Geschenk meines Lebens umgehe und gut umgehe mit meinen Mitmenschen und mit allem, was er geschaffen hat.

Nun spüre ich hin auf die waagerechte Linie meines Körpers: auf meine Brust mit dem Herzen und auf meine ausgebreiteten Arme und Hände. Die Hände sind offen, nicht verschlossen, keine Fäuste. Durch die ausgestreckten Hände weiß ich mich verbunden mit allen Menschen rund um die Erde. Offene Hände kann man einander reichen, sich mit anderen ver-binden, anderen helfen und zuwinken. Offene Hände können schenken und sich beschenken lassen. Offene Hände sind ein Zeichen für ein offenes Herz, für ein Herz, das Mitgefühl spürt mit dem Schicksal anderer Menschen und Anteilnahme und Trost zu schenken bereit ist.

Das Kreuz Jesu verbindet Himmel und Erde und die Menschen weltweit miteinander als Schwestern und Brüder. Ebenso bin ich als Christ mit der Erde und mit dem Himmel verbunden. Ich will die Menschen aller Völker und Religionen achten als Kinder Gottes, mit denen zusammen ich lernen will, gerecht, ehrlich und hilfsbereit miteinander umzugehen.

 

 

Gebet:
Jesus, hilf uns, damit wir spüren, dass Gott mit Liebe auf jeden von uns schaut, aber auch auf die, die wir nicht mögen. Hilf uns, dass wir uns verbunden wissen mit der großen Gemeinschaft der Menschen und Tiere und Pflanzen auf unserer Erde und gut miteinander umgehen.

Lass das Zeichen des Kreuzes, das uns bei der Taufe eingeprägt worden ist, durch uns zum Segen werden für diese oft so leidvolle Welt.

 

Kind: Jesus, du schaust mit Liebe auf einen jeden von uns.

Alle:   Lass uns gerechte und hilfsbereite Menschen werden.

 

 

 

13. Station

 

Jesus wird vom Kreuz genommen und
in den Schoß seiner Mutter gelegt

 

Leiter/in: Was sehen wir auf dem Bild?

 

                Die Kinder erzählen.

 

A    Als Maria Jesus geboren hatte brachte sie damals das kleine Kind gemeinsam mit ihrem Mann nach Jerusalem in den Tempel, um für ihn zu beten.
Damals kam Simeon, ein alter Mann, zu ihnen hin und sagte: Dieser ist dazu bestimmt, dass durch ihn viele Mächtige zu Fall kommen und viele unterdrückte Menschen aufgerichtet werden. Dir, Maria, aber wird ein Schwert durch die Seele dringen.

B    Ja, Jesus hat die Mächtigen angeklagt und die kleinen Leute mutig und innerlich stark gemacht. Nun ist es den Machthabern gelungen, ihn deshalb umzubringen. Maria kann nicht verstehen, warum das alles geschehen ist. Ihr Schmerz ist so groß, dass sie keine Worte hat.

 

Gebet:
Jesus, hilf uns, dass auch wir die Schwachen schützen gegen jene, die sie unterdrücken und ausnutzen. Lass auch uns kämpfen für Gerechtigkeit und Rücksichtnahme unter Geschwistern, unter Kameraden und Freunden.

Und wir bitten dich, tröste die Mütter, die weinen, weil ein Kind wegen einer Krankheit oder durch einen Unfall gestorben ist.

 

Kind: Jesus, du schaust mit Liebe auf einen jeden von uns.

Alle:   Lass uns gerechte und hilfsbereite Menschen werden.

 

 

 

14. Station

 

Der Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt

 

Leiter/in: Was sehen wir auf dem Bild?

 

                Die Kinder erzählen.

 

A    Jeder Mensch muss einmal sterben. Aus der Erde ist alles Leben entstanden, die Erde nimmt alle Lebewesen – auch die Menschen – nach ihrem Tod wieder zu sich zurück.

B    Aber Gott hat in die Erde das Geheimnis der Liebe und der Ewigkeit hineingelegt.
Wo Menschen einander lieben, sind sie in den Herzen ihrer Mitmenschen nicht tot, wenn sie gestorben sind.

A    Wenn wir nach dem Tod alles in dem neuen Licht sehen, das Gott uns schenkt, werden wir einander viel besser verstehen und jeden achten und lieben können. Und wir werden mit allen Wesen, die Gott erschaffen hat, mit der ganzen Schöpfung, tiefer verbunden sein als je zuvor und wir werden uns mit allen freuen können – ohne Angst und Leid.

B    Dieses Wissen hat Jesus nach seinem Tod den Menschen geschenkt. Sie spürten und erlebten, dass er und die Kraft seiner Liebe nicht tot und verschwunden waren.
Da haben seine Freunde begriffen: Wer liebevoll und gerecht lebt und sich bemüht, das Leben und die Welt zu verbessern, in dem ist Gott selbst lebendig und Gott lässt jene nicht im Tod, die seine Liebe weitertragen.

 

Gebet:
Jesus, hilf uns, dass auch wir liebevolle und gerechte Menschen werden. Lass uns erkennen, dass die Erde und jeder von uns das Geheimnis der göttlichen Liebe und der Ewigkeit in sich trägt. Lass uns gute und fürsorgliche Verwalter unserer Erde sein.

 

Kind: Jesus, du schaust mit Liebe auf einen jeden von uns.

Alle:   Lass uns gerechte und hilfsbereite Menschen werden.

 

Lied

Ein Plakat mit einer Weltall-Aufnahme der Erdkugel wird von zwei Kindern gehalten. Dazu singen alle gemeinsam das Lied: „Gott liebt diese Welt“, GL 464, 1. und 6. Strophe

 

Oder:

Der Leiter / die Leiterin hält den Kindern eine Hand voll Erde in einer Schale hin. Alle singen die 1. und 3. Strophe des Liedes „Eine Hand voll Erde“ (Liederbücher).

 

 

 

Abschluss:

Wer die Menschen liebt so wie Jesus und sich für Gerechtigkeit in der Welt einsetzt, der muss mit der Ablehnung und oft sogar mit dem Hass derer rechnen, die ungerecht sind, mit dem Hass derer, die die Schwächeren unterdrücken und ausnutzen.

 

A    Wer die Menschen liebt und sich so wie Jesus für Gerechtigkeit in der Welt einsetzt, der muss mit der Ablehnung und oft sogar mit dem Hass derer rechnen, die ungerecht sind.
Wer wirklich ein Christ sein will, der versucht - wie Jesus - die Liebe Gottes zu allen Menschen zu tragen und sich für eine gerechtere Welt einzusetzen.

B    Und wenn er auf den Kreuz Jesu schaut, weiß er, dass er mit Widerstand und Nachteilen rechnen muss, wenn er sich auf die Seite der Benachteiligten und Schwachen stellt.
Aber er weiß auch, dass Jesus da ist und lebt und auch in unserer Zeit seinen Geist uns schenken will, damit wir ohne Angst, ohne Neid und ohne Ungerechtigkeit leben lernen und damit wir - wie er - selbstbewusste und liebevolle Menschen werden. Denn er hat uns gezeigt, dass wir alle Kinder Gottes sind.

A    Auf jeden von uns schaut Gott mit liebevollen Augen und will uns spüren lassen, dass jeder einmalig, wichtig und wertvoll ist.

 

Kind: Jesus, du schaust mit Liebe auf einen jeden von uns.

Alle:   Lass auch uns gerechte und hilfsbereite Menschen werden.

 

 

 

 

 

 

 

Anhang

Gebet vor dem Kreuz

 

Jesus Christus,

selbstgerechte Menschen haben dich ans Kreuz gebracht.

Aber du hast deine Feinde nicht verflucht, sondern für sie gebetet.

Du hast an Liebe und Gerechtigkeit geglaubt bis in den Tod.

Auch die Grausamkeit der Menschen

konnte deinen Glauben nicht zerstören.

In deiner Auferstehung erkennen wir:

Wer Gottes Liebe in sich trägt und sie weiter schenkt,

den kann der Tod nicht festhalten.

Deine Liebe war stärker als der Hass der Menschen,

stärker als Tod und Vergänglichkeit.

Wenn ich auf das Kreuz schaue,

dann lass mich spüren,

dass du auch mir jetzt innerlich nahe bist.

Lass mich spüren, dass du mit Liebe auf mich schaust

und dass ich in deinen Augen wertvoll,

wichtig und liebenswert bin und bleibe,

auch wenn ich von meinen Mitmenschen

manchmal nicht verstanden werde

oder wenn ich etwas falsch gemacht habe

oder wenn keine Liebe in mir ist,

sondern nur Ärger und Unzufriedenheit

 

 

 

 

 

 

 

 

Information für die Leiter/innen

der Kreuzwegandacht

 

Der Kreuzestod Jesu in seiner erlösenden Wirkung

 

Am gekreuzigten Jesus wird sichtbar, wie grausam, wie ungerecht, wie gefühllos und verletzend wir Menschen sein können. Die einen reagierten an ihm ihre Angst um den Verlust von Macht und Autoritätspositionen ab, die anderen wollten einen unlieb-samen Kritiker aus dem Weg räumen, wieder andere haben ihn einfach fallen oder im Stich gelassen, haben ihre Solidarität und Freundschaft aufgekündigt. Und ein Teil seiner Anhänger hat in panischer Angst die Flucht ergriffen und hat sich versteckt. Der Geschundene und Getötete am Kreuz hält uns Menschen einen Spiegel vor, wozu wir fähig sind, wenn wir in tiefe Ängste gera-ten. Denn die Angst ist es, die viele Menschen gefühllos und hart, manche sogar rücksichtslos und grausam macht. Aber wir sehen am Gekreuzigten nicht nur die schlimmen Aus-wirkungen unseres menschlichen Tuns, wir sehen auch den Menschen, der in dieser schrecklichen Situation für seine Peiniger betet: „Vater, verzeih ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Jesus verflucht die Menschen nicht, er verflucht nicht die Welt, in der es so ungerecht und leidvoll zugeht. Vom Kreuz her kommt eine Botschaft der Barmherzigkeit und der Liebe, die uns Menschen in unserer Sündhaftigkeit erleidet und doch nicht verwirft. Wer so auf das Kreuz schaut, weiß sich radikal ernst genommen in seiner menschlichen Begrenztheit und Schuldhaftigkeit, aber auch in seiner – von Gott her gesehen – bleibenden „Liebenswürdigkeit“.

Das ist die Erfahrung von Erlösung:
Zutiefst durchschaut und erkannt zu sein und sich selbst zutiefst zu erkennen und doch von Gott anerkannt und in seiner Liebe gehalten zu sein.

Und die zweite Erfahrung von Erlösung machen die Freunde Jesu durch die Auferstehung nach einem solchen Tod:
Die Jünger erleben Gottes Handeln als Bestätigung für die Wahrheit und Gültigkeit des Lebens Jesu. Nun wissen sie, wer so grenzenlos das Leben und die Menschen liebt, wer so angstfrei und mutig auch gegen die Mächtigen in Religion und Gesellschaft für die Entmündigten, für die Benachteiligten, für die Unterdrückten, für die Ausgegrenzten und Verachteten eintritt, in dem ist Gottes Geist selbst lebendig, der lebt in Gott und Gott lebt in ihm, der bekommt eine innere Kraft und ein Selbstbewusstsein, dass er sich von den Angst machenden und einschüchternden Methoden der Mächtigen nicht niederdrücken und klein machen lässt, der kann mit sich selber und seiner Geschichte eins sein und konsequent zu dem stehen, was er als wahr und richtig erkannt und gelebt hat. Er wird eine Freiheit in sich entdecken, wie sie bei Jesus, dem „Freiesten der Menschen“ zu spüren war. Er wird sich erlöst erfahren von der Angst, nichts wert zu sein, und er wird sich erlöst erfahren von der Angst, die die Mächtigen in Religion und Gesellschaft in ihm zu wecken versuchen, um ihre Herrschaft aufrecht zu erhalten. So hat diese Erlösungserfahrung eine Dimension in den Tiefenschichten der Selbstwahrnehmung und Selbstbezogenheit der Menschen, und sie hat eine Dimension in seinem sozialen und politischen Lebensbezug.