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Ursachen des Krieges im Nahen Osten
Der Krieg im Nahen Osten zwischen Israel und der Hamas, dem sich auf Seiten der Hamas auch die Hisbollah im Libanon und der Iran angeschlossen haben, hat nach meiner Überzeugung seine Wurzeln in den sogenannten „Heiligen Büchern“ der beiden Religionen, also dem Tanach (dem „Alten Testament“) der Juden und dem Koran, wie ihn viele Moslems verstehen.
Zuerst zum „Heiligen Buch“ der Juden, dem Tanach: Im ersten Teil des Tanach, der Tora, wird das Land Israel von Gott dem Volk der Israeliten als ewiger Besitz gegeben. Manche Bibelwissenschaftler sehen dies als Ermahnung an das Volk Israel, das Land als Geschenk Gottes an alle im Volk zu sehen, d.h. keiner darf ein Stück Land sein Eigen nennen; jedes Stück Land hat nach dieser Theologie eine soziale Verantwortung. Dies versuchen Menschen im heutigen Israel in den Kibbuzim zu verwirklichen, wo es ein gemeinsames Eigentum und basisdemokratische Strukturen gibt.
Aber das Problem ist, dass viele Menschen in Israel auch heute noch glauben, dass Gott ihnen das Land tatsächlich gegeben habe und vor allem die streng gläubigen Juden sind überzeugt, dass sie nicht nur das Recht, sondern die Pflicht haben, alle anderen Völker und Religionen aus dem Land zu vertreiben, um das Land im Auftrag Gottes in Besitz zu nehmen. Gott selbst, so der biblische Text, hat ein politisches System begründet, einen „Gottesstaat“ mit einem „auserwählten Gottesvolk“. Deshalb definieren die Ultra-Konservativen in Israel, die wegen ihrer großen Kinderzahl immer zahlreicher werden und immer größeren Einfluss auf die Politik des israelischen Staates nehmen, den Staat Israel immer noch nach grausamen Bibelerzählungen: Beispiele:
Dtn 7,1-2: „Wenn der Herr, dein Gott, dich in das Land geführt hat, in das du jetzt hineinziehst, um es in Besitz zu nehmen, wenn er dir viele Völker aus dem Weg räumt, ... die zahlreicher und mächtiger sind als du, wenn der Herr, dein Gott sie dir ausliefert und du sie schlägst, dann sollst du sie der Vernichtung weihen. Du sollst keinen Vertrag mit ihnen schließen, sie nicht verschonen ...“
Dtn 9,3: „So sollst du nun heute wissen, dass der Herr, dein Gott, wie ein verzehrendes Feuer selbst vor dir herzieht. Er wird sie (die Amalekiter) vernichten, und er wird sie dir unterwerfen, so dass du sie unverzüglich vertreiben und austilgen kannst, wie es der Herr dir zugesagt hat.“
1 Sam 15,1ff: „So spricht der Herr der Heere: ...Zieh jetzt in den Kampf und schlag Amalek (die Amalekiter). Weihe alles, was ihm gehört, dem Untergang. Schone es nicht, sondern töte Männer und Frauen, Kinder und Säuglinge, Rinder und Schafe, Kamele und Esel.“
Deshalb nehmen diese streng
gläubigen Juden den Arabern im Westjordan-Land deren Grundbesitz einfach weg
und bauen dort ihre Siedlungen.
Zum „Heiligen Buch“ der Moslems, dem Koran: Auch dort gibt es Texte, die im Namen Gottes Intoleranz, ja rücksichtslose Grausamkeit gegen andere Religionen fordern: Beispiele:
Sure 3,119: „O Gläubige! Schließt keine Freundschaft mit solchen, die nicht zu euerer Religion gehören. Sie lassen nicht ab, euch zu verführen und wünschen nur euer Verderben.“
Sure 5,52: „O Gläubige, nehmt weder Juden noch Christen zu Freunden“
Sure 47,5: „Wenn ihr im Krieg mit den Ungläubigen zusammentrefft, dann schlagt ihnen die Köpfe ab, bis ihr eine große Niederlage unter ihnen angerichtet habt. ... Die für Allahs Religion kämpfen (und sterben), deren Werke werden nicht verloren sein.“
Sure 49,16: „Die wahren Gläubigen sind die, welche an Allah und seinen Gesandten glauben, ohne noch zu zweifeln, und mit Gut und Blut für die Religion Allahs kämpfen; das sind die Wahrhaftigen.“
Deshalb ist die Grausamkeit der Hamas nicht nur Ausdruck ihrer solidarischen Wut gegen das Unrecht, das ihren Glaubensbrüdern im Westjordan-Land angetan wird, sondern auch ein von ihrer Religion im Koran gefordertes Verhalten.
Um also Frieden im sogenannten „Heiligen Land“ zu schaffen, müsste sich eine historisch-kritische Sicht der „Heiligen Schriften“, also des Tanach und des Koran durchsetzen. Erst wenn man erkennt, in welchen Konfliktsituationen diese Texte vor sehr langer Zeit entstanden sind und welche Bedeutung diese Texte damals hatten, wird man erkennen, dass diese Texte heute nicht mehr gültig sind, schon gar nicht als politische Handlungsanweisungen für unsere Zeit! Zudem ist zu fragen, warum Menschen in unserer Zeit für persönliche und gesellschaftspolitische Probleme nicht psychologische, soziologische und politologische Erkenntnisse unserer Zeit bedenken, sondern in uralten Texten glauben, Lösungsangebote, die angeblich Gott uns gegeben hat, finden zu können. Hier geht es um den Zusammenhang von zeitgemäßer Spiritualität und zeitgemäßer Rationalität, also um die Formulierung einer Glaubenslehre, die im Dialog mit den Erkenntnissen der Psychologie, der Soziologie und der Politologie entwickelt wurde und eine ständige Erneuerung erfährt - entsprechend dem Fortschritt dieser Wissenschaften. Manfred Hanglberger |
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