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Wissen und Glaube
Immer wieder lese ich von Menschen unserer Zeit, dass ja die Existenz Gottes nicht bewiesen sei und deshalb der Glaube an ihn Unsinn sei – oder dass die Erkenntnisse der Naturwissenschaften die Vorstellung eines Gottes längst wissenschaftlich widerlegt hätten. Nun ist wissenschaftstheoretisch inzwischen völlig klar, dass weder die Existenz Gottes noch seine Nicht-Existenz bewiesen werden kann.
Man kann das Problem auch sehr einfach erklären: Wir Menschen erleben durch unsere Gedanken und Gefühle eine geistig-seelische Innenwelt. Da ich nicht weiß und auch
durch Kommunikation, die ja nicht ehrlich sein muss, nie sicher sein kann,
wie bestimmte andere Menschen mich sehen und über mich denken, kann ich nur
durch einen Vorschuss an Vertrauen sinnvoll mit den Menschen, mit denen ich
zusammenlebe, umgehen. Ähnlich wie in der
Beziehung zwischen Menschen ist es auch in unserer Beziehung gegenüber dem
Ganzen der Wirklichkeit, in der wir leben: Kein Mensch kann beweisen oder widerlegen, dass ein solches Vertrauen gegenüber der Gesamtwirklichkeit sinnvoll oder sinnlos ist. Aber ein solches Vertrauen weckt ein Verantwortungsbewusstsein für das eigene Leben, für das menschliche Zusammenleben, für das Zusammenleben in der großen Gemeinschaft der Natur und für die Erhaltung der Lebensgrundlagen für die Zukunft. Ein solches Vertrauen gegenüber der Gesamtwirklichkeit nennen wir „Glaube“.
Im religiösen Sinne gläubige Menschen sehen Gott als die Gewährleistung der Sinnhaftigkeit der Welt. Weder die Sinnhaftigkeit der Welt noch die Existenz Gottes ist beweisbar oder widerlegbar. Deshalb kann keine Wissenschaft oder ein Wissen einen Glauben ersetzen, aber auch kein Glaube kann den Erkenntnisfortschritt des Wissens ersetzen oder negieren. Beides sind zwei unterschiedliche aber menschlich sinnvolle Zugänge zur Wirklichkeit
Manfred Hanglberger (www.hanglberger-manfred.de) |
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