LINK: https://hanglberger-manfred.de/amazonas-synode-frauenverachtung.htm |
„Klerikalismus“
Zum Artikel von Frau Laudage-Kleeberg in
„katholisch.de“
Mir geht es ähnlich wie Frau Laudage-Kleeberg mit Papst Franziskus: Ich bin ihm sehr dankbar für so viele seiner Schritte für eine problemsensible, zeitgemäßere und glaubwürdigere Kirche. Aber was er in dem Nachsynodalen Schreiben zur Amazonassynode über die Frauen geschrieben hat, hat mich sehr erschreckt.
Als ich als Seelsorger, der sich u.a. sehr für den Frauenbund und die Mutter-Kind-Gruppen eingesetzt hat, eine Zusatzausbildung in Familientherapie machte, unterstellten mir in der Ausbildungsgruppe zwei Teilnehmerinnen, dass ich eine Frauenverachtung in mir trage. Das machte mich zuerst
einmal wütend und empört. Doch durch meine eigene therapeutische Arbeit mit
Paaren und Männern entdeckte ich plötzlich, dass die beiden Frauen Recht
hatten. Wenn man solche unbewussten psychischen Strukturen erkennt und vor
allem auch deren Ursachen versteht, kann man sie bearbeiten und reduzieren. Es war für mich eine sehr
wichtige Erkenntnis, dass einerseits Priester häufig seit ihrer Kindheit in
einer seelischen Mutter-Helfer-Rolle sind und andererseits, dass man in einer
solchen Helfer-Rolle auf diesen bedürftigen Elternteil „herabsieht“, ihn also
unbewusst verachtet. Auch wenn man überzeugt ist, dass man diesen Elternteil sehr
schätzt, ja liebt und ihm in jeder Hinsicht helfen will, wirkt das „Herabsehen“
sich so aus, dass man auf die Frauen allgemein herabsieht und sie also
unbewusst verachtet. Es gibt in der
Familientherapie die Erkenntnis, dass dort, wo die Verehrung einem Menschen
gegenüber stark ist, die Verachtung nicht weit ist. Liebe, Achtung und
Wertschätzung braucht der Mensch, nicht Verehrung! Als Therapeut weiß ich, dass es eine Illusion ist zu meinen, dass man solche unbewussten Tendenzen der Verachtung völlig eliminieren kann. Doch durch gleichberechtigte Entscheidungsstrukturen und offene Kommunikation darüber kann man die negativen Auswirkungen wirklich verhindern.
Da leider die Kirchenleitung einen großen Bogen um alle wichtigen psychologischen Erkenntnisse macht, deshalb ein völlig unzeitgemäßes Menschenbild vertritt und ihre Glaubenslehre und Gebetskultur nicht im Dialog mit den modernen psychologischen Erkenntnissen weiterentwickelt hat, sind auch die kirchlichen Strukturen so wenig dem Evangelium gemäß.
Es ist für mich unvorstellbar, dass so wichtige Erkenntnisse wie Verdrängungen, Projektionen, unbewusste Verhaltensmuster und psychische Reifungs- und Heilungsprozesse im christlichen Menschenbild und in der kirchlichen Moralverkündigung nicht integriert sind.
Es klingt leider einfach lächerlich, wenn die Männer der Kirche meinen, letztgültig über das Wesen und die Berufung der Frauen in der Kirche in einer ausgrenzenden Weise sprechen zu können – als wüssten sie, dass der Heilige Geist bei der Zuteilung seiner Berufungsgnade die Frauen ausgrenzt??? Mit solcher Rede ruiniert auch ein Papst seine Autorität und Glaubwürdigkeit.
Deshalb plädiere ich so dringend dafür, dass endlich das beschämende Defizit im Dialog zwischen Theologie und Psychologie zugunsten einer diesbezüglichen zeitgemäßen Glau-benslehre, die dem Niveau der Katholischen Soziallehre entsprechen sollte, beseitigt wird.
Meine weiterführenden Überlegungen zu den Themen „Priestertum der Frau“, „Zölibat“ „Psychologie und Glaube“ habe ich in folgenden Texten meiner Homepage veröffentlicht:
https://hanglberger-manfred.de/zoelibat.htm
https://hanglberger-manfred.de/neuevangelisierung-sorge-um-unser-inneres-haus.htm
Manfred Hanglberger (www.hanglberger-manfred.de ) Zum Verzeichnis
„Amazonas-Synode“ (Dokumente und Stellungnahmen) >>> Kritisierte Aussagen von Papst Franziskus über die Frauen in der Kirche >>> |