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Faschingspredigt
des „Teufels“ Vor der Verlesung des Evangeliums: Bevor ich mit
dem Evangelium beginne, möchte ich gleich ankündigen, dass mir dieses heutige
Evangelium zu schwierig ist und ich deshalb - verbotenerweise - einen anderen
darüber predigen lasse: nämlich den Teufel selbst. Evangelium: Lk 6,31-36 Gebot
der Feindesliebe, „Gott ist gütig auch gegen die Undankbaren und Bösen“ In jenen Tagen sagte
Jesus: 31 Wie ihr von den Menschen behandelt werden wollt, so behandelt sie
auch selbst. 32 Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, welchen Dank erwartet ihr
dafür? Auch die Sünder lieben die, von denen sie geliebt werden. 33 Und wenn ihr nur denen Gutes tut, die euch Gutes tun, welchen Dank
erwartet ihr dafür? Das tun auch die Sünder. 34 Und wenn ihr nur denen etwas leiht, von denen ihr es
zurückzubekommen hofft, welchen Dank erwartet ihr dafür? Auch die Sünder
leihen Sündern in der Hoffnung, alles zurückzubekommen. 35 Ihr aber sollt eure Feinde lieben und sollt Gutes tun und leihen, auch
wo ihr nichts dafür erhoffen könnt. Dann wird euer Lohn groß sein, und ihr
werdet Söhne des Höchsten sein; denn auch er ist gütig gegen die Undankbaren
und Bösen. 36 Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist! Predigt:
(Nach dem Verlesen des Evangeliums dreht
sich der Priester um und hängt sich den Teufelsrock um und setzt sich die
Hörner-Maske auf, die der Mesner bereit hält) Ihr lieben -
ach nein - ihr bösen Menschen! Seid Ihr
Gläubige? Glaubt ihr
auch an mich? Jedenfalls
glaubten viele Jahrhunderte die meisten Christen mehr an mich als an meinen
Schöpfer und früheren Herrn. Der Glaube an das Böse, an die Rache und an die
Angst war bei den meisten größer als der Glaube an die Liebe und an das Gute. Es ist schon
traurig, wenn man immer weniger wahrgenommen und ernst genommen wird, so wie
ich. Aber da geht es meinem Schöpfer und früheren Boss auch nicht viel
besser. Manche dieser aufgeklärten und siebengescheiten Menschen haben mich
gar ganz abgeschrieben und behaupten, mich gäbe es gar nicht. Ja sogar so ein
paar Pfarrerlein, die sich für modern und zeitgemäß halten, nehmen mich nicht
mehr zur Kenntnis. Aber wisst
ihr, ihr bösen Leute, das ist es gar nicht, was mich am meisten aufregt: Aber natürlich
habe ich als Teufel kein Interesse, euch eine Frohbotschaft, ein Evangelium
zu verkünden, nein - bloß ein bisschen verwirren möchte ich euch. Das
gefährliche an meinem Job ist nur, wenn man die Leute ein bisschen verwirrt,
dass dann einige plötzlich anfangen, selber nachzudenken und unkonventionell
und untraditionell sich ihre eigenen Gedanken
machen. Und die bekommen dabei oft ein Selbstbewusstsein und eine
Selbständigkeit, die mir schon wieder ganz zuwider ist. Da würde ich doch
lieber ein Evangelium vorlesen, das nur lieblich säuselt und niemand
verunsichert, dann kann man den Leuten das eigene Nachdenken ersparen, dann
kann man sie auf Dauer leichter für dumm verkaufen und beherrschen. Aber noch mal
zurück zu dem teuflisch schönen Evangelium von heute: Das ist
nämlich nicht nur für euch, sondern auch für mich höchst persönlich ein ganz
besonderes Evangelium. Weil ich doch der Feind, der Widersacher, der
Gegner bin von meinem Schöpfer und früheren Herrn. ER ist gütig
auch zu den Undankbaren und Bösen. Das heißt doch, zu mir. Ich bin doch
der Böse und Undankbare. Und mich haben
sie doch nicht nur zum Feind und Widersacher von IHM, sondern auch von euch
erklärt. Dann müsst ihr Menschen auch zu mir,
dem Bösen gütig sein. Ob Ihr das
schafft? Ich glaube es
nicht. Warum? Und dass ihr kein
Interesse habt, schwierige Menschen zu verstehen, sondern immer schnell seid
im Verurteilen und Verteufeln, im Schlecht-machen und Verleumden. Gott sei Dank
- ach Entschuldigung - dem Teufel sei Dank, dassiIhr
sowieso nicht daran glaubt, dass das geht, was hier steht. Denn sonst
bräuchte ich ja nicht mehr der Teufel sein. Aber auch wenn ihr nicht daran
glaubt, dass das geht, was da steht, im Evangelium heute: ICH GLAUBE
MANCHMAL SCHON DARAN! Warum? - Weil
es ja meine einzige Chance ist, dass jemand zu mir auch gütig ist. SEID GÜTIG
AUCH ZU DEN BÖSEN UND UNDANKBAREN. Jetzt weiß ich
nicht mehr, wer die Menschen besser verwirren, verunsichern und durcheinander
bringen kann, ich der Teufel oder dieser Jesus. Dazu kann ich
aber wirklich nicht sagen: "Amen", "so sei es"! Fürbitten: Gott, du Vater und Mutter
aller Menschen, vor dir sind wir alle
Schwestern und Brüder, so bitten wir dich: 1. Hilf uns, die Einteilung unserer Mitmenschen in
„Gute“ und „Böse“, in Freunde und Feinde zu überwinden, damit wir ohne
Vorurteile uns bemühen, auch schwierige Menschen besser zu verstehen. 2. Bewahre uns vor Abwertung und Verteufelung jener
Menschen, deren Verhalten uns belastet und unverständlich erscheint. 3. Hilf uns, von den Mitmenschen nicht mehr an
Verständnis, an Barmherzigkeit und Hilfsbereitschaft zu erwarten, als wir
selbst zu geben bereit sind. 4. Begleite und stärke uns auf dem Weg tieferen
Verstehens, damit wir bei Enttäuschungen und Verletzungen durch unsere
Mitmenschen nicht seelisch verhärten. 5. Hilf uns zu erkennen, wo wir anderen das Leben
schwer machen oder ungerecht sind, damit wir aggressive Reaktionen besser
verstehen und unseren Beitrag leisten für Versöhnung und Frieden. 6. Schenke uns deinen Geist, damit wir Fortschritte
machen im Bemühen, die psychischen Hintergründe der Aggressivität und
Undankbarkeit schwieriger Mitmenschen zu erkennen und lernen, uns vor ihnen
in rechter Weise zu schützen. Denn du, o Gott, bist der
barmherzige Vater aller Menschen, aber du konfrontierst uns auch mit den Herausforderungen
gemeinschaftlichen Lebens. Lehre uns - von deinem Geist erfüllt -, mit den
Menschen aller Völker und Religionen auf unserer Erde in Frieden zu leben.
Amen. Teufelspredigt von Manfred
Hanglberger (www.hanglberger-manfred.de
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