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Josef Ratzinger:

Familientherapeutische Überlegungen zu seinem Stammbaum

 

Josef Ratzinger wurde am 16. April 1927 in Marktl am Inn als drittes Kind seiner Eltern Josef und Maria Ratzinger geboren.

Vor ihm schenkten seine Eltern seiner Schwester Maria am 07. Dez. 1921 und seinem Bruder Georg am 15. Jan. 1924 das Leben.

Sein Vater, Joseph Ratzinger, geb. am 06. März 1877, war der älteste Sohn des Bauern Joseph Ratzinger in Rickering, Pfarrei Schwanenkirchen, südlich von Deggendorf. Vermutlich musste sein Vater als Jugendlicher gemeinsam mit seiner älteren Schwester Anna (geb. 28.11.1875) auf die sieben kleineren Geschwister aufpassen wie es in landwirtschaftlichen Betrieben in dieser Zeit üblich war. Weitere zwei Geschwister waren als Säuglinge gestorben. Vielleicht ist dabei sein Bemühen, für Disziplin zu sorgen, so sehr an seine Grenzen gestoßen, dass er nach dem Ableisten seines Militärdienstes in der damaligen bayerischen Armee den Beruf des Gendarmeriemeisters ergriff, in dem es ihm besser gelang, im Namen des Königs von Bayern für Ordnung zu sorgen. Jedenfalls galt er als gewissenhafter und strenger Hüter von Disziplin, von Recht und Ordnung.

Auch die Tatsache, dass er erst mit 43 Jahren heiratete, kann darauf hindeuten, dass er im Jugendalter sehr mit der Sorge für seine jüngeren Geschwister beschäftigt war und deshalb nicht sogleich wieder in einer eigenen Familie für Kinder sorgen wollte. Denn dieses Beziehungsmuster ist öfters bei älteren Geschwistern in einem bäuerlichen Anwesen zu beobachten, die bereits früh die Verantwortung für die Geschwister von den Eltern übertragen bekommen hatten.

Seine Ehefrau Maria Peintner fand er durch eine Ehe-Annonce im Altöttinger Liebfrauenboten.

 

Die Mutter von Ratzinger, Maria Peintner, geb. am 08. Jan. 1884 in Mühlbach bei Oberaudorf, Kr Rosenheim, hatte den Geburtsnamen ihrer Mutter, Maria Peintner, geb. am 29.06.1855 in Raas in Südtirol, weil sie deren uneheliche Tochter war. Im Taufbuch ist dort kein Vater eingetragen.

Bevor sie am 09.Nov. 1920 den Gendarmeriemeister, Joseph Ratzinger, heiratete, erklärte ihre Mutter, dass ihr Ehemann, Isidor Rieger, deren Vater sei, man aber vergessen habe, sie als dessen Tochter erklären zu lassen. Da der Mann, den die Mutter 1885 geheiratet hatte und mit dem sie weitere sieben Kinder hatte, bereits 1912 gestorben war, konnte dieser nicht mehr gefragt werden.

Da es damals für ein Mädchen durchaus ein Problem war, dass sie in der Schule einen anderen Namen als alle ihre Geschwister und als ihre Eltern hatte – diese hießen nämlich alle „Rieger“, während sie „Peintner“ hieß – lässt die Vermutung zu, dass es sich bei der Behauptung der Mutter, dass ihre erste Tochter ein Kind ihres verstorbenen Ehemannes sei, um eine Unwahrheit handelt; denn sicher hätten die Eltern dem Kind die Unannehmlichkeit erspart, einen anderen Namen zu haben als die Geschwister, wenn dies problemlos möglich gewesen wäre. Zudem stellt sich die Frage, warum der Vater nicht im Taufbuch eingetragen ist, wenn die Mutter, wie sie letztlich behauptete, diesen Vater ihres ersten Kindes sowieso später geheiratet habe.

 

Aus familientherapeutischer Sicht weiß man, dass ein Kind, das seinen Vater nicht kennt und dies ständig durch den Namensunterschied bewusst gehalten wird, Minderwertigkeitsgefühle, nicht selten auch Schuldgefühle bekommt, die gewöhnlich das ganze Leben lang wirken. Von dem Kind, das mit der Mutter am stärksten verbunden ist, werden diese Schuldgefühle der Mutter unbewusst übernommen. Solche unbewussten Schuldgefühle können – besonders in einer religiös geprägten Familie – zur Entscheidung eines Priesterberufes führen. Es ist nicht auszuschließen, dass die Berufsentscheidung von Josef Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI., unbewusst von diesen übernommenen Schuldgefühlen mitbeeinflusst war.

Sein Bruder Georg, der auch Priester geworden war, könnte unbewusst die Schuldgefühle seiner Großmutter übernommen haben. Jedenfalls sind von ihm deutlich mehr Aussagen von dieser Frau überliefert als von seinem Bruder Josef. Außerdem sind „Sandwichkinder“, also die mittleren von drei Kindern, oft seelisch mit einem Großelternteil verbunden.

 

Gewöhnlich ist das jüngste von drei Kindern ein „Mutterkind“, übernimmt also die verdrängten Gefühle und Schicksalsbelastungen der Mutter. Dass dies bei Josef Ratzinger der Fall war, zeigt sich dann auch in seiner frühen Phase als Theologieprofessor; denn da war er im Zweiten Vatikanischen Konzil als Berater und Redenschreiber für Kardinal Frings aus Köln ein großer Reformer, der die verkrusteten Machtstrukturen des Vatikans analysierte und aufzubrechen versuchte.
Wofür Menschen als Erwachsene sich in besonderer Weise engagieren, ist meist in der Konstellation der Herkunftsfamilie grundgelegt. Wenn dort der dominante Vater beruflich wie familiär besonderen Wert auf Ordnung und Disziplin legt und die Ehefrau und die Kinder sich unterzuordnen gewohnt sind, ist das „Mutterkind“ meist rebellisch, da es die verdrängten Gefühle der Mutter übernimmt. „Unterordnung“ und „Gehorsam“ bedeuten ja, dass man die eigenen Gefühle und Interessen verdrängen muss, was bei der Mutter von Josef Ratzinger gewesen sein dürfte. Die Energie der Rebellion dagegen hat dann wohl ihr jüngster Sohn Josef übernommen.

Vielleicht aber hat Josef Ratzinger als Theologieprofessor in Tübingen 1968 während der dortigen Studentenunruhen eine einschneidende Grenzerfahrung gemacht. Seine Vorlesungen wurden nämlich von rebellierenden Studenten mit Trillerpfeifen so sehr gestört, dass er sie abbrechen musste.

Vielleicht spürte er damals etwas von der Hilflosigkeit und dem Zorn seines Vaters, als dieser vermutlich als Aufpasser für seine jüngeren Geschwister erlebte, dass diese seine Autorität nicht ernst nahmen und so den älteren Bruder hilflos machten.

Jedenfalls verließ Josef Ratzinger Tübingen und nahm eine Professorenstelle in der neu gegründeten und friedlicheren Universität Regensburg an. Als er in der kirchlichen Hierarchie aufstieg und 1977 Erzbischof und Kardinal in München-Freising und 1982 Leiter der Glaubenskongregation im Vatikan wurde, hatte er sich vom Kirchen-Reformer zum linientreuen Traditionalisten gewandelt.

Dies zeigt sich z.B. in seiner Glaubenslehre:

Hatte er als Professor noch keine Probleme mit der naturwissenschaftlichen Erkenntnis der Evolution, die in der Kirche viele Jahrzehnte bekämpft und unterdrückt wurde, kam im großen Weltkatechismus der Kath. Kirche, für deren Formulierung er die wesentliche Verantwortung hatte, das Wort „Evolution“ überhaupt nicht vor.

Hatte er als Professor in seinem Buch „Einführung ins Christentum“ noch geschrieben, dass für die Glaubenssicht Jesu als „Sohn Gottes“ die biblische Überlieferung von seiner jungfräulichen Geburt aus seiner Mutter Maria nicht notwendig sei ("Die Gottessohnschaft Jesu beruht nach dem kirchlichen Glauben nicht darauf, dass Jesus keinen menschlichen Vater hatte. Denn die Gottessohnschaft, von der der Glaube spricht, ist kein biologisches, sondern ein ontologisches Faktum, kein Vorgang in der Zeit, sondern in Gottes Ewigkeit." S. 225) hat er als Kardinal und Papst eine solche Vorstellung vehement abgelehnt.

Andererseits zeigt sich seine neue Einstellung zur Kirchenorganisation in seinem Verhalten gegenüber Professoren, die nach seiner Überzeugung nicht völlig der Glaubenslehre der Kirche entsprachen. Vermutlich zeigt sich hier, dass aus dem „Muttersohn“ ein extremer „Vatersohn“ geworden war, d.h. dass er das Verhalten des bayerischen Gendarmeriemeisters in die oberste kirchliche Verwaltung hineingetragen hat: https://www.wir-sind-kirche.de/files/212_2006movingforwardbylookingback_31-38.pdf

Ein solches von Kontrolle und Bestrafung geprägte Verhalten mag vielleicht für einen Gendarmeriemeister angemessen sein, für einen Kardinal in der obersten Hierarchie der Kirche aber sicher nicht.

Ist bei Ratzinger vielleicht folgende psychische Dynamik abgelaufen?:
Wenn ein ausgeprägtes „Mutterkind“ zum „Vaterkind“ wird, ist dieses erwachsene Kind nicht selten mit der (unbewussten) Männerverachtung der Mutter verbunden. In der Familientherapie ist bekannt, dass ein Kind, das ein Elternteil (evtl. unbewusst) verachtet, diesem im Laufe seines Lebens mit hoher Wahrscheinlichkeit immer ähnlicher wird.

 

Besonders aufschlussreich ist die Predigt, die Ratzinger im Gottesdienst vor dem Konklave (2005), in der er dann zum Papst gewählt wurde, gehalten hat:

https://hanglberger-manfred.de/ratzinger-predigt-ismen.htm

Nach dieser Predigt stellt sich die Frage, ob Ratzinger seinem Anspruch gerecht wird, die moderne Welt zu verstehen oder ob er in erster Linie von Feindbildern gegenüber den geistigen Strömungen unserer Zeit geprägt ist.

Manfred Hanglberger

 

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Zum Stammbaum von Josef Ratzinger >>>
(https://hanglberger-manfred.de/ratzinger-josef-stammbaum-jpg.jpg)

Die 10 kirchlichen Feindbilder von J. Ratzinger (Benedikt XVI.): >>>

 

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