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In der Bibel gibt es eine Entwicklung der Moralvorstellungen: Vom
„Gebot“ zum „Verbrechen“: Texte zu Gen 22 (Die Abraham-Isaak-Geschichte):
- 1. Lesung des Zweiten Fastensonntags (Lesejahr B): Am 25.02.2024 - Zweite Lesung in der Feier der Osternacht: Am 30.03.2024
Gen
22, 1-19 1Nach diesen
Ereignissen stellte Gott Abraham auf die Probe. Er sprach zu ihm: Abraham! Er
antwortete: Hier bin ich.
Ex 13,1-2: Der älteste Text fordert die Opferung der Erstgeburt: Der Herr sprach zu Mose: „Erkläre alle Erstgeburt als mir geheiligt! Alles, was bei den Israeliten den Mutterschoß durchbricht, bei Mensch und Vieh, gehört mir.“
Ex13,11-16: Später wird beim Esel und bei den Söhnen eine „Auslösung“ gefordert: 11 Der Herr wird dich in das Land der
Kanaaniter bringen und wird es dir geben, wie er dir und deinen Vätern mit
einem Eid zugesichert hat. Num 3,12: Die Leviten
als Ersatz für die Opferung der Erstgeburt:
Danach
sollen die Leviten mit ihrem Dienst am Offenbarungszelt beginnen. Reinige sie
und vollzieh an ihnen die Weihe; 16 denn sie sind mir von
den Israeliten übergeben, als Ersatz für alle, die den Mutterschoß
durchbrechen; als Ersatz für alle erstgeborenen Israeliten habe ich sie mir
genommen. 17 Denn alle
erstgeborenen Israeliten gehören mir, sowohl bei den Menschen als auch beim
Vieh. An dem Tag, an dem ich in Ägypten alle Erstgeborenen erschlug, habe ich
sie als mir heilig erklärt 18 und habe die Leviten
als Ersatz für alle erstgeborenen Israeliten genommen. 19 Ich gebe die Leviten
dem Aaron und seinen Söhnen; aus dem Kreis der Israeliten sind sie ihnen
übergeben, damit sie am Offenbarungszelt den Gottesdienst der Israeliten
vollziehen und die Israeliten entsühnen. Dann wird die Israeliten kein Unheil
treffen, wenn sie dem Heiligtum zu nahe kommen.
Num 18,15 Alle
lebenden Wesen, die den Mutterschoß durchbrechen und die man dem Herrn
darbringt, Mensch und Vieh gehören mir. Du musst den Erstgeborenen bei den
Menschen auslösen.
Vgl. Lk 2,21-24: Auch bei Jesus gilt noch das Gesetz der „Auslösung“: 21
Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man
ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, noch ehe das Kind im Schoß
seiner Mutter empfangen wurde.
Joh 3,16: Jesus als Besitz Gottes: Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.
2 Kön 3,21-27: Auch bei anderen Völkern werden Söhne geopfert – mit Erfolg! Als ganz Moab erfuhr, dass die Könige zum Krieg gegen das Land anrückten, wurden alle aufgeboten, die Waffen tragen konnten; sie stellten sich an der Grenze auf. 22 Frühmorgens aber, als die Sonne über dem Wasser aufging, erschien ihnen das Wasser drüben rot wie Blut. 23 Sie sagten: Das ist Blut. Die Könige haben sich selbst umgebracht; einer hat den andern erschlagen. Auf jetzt, zur Beute, ihr Moabiter! 24 Doch als sie sich dem Lager der Israeliten näherten, erhoben sich diese und schlugen die Moabiter in die Flucht. Unaufhörlich drängten die Israeliten nach und machten sie nieder. 25 Sie zerstörten die Städte und auf alle guten Äcker warf jeder seinen Stein, bis sie ganz bedeckt waren. Auch schütteten sie alle Wasserquellen zu und fällten alle wertvollen Bäume. Zuletzt blieb nur noch Kir-Heres übrig; diese Stadt umstellten und beschossen die Schleuderer. 26 Als der König von Moab sah, dass er dem Angriff nicht mehr standhalten konnte, sammelte er siebenhundert mit dem Schwert bewaffnete Männer um sich und versuchte beim König von Edom durchzubrechen. Doch es gelang ihnen nicht. 27 Nun nahm er seinen erstgeborenen Sohn, der nach ihm König werden sollte, und brachte ihn auf der Mauer als Brandopfer dar. Da kam ein gewaltiger Zorn über Israel. Sie zogen von Moab ab und kehrten in ihr Land zurück.
2 Kön 16,1-4: Später gilt die Kindesopferung als „Gräuel“ und damit als Verbrechen: Im siebzehnten Jahr Pekachs, des Sohnes Remaljas, wurde Ahas, der Sohn Jotams, König von Juda. 2 Er war zwanzig Jahre alt, als er König wurde, und regierte sechzehn Jahre in Jerusalem. Er tat nicht wie sein Vater David, was dem Herrn, seinem Gott, gefiel, 3 sondern er folgte den Wegen der Könige von Israel. Er ließ sogar seinen Sohn durch das Feuer gehen und ahmte so die Gräuel der Völker nach, die der Herr vor den Israeliten vertrieben hatte. 4 Auf den Kulthöhen und Hügeln und unter jedem üppigen Baum brachte er Schlacht- und Rauchopfer dar.
2 Kön 21,1-2,6: In Israel gibt es trotzdem immer wieder Kindesopferungen: Manasse war zwölf Jahre alt, als er König wurde, und regierte fünfundfünfzig Jahre in Jerusalem. Seine Mutter hieß Hefzi-Bah. 2 Er tat, was dem Herrn missfiel, und ahmte die Gräuel der Völker nach, die der Herr vor den Israeliten vertrieben hatte. 6 Er ließ seinen Sohn durch das Feuer gehen, trieb Zauberei und Wahrsagerei, bestellte Totenbeschwörer und Zeichendeuter. So tat er vieles, was dem Herrn missfiel und ihn erzürnte.
Ps 106, 34-39: Ein weiterer Hinweis auf die praktizierten Kindesopfer in Israel: 34 Sie rotteten die Völker nicht aus, wie ihnen der Herr einst befahl. 35 Sie vermischten sich mit den Heiden und lernten von ihren Taten. 36 Sie dienten ihren Götzen; die wurden ihnen zur Falle. 37 Sie brachten ihre Söhne und Töchter dar als Opfer für die Dämonen. 38 Sie vergossen schuldloses Blut, das Blut ihrer Söhne und Töchter, die sie den Götzen Kanaans opferten; so wurde das Land durch Blutschuld entweiht. 39 Sie wurden durch ihre Taten unrein und brachen Gott mit ihrem Tun die Treue
Ri 11, 29-40: Eine Tochter wird in Israel geopfert aber nicht gerettet wie Isaak: Da kam der Geist des Herrn über Jiftach und Jiftach zog durch Gilead und Manasse nach Mizpa in Gilead und von Mizpa in Gilead zog er gegen die Ammoniter. 30 Jiftach legte dem Herrn ein Gelübde ab und sagte: Wenn du die Ammoniter wirklich in meine Gewalt gibst 31 und wenn ich wohlbehalten von den Ammonitern zurückkehre, dann soll, was immer mir (als Erstes) aus der Tür meines Hauses entgegenkommt, dem Herrn gehören und ich will es ihm als Brandopfer darbringen. 32 Darauf zog Jiftach gegen die Ammoniter in den Kampf und der Herr gab sie in seine Gewalt. 33 Er schlug sie im ganzen Gebiet zwischen Aroër und Minnit bis hin nach Abel-Keramim vernichtend (und nahm) zwanzig Städte (ein). So wurden die Ammoniter vor den Augen der Israeliten gedemütigt. 34 Als Jiftach nun nach Mizpa zu seinem Haus zurückkehrte, da kam ihm seine Tochter entgegen; sie tanzte zur Pauke. Sie war sein einziges Kind; er hatte weder einen Sohn noch eine andere Tochter. 35 Als er sie sah, zerriss er seine Kleider und sagte: Weh, meine Tochter! Du machst mich niedergeschlagen und stürzt mich ins Unglück. Ich habe dem Herrn mit eigenem Mund etwas versprochen und kann nun nicht mehr zurück. 36 Sie erwiderte ihm: Mein Vater, wenn du dem Herrn mit eigenem Mund etwas versprochen hast, dann tu mit mir, was du versprochen hast, nachdem dir der Herr Rache an deinen Feinden, den Ammonitern, verschafft hat. 37 Und sie sagte zu ihrem Vater: Nur das eine möge mir gewährt werden: Lass mir noch zwei Monate Zeit, damit ich in die Berge gehe und zusammen mit meinen Freundinnen meine Jugend beweine. 38 Er entgegnete: Geh nur!, und ließ sie für zwei Monate fort. Sie aber ging mit ihren Freundinnen hin und beweinte ihre Jugend in den Bergen. 39 Als zwei Monate zu Ende waren, kehrte sie zu ihrem Vater zurück und er tat mit ihr, was er gelobt hatte; sie aber hatte noch mit keinem Mann Verkehr gehabt. So wurde es Brauch in Israel, 40 dass Jahr für Jahr die Töchter Israels (in die Berge) gehen und die Tochter des Gileaditers Jiftach beklagen, vier Tage lang, jedes Jahr. Für Sara eine tödliche Geschichte: Eine
spätjüdische Überlieferung weiß zu berichten, dass Sara nach der Rückkehr
Abrahams und auf die Kunde von dem Geschehen hin sechs Schreie ausgestoßen
habe und gestorben sei (Strack-Billerbeck IV, 181f.).
Aus: Erstes Hochgebet der Katholischen
Messfeier: So bringen
wir aus den Gaben, die du uns geschenkt hast,
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Der Familientherapeut B. Hellinger hat zu der biblischen Abrahams-Isaak-Erzählung eine analoge Doppelerzählung formuliert. Diese deckt die problematischen Beziehungen in der biblischen Originalgeschichte auf. Dadurch entlarvt er diese biblische Erzählung als eine für unsere Zeit völlig unbrauchbare und irreführende Geschichte, die keinen Wahrheitsanspruch über Gott oder über einen gültigen christlichen Glauben beanspruchen kann:
Alternativvorschlag für die zweite Lesung in der Osternacht:
Ein
Mann träumte in der Nacht er habe die Stimme Gottes gehört, die ihm sagte:
"Steh auf, nimm deinen Sohn, deinen einzigen Geliebten. Führe ihn auf
den Berg, den ich dir zeigen werde und bringe ihn mir dort als Schlachtopfer
dar." Am Morgen stand der Mann auf, schaute seinen Sohn an, seinen
einzigen Geliebten, schaute seine Frau an, die Mutter des Kindes, schaute
seinen Gott an. Er nahm das Kind, führte es auf den Berg, baute einen Altar,
band ihm die Hände, zog das Messer, hob es zum Schlachten. Da hörte er eine
andere Stimme und schlachtete statt seines Sohnes ein Schaf. Wie schaut jetzt
der Sohn den Vater an, wie der Vater den Sohn, wie die Frau den Mann, wie der
Mann die Frau, wie schauen sie Gott an und wie schaut Gott, wenn es ihn gibt,
sie an?
Bert Hellinger (Aus dem Buch: „Zweierlei Glück“) Vorschlag für ein Abschlusswort des Lektors: „Worte des Lebens“
Die Menschen
glaubten, man müsse Gott aus den Gaben der Schöpfung einen Teil wieder
zurückgeben: Man müsse also Opfer darbringen – als Zeichen des Dankes, der
Ehrerbietung und der demütigen Unterwerfung unter seine Herrschaft. Manfred Hanglberger (www.hanglberger-manfred.de)
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