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Genesis 22: Die Erzählung
„Gott prüft den Abraham“ Es lebte um 900 Jahre vor Christus ein junger Priester mit
Namen Simeon aus dem Stamm der Leviten zusammen mit seiner Frau und seinem
kleinen Sohn im Lande Israel. Nun war die Frau von Simeon schwer krank
geworden. Da sagte sein Schwiegervater, der auch dem Priestergeschlecht
angehörte, zu ihm: Und Simeon erzählte alles seinem Schwiegervater, der davon sehr aufgewühlt war. Und nach langem Schweigen sagte der alte Priester zu seinem Schwiegersohn: „Wahrhaftig, hier hat Gott durch meine verstorbene erste Frau, die sehr fromm und klug war, zu dir gesprochen. Diese Offenbarung müssen wir dem Volk Israel kundtun, damit die Menschen in rechter Weise zu beten lernen, statt ihre Kinder zu opfern. Aber, sagte er, wir müssen die Geschichte so schreiben, dass sie schon unser Stammvater Abraham erlebt hat, damit sie größere Autorität bekommt. Und wir müssen sie so erzählen, dass Abraham von Gott geprüft wird und er tatsächlich bereit gewesen wäre, seinen Sohn zu opfern; denn manche Leute meinen, wer mehr zu opfern bereit ist, ist gläubiger und kann mit der größeren Hilfe Gottes rechnen. Sonst werden diese sagen, dass diese Geschichte nur die Opferbereitschaft der Menschen zerstören wolle und dadurch würde das Volk des Segens Gottes beraubt werden. Denn manche bekommen schlimme Schuldgefühle, wenn sie nicht ihr Wertvollstes, ihre Kinder, zu opfern bereit sind, wenn sie in großer Sorge sind. Bis tief in die Nacht hinein überlegten die beiden, wie
die Geschichte lauten müsse, damit sie die Menschen von dem tödlichen inneren
Zwang befreie, sie müssten Gott ihre Kinder opfern, damit sie seines Segens
und seines Beistandes sicher sein konnten. Und so schrieben sie folgende
Geschichte: In jenen Tagen stellte
Gott Abraham auf die Probe. Er sprach zu ihm: Abraham! Er antwortete: Hier
bin ich. Gott sprach: Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du liebst,
Isaak, geh in das Land Morija, und bring ihn dort auf einem der Berge, den
ich dir nenne, als Brandopfer dar.
1. Diese
Geschichte stellt Gott als sadistischen Menschentester dar. Das ist ein
grausames und gefährliches Spiel mit den Gefühlen und dem Glauben eines
Menschen. 2. In dieser
Geschichte werden die Gefühle und der Wille der Mutter völlig ausgeklammert.
Da nimmt der Mann die Frau nicht wahr und nicht ernst. Er allein entscheidet
über Leben und Tod eines Kindes: Eine schrecklich patriarchalistische
Geschichte. 3. In dieser
Geschichte betrachtet der Vater seinen Sohn als seinen Besitz, wie eine
Sache, mit der er machen kann, was er will. Das Kind besitzt keine eigene
Würde, kein von den Eltern unabhängiges Lebensrecht. Die Tötung eines Kindes
durch die eigenen Eltern gilt nicht als Verbrechen. 4. In dieser Geschichte
gibt es ein Konkurrenz-Verhältnis zwischen der Liebe und Treue gegenüber Gott
und der Liebe und Treue gegenüber Frau und Kind. Das ist ein falsches und
gefährliches Gottesbild! Denn Gott wird geliebt und geachtet gerade auch durch
die echte Liebe und Treue gegenüber Ehepartner und Kindern! 5. In
dieser Geschichte glauben die Menschen immer noch, dass Gott Opfer von den
Menschen für sich erwartet: Wenn nicht ein Kind, dann ist stattdessen ein
Tier „für Gott“ zu töten. Es muss Blut fließen! Aber schon der Prophet Hosea
verkündete 750 v. Chr. im Namen Gottes: „An Liebe habe ich Wohlgefallen,
nicht an Schlachtopfern“ (Hos 6,6; ähnlich: Jes 1,11; Jer 7,22; Mt 9,13). xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx Der
Familientherapeut B. Hellinger hat zu der biblischen Abrahams-Isaak-Erzählung
eine analoge Doppelerzählung formuliert. Diese deckt die problematischen Beziehungen
in der biblischen Originalgeschichte auf. Dadurch entlarvt er diese biblische
Erzählung als eine für unsere Zeit völlig unbrauchbare und irreführende
Geschichte, die keinen Wahrheitsanspruch über Gott oder über einen gültigen
christlichen Glauben beanspruchen kann: Der Glaube Ein
Mann träumte in der Nacht er habe die Stimme Gottes gehört, die ihm sagte:
"Steh auf, nimm deinen Sohn, deinen einzigen Geliebten. Führe ihn auf
den Berg, den ich dir zeigen werde und bringe ihn mir dort als Schlachtopfer
dar." Am Morgen stand der Mann auf, schaute seinen Sohn an, seinen
einzigen Geliebten, schaute seine Frau an, die Mutter des Kindes, schaute
seinen Gott an. Er nahm das Kind, führte es auf den Berg, baute einen Altar,
band ihm die Hände, zog das Messer, hob es zum Schlachten. Da hörte er eine
andere Stimme und schlachtete statt seines Sohnes ein Schaf. Wie schaut jetzt
der Sohn den Vater an, wie der Vater den Sohn, wie die Frau den Mann, wie der
Mann die Frau, wie schauen sie Gott an und wie schaut Gott, wenn es ihn gibt,
sie an? Bert Hellinger (Aus seinem Buch: „Zweierlei Glück“) Es gibt im
Alten Testament auch eine Erzählung über die Opferung einer Tochter, die aber
im Gegensatz zum Sohn Abrahams nicht gerettet wurde: Jiftach und seine Tochter (Ri 11, 29-40) Da kam der
Geist des Herrn über Jiftach und Jiftach zog durch Gilead und Manasse nach
Mizpa in Gilead und von Mizpa in Gilead zog er gegen die Ammoniter. 30 Jiftach legte dem Herrn ein Gelübde ab und
sagte: Wenn du die Ammoniter wirklich in meine Gewalt gibst 31 und wenn ich wohlbehalten von den Ammonitern
zurückkehre, dann soll, was immer mir (als Erstes) aus der Tür meines Hauses
entgegenkommt, dem Herrn gehören und ich will es ihm als Brandopfer
darbringen. 32 Darauf zog Jiftach gegen die Ammoniter in
den Kampf und der Herr gab sie in seine Gewalt. 33 Er schlug sie im ganzen Gebiet zwischen
Aroër und Minnit bis hin nach Abel-Keramim vernichtend (und nahm) zwanzig
Städte (ein). So wurden die Ammoniter vor den Augen der Israeliten
gedemütigt. 34 Als Jiftach nun nach Mizpa zu seinem Haus
zurückkehrte, da kam ihm seine Tochter entgegen; sie tanzte zur Pauke. Sie
war sein einziges Kind; er hatte weder einen Sohn noch eine andere Tochter. 35 Als er sie sah, zerriss er seine Kleider und
sagte: Weh, meine Tochter! Du machst mich niedergeschlagen und stürzt mich
ins Unglück. Ich habe dem Herrn mit eigenem Mund etwas versprochen und kann
nun nicht mehr zurück. 36 Sie erwiderte ihm: Mein Vater, wenn du dem
Herrn mit eigenem Mund etwas versprochen hast, dann tu mit mir, was du
versprochen hast, nachdem dir der Herr Rache an deinen Feinden, den
Ammonitern, verschafft hat. 37 Und sie sagte zu ihrem Vater: Nur das eine
möge mir gewährt werden: Lass mir noch zwei Monate Zeit, damit ich in die
Berge gehe und zusammen mit meinen Freundinnen meine Jugend beweine. 38 Er entgegnete: Geh nur!,
und ließ sie für zwei Monate fort. Sie aber ging mit ihren Freundinnen hin
und beweinte ihre Jugend in den Bergen. 39 Als zwei Monate zu Ende waren, kehrte sie zu
ihrem Vater zurück und er tat mit ihr, was er gelobt hatte; sie aber hatte
noch mit keinem Mann Verkehr gehabt. So wurde es Brauch in Israel, 40 dass Jahr für Jahr die Töchter
Israels (in die Berge) gehen und die Tochter des Gileaditers Jiftach
beklagen, vier Tage lang, jedes Jahr.
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