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Suizid-Probleme aus Sicht der
Familientherapie Es mag viele Ursachen für Suizid geben,
manche sind durch die Erkenntnisse der Familientherapie (= der systemischen
Psychologie) besser verständlich und beeinflussbar. 1.
Beispiel: Ein
älterer Mann hat sich das Leben genommen Fakten
aus seiner Herkunftsfamilie: Der Mann war das zweite Kind seiner Eltern. Das erste Kind war gestorben. Die Mutter konnte dessen Tod nicht
verschmerzen. Sie ging jahrelang täglich an das Grab des Kindes.
Auch dann noch, als das zweite Kind geboren war. Vermutete
Wirkungen: 1) Das zweite Kind hatte den Eindruck: Ich
bin nur eine Last für die Mutter. Es wäre besser, ich wäre nicht da. Suizid als unbewusste Liebe des „Kindes“ zur
Mutter: Ich möchte dich entlasten. 2) Die Toten sind liebenswerter als die
Lebenden. Man muss tot sein, um wahrgenommen zu werden, um im Herzen der
Mutter etwas zu gelten. Das tote Kind hat das Recht, „die Mutter zu
besitzen“, ich nicht. Ich möchte auch dort sein, wo man am meisten geliebt
wird. 3) Da die Mutter das Kind nicht loslassen
kann, entwickelt sie eine Tendenz zum Tod hin, sie will beim toten Kind sein,
sie will sterben. Das zweite Kind spürt die Todessehnsucht der Mutter und
entwickelt eine Stellvertreter-Rolle: „Lieber ich als du, Mama“. Das seelische Grundmuster aus der Kindheit
kann unbewusst das ganze Leben hindurch wirken und irgendwann vollzogen
werden. Suizid enthält oft eine unbewusste Liebe zu
einem Verstorbenen oder zu Angehörigen, die eine starke Todessehnsucht in
sich tragen. Vorbeugung: Innere Beziehung zum toten Geschwisterkind
herstellen. Dieses Kind achten und es verabschieden. Es bitten, die Lebenden
zu segnen. Sich mit der (inzwischen verstorbenen) Mutter
versöhnen; z.B. durch einen Abschiedsbrief. |
Psychische
Gesetze aus Sicht der Familientherapie: => Nicht verabschiedete Verstorbene können bei Angehörigen
eine starke Todes-Sehnsucht auslösen. (=> Vgl. Raster für
einen Abschiedsbrief) => Ehepartner oder
Kinder können ein Stellvertreter-Verhalten entwickeln: „Lieber ich als du“. => Kinder können eine
starke seelische Belastung der Mutter spüren und wegen der Belastung
, die sie selbst mit ihrem Dasein der Mutter bereiten, Schuldgefühle
bekommen und eine Tendenz zum Rückzug aus dem Leben entwickeln. (=> Seele des Kindes) |
2.
Beispiel: Eine Frau hatte zwei Suizid-Versuche hinter
sich. Sie war jahrelang in psychoanalytischer Behandlung. Fakten aus der Herkunftsfamilie ihrer Mutter: Ihre Mutter war ein Zwillingskind. Bei der
Geburt war das andere Kind gestorben. Auch die Mutter war inzwischen verstorben. Vermuteter Wirkungszusammenhang: Zwillingskinder entwickeln durch die körperliche
Nähe im neunmonatigen Zusammensein im Mutterleib eine tiefe seelische
Verbundenheit. Da Kleinkinder noch wenig „seelische Haut“ besitzen, erlebt
das eine Kind dramatische Ereignisse und Gefühle des anderen mit. Ein Säugling kann das andere Zwillingskind
nicht verabschieden, wenn dieses stirbt. Nicht-verabschiedete Personen, mit denen man
seelisch sehr verbunden ist, bewirken bei den Lebenden starke
Todes-Sehnsüchte. Eine solche Todes-Sehnsucht kann im
Erwachsenenalter von einem eigenen Kind übernommen werden („Lieber ich als
du, Mama“) und Suizid-Gefährdung auslösen. Vorbeugung: Verabschiedung der Toten. |
3.
Beispiel: Ein älterer Mann nahm sich das Leben Fakten aus seiner Familiengeschichte: Sein Vater kam im Ersten Weltkrieg um, als
seine Mutter mit dem Kind im vierten Monat schwanger war. Seine Ehefrau war sieben Jahre alt, als sie
die eigene Mutter verlor. Die Ehefrau drohte bei Konflikten und
schlimmen Sorgen sehr oft mit Selbstmord und hatte mehrere Suizid-Versuche
hinter sich. Der Ehemann sprach nie von Selbstmord. Vermuteter Wirkungszusammenhang: Der Mann hatte eine Todes-Sehnsucht in sich,
weil er seinen Vater nicht erlebt hatte und ihn als Kind nicht verabschieden
konnte. Gegenüber der Todes-Sehnsucht bei seiner Frau
und ihrer Tendenz zu „gehen“ entwickelte er ein
Stellvertreter-Verhalten: „Lieber ich als du“. Sein Tod veränderte das Verhalten der übrigen
Familien-Mitglieder sehr stark in Richtung Selbstverantwortung. Vorbeugung: Verabschiedung der Toten. |
4. Beispiel: Eine Frau nahm sich das Leben Fakten
aus der Herkunftsfamilie: Ihr älterer Bruder starb mit 18 Jahren bei
einem Verkehrsunfall. Sie, die Schwester war damals 14 Jahre. Der Bruder, ein
ausgezeichneter Handwerker, sollte den Betrieb der Eltern übernehmen. Sein
Tod raubte dem Familienbetrieb die Zukunft. Besonders die Mutter kam über diesen Tod des
Sohnes nie hinweg. Als sie später mit der heranwachsenden
Tochter Probleme hatte, entglitt ihr der schlimme Satz: „Er ist tot und du
lebst“. Die Tochter distanzierte sich daraufhin innerlich immer mehr von der
Mutter und begann, sie zu verachten. Vermuteter Wirkzusammenhang: Wenn die Tochter die Mutter verachtet,
beginnt sie, die Mutter auf unbewusste Weise zu lieben. Die unbewusste Liebe
in diesem Fall dürfte lauten: „Mama, du sollst recht haben, wenn es dir
lieber ist, dass ich nicht lebe, scheide ich aus dem Leben“. Denn Kinder lieben ihre Eltern immer, wenn
nicht in bewusster Weise, dann in unbewusster, z.B. durch die unbewusste
Einwilligung in den destruktiven Wunsch eines Elternteils. Vorbeugung: Jedes Elternteil achten lernen als Mittler
Gottes für das eigene Dasein. Sich vor destruktivem Reden und Verhalten der
Eltern schützen lernen. Verletzendes nicht auf sich selbst beziehen, sondern
als Ausdruck von Verletzungen aus der Kindheit der Eltern verstehen lernen: >>>
Stammbaum-Arbeit Sich selbst als Projektionsfläche begreifen.
Diese Rolle vorübergehend bewusst annehmen, um sich dann innerlich davon zu
trennen. Manfred Hanglberger (www.hanglberger-manfred.de) LINK zum Teilen: https://hanglberger-manfred.de/suizid.htm |
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