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Weihnachten – das wichtigste Fest der Christen? (Anstoß zu einer Diskussion)
Nach traditioneller Kirchenlehre ist Ostern als Fest der Auferstehung Jesu im Zusammenhang mit dem Gründonnerstag (Einsetzungstag der Eucharistiefeier) und mit dem Karfreitag (Tag der Kreuzigung Jesu) das wichtigste Fest der Christen. Dieses Fest wurde von Anbeginn von den Christen gefeiert und wird zudem jeden Sonntag in der Hl. Messe, der Gedächtnisfeier des Todes und der Auferstehung Jesu, begangen.
Erst Jahrhunderte später wurde begonnen, das Fest der Geburt Jesu zu feiern, für das aber kein historisches Datum bekannt war. So wurde ein Termin festgelegt, der das heidnisch-römische Fest der Wiedergeburt des Sonnengottes (Wintersonnwende) bzw. den auch in Rom verbreiteten Mithras-Kult, des persischen „Licht-Gottes“, verdrängen sollte.
Das Weihnachtsfest wurde aber nicht nur als Geburtstagsfest Jesu verstanden, sondern als Fest der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus. „Und das Wort ist Fleisch geworden“: „Fleisch bedeutet aber in diesem Zusammenhang nicht nur „Mensch“, sondern Weltstoff, Materie, Natur, Schöpfung. So feiern wir an diesem Tag die liebevolle Zuwendung und Einswerdung Gottes mit seiner Schöpfung. Es ist das große JA Gottes zum Menschsein und zum Ganzen der Schöpfung.
Was im Bewusstsein der Christen eine besondere Rolle spielt, sind die Weihnachtserzählungen der Evangelien, in denen diese Zuwendung Gottes zuerst von armen und einfachen Menschen (Hirten) und von Fremden (Magier aus dem Osten) wahrgenommen und mit großer Freude aufgenommen wird, während die Mächtigen (König Herodes) und die Gebildeten (Berater des Königs) es nicht erkennen und sogar zu verhindern versuchen.
So gibt es zentrale theologische und moralische Sinngehalte des Weihnachtsfestes, die es zu einem Fest der Liebe und des Schenkens, zu einem Fest einer heilen, friedlichen und liebevollen Welt werden ließen. Auch den Ärmsten, den Verlassenen und den Fremden, ja auch der Tierwelt und damit der ganzen Schöpfung soll dieser Friede und diese liebevolle Zuwendung zuteilwerden.
So wurde dieses Fest – vorbereitet durch Adventskranz und Lichterschmuck in den Wohnungen und an den Häusern und Straßen und gestaltet mit Christbaum, Lichtern und Geschenken - zum emotional weitaus wichtigsten Fest der Christen.
So gibt es einen Gegensatz zwischen der offiziellen kirchlichen Sicht des Osterfestes als dem wichtigsten Fest der Christen und der praktischen und emotionalen Sicht der meisten Christen, die das Weihnachtsfest als das wichtigste christliche Fest empfinden.
Nun gibt es für mich als Priester und Theologe durchaus wichtige Gründe, das Weihnachtsfest als das grundlegende und damit als das wichtigste Fest des christlichen Glaubens zu sehen:
Denn vor der Erlösungsbedürftigkeit des Menschen und vor dem Glauben an die göttliche Befreiung von Sünde, Schuld und Tod geht es um das grundsätzliche JA zum Dasein der Welt und des Menschseins, geht es um die Wahrnehmung der Verbundenheit des Menschen mit der großen Gemeinschaft der Natur: - mit den Menschen aller
Völker der Erde, geht es um ein tiefes Dazugehörigkeitsgefühl zu dieser großen Lebensgemeinschaft und um die daraus spürbare Verantwortung.
Wenn Gott, der Schöpfer der Welt, den Kosmos trägt und erhält, seine Schöpfung durchwirkt und beseelt, sein Geist alle Geschöpfe innerlich miteinander verbindet und seine liebvolle Zuwendung auch für den armseligsten Menschen und für jedes seiner Geschöpfe gilt, dann kann man Weihnachten als Feier dieses JAs Gottes zur Welt und zum Menschsein als das grundlegendste aller christlichen Feste sehen.
Manfred Hanglberger (www.hanglberger-manfred.de) LINK zum Teilen: https://hanglberger-manfred.de/weihnachten-wichtigstes-fest.htm |
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