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Was verstehen wir unter der „Wiederkunft Christi“?

 

Sowohl beim Christkönigsfest (letzter Sonntag im Kirchenjahr: der Sonntag vor dem Ersten Adventsonntag) wie beim Weihnachtsfest spielt der Glaube an die „Wiederkunft Christ“ eine wichtige Rolle.

Aber wie stellen wir uns als Christen die „Wiederkunft Christi“ vor?

 

Das ist ein sehr heißes Thema:

 

· Weil Paulus mit seiner Vorstellung von der Naherwartung der Wiederkunft des Herrn empfahl, nicht mehr zu heiraten und er damit die Grundlage in der Kirche dafür legte, Ehe und Sexualität abzuwerten – was viele Jahrhunderte lang geschehen ist.

 

· Weil in vielen Jahrhunderten ständig die nahe Wiederkunft des Herrn gepredigt wurde, um die Menschen einzuschüchtern – dadurch wurde keine positive Geschichtstheologie und keine Schöpfungstheologie entwickelt: In diesem geistigen Vakuum entstanden Kommunismus und Faschismus als Ersatz-Geschichtsideologien.

 

· Weil „die Wiederkunft des Herrn“ in so beängstigenden Bildern – vor allem als Strafgericht durch Jesus Christus – dargestellt wurde, dass Luther berichtet, dass ihm vor seiner Bekehrung zum barmherzigen Gott beim Hören des Namens Jesu immer die Angst in die Knochen fuhr. „Die Wiederkunft des Herrn“ war Jahrhunderte lang der beängstigende Grundton des christlichen Glaubens.

 

· Weil die Verheißung der Wiederkunft des Herrn am Ende des Evangeliums deutlich macht, dass man mit dem bisherigen Kommen des Herrn und seinem Kreuzestod nicht zufrieden war.
Vor allem viele Juden erwarteten vom Messias eine radikale und mächtige Veränderung aller politischen, gesellschaftlichen und religiösen Verhältnisse. Da dies nicht geschehen war, glaubten die meisten Juden nicht, dass Jesus der verheißene Messias war. Deshalb die Ankündigung der „Wiederkunft des Herrn“: Beim nächsten Kommen werde Jesus das alles nachholen, was beim ersten Kommen den Juden gefehlt hatte.

 

Dass es in der Botschaft Jesu wesentlich um die Mündig-Werdung und Mitverantwortung der Menschen für das Kommen des Reiches Gottes geht
(„Das Reich Gottes ist schon mitten unter euch“ bzw. „in euch“),
hatten (haben?) viele Christen und Juden nicht erkannt.
Jesus sollte ein zweites Mal kommen und alles für uns erledigen.

 

Eine positive Sicht:

 

>> Wenn die Heilsgeschichte weitergeht, wird durch das liebevolle Verhalten von immer mehr Menschen Christus in diesen Menschen immer deutlicher sichtbar werden, so dass überall sichtbar wird, dass Christi Geist und damit er selbst im heute gegenwärtig ist.

 

>> Ja auch im Betrachten der Natur werden wir den Geist Jesu und seine Gegenwart spüren, der in vielen seiner Gleichnisse die Natur zur Sprache brachte und sich offensichtlich tief mit ihr verbunden wusste. Wo wir fähig werden, zum Ganzen des Lebens und der Natur JA zu sagen und uns liebevoll uns dazugehörig fühlen, werden wir die Gegenwart der allumfassenden göttlichen Liebe Jesu in uns spüren und die Natur wird sein Antlitz widerspiegeln.

 

>> „Die Wiederkunft des Herrn“ ist für mich also kein plötzlich eintretendes Ereignis, sondern ein heilsgeschichtlicher geistig-seelischer Wachstumsprozess, der aber auch körperliche, politische, gesellschaftliche und materielle Auswirkungen hat.

 

>> Wie das Ende der Heilsgeschichte, die „letzte Vollendung“ konkret aussieht und in welchen Zeiträumen sie geschieht, das wissen wir nicht (Vielleicht in Millionen von Jahren und im Laufe einer Besiedelung des Universums??)

Aber dass es ein geistig-seelisches Wachstum und einen „Fortschritt der Völker“ und auch einen Reifungsprozess in der Wahrnehmung und im Umgang mit der Natur und mit den materiellen Dinge gibt, können wir in der Gegenwart beobachten und innerlich vollziehen.

 

Manfred Hanglberger (www.hanglberger-manfred.de)

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