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Gruppenstunde: fair kritisieren

Konzeption und Texte von Manfred Hanglberger (www.hanglberger-manfred.de)

 

 Link zum Teilen: https://hanglberger-manfred.de/erstkommunion-gruppenstunde-kritik.htm

 

Vorüberlegungen für den/die Gruppenleiter(in):

 

 

„Kritisieren“ heißt (ursprüngliche Wortbedeutung): unterscheiden, genau hinschauen

 

kritisieren heißt nicht:   bewerten

                 heißt nicht:   abwerten

                 heißt nicht:   beleidigen, verspotten, lächerlich machen

                 heißt nicht:   sich über einen anderen stellen

                 heißt nicht:   einen „fertig machen“ wollen

 

Die Spielregeln der Kritik: (Eventuell zuvor die Frage stellen: „Darf ich dir etwas sagen?“)

 

 

1. Ein Beispiel erzählen (Wann und wo?)

2. Das Verhalten und die Aussagen des anderen beschreiben

3. Die Wirkung auf mich beschreiben (nur direkte Gefühlsaussagen!)

4. Ich bitte ihn um seine Beschreibung

     (Wie er es erlebt hat; ich akzeptiere es, wenn er darauf verzichtet)

 

Kritik arbeitet nur mit Beschreibungen (der „Außenwelt“ des anderen und der eigenen „Innenwelt“).

Kritik verzichtet auf Bewertungen.

Kritik vermeidet dadurch die Steigerung von Aggressionen.

 

Der Sinn der Kritik:

 

è Da wir für die Wirkungen unseres Verhaltens auf andere oft blind sind, hilft Kritik, einander einen Spiegel vorzuhalten: „So wirkst du auf andere“

è Kritik zeigt, dass ich den anderen ernst nehme (er ist mir nicht gleichgültig):

Ich beobachte und sage, was ich sehe, ohne zu bewerten

è Kritik zeigt, dass ich mich selbst ernst nehme:

Meine Gefühle sagen mir, dass ich reagieren oder mich schützen sollte.

 (Meinen Ärger schlucke ich nicht runter, ich nutze seine Energie positiv)

è Durch Kritik kann man auch Interesse zeigen, den anderen verstehen zu wollen, meine Beziehung zu ihm zu verbessern bzw. klären zu wollen.

è Wenn die Grundlage von Liebe darin besteht, den anderen ernst zu nehmen, dann ist faire Kritik eine Grundform von Liebe.

è Kritik ist ein wichtiger Schutzmechanismus gegen Menschen, die zu wenig darauf achten, ob sie andere verletzen oder belasten.

è Kritik hilft, die Achtung voreinander zu bewahren.

Ohne den Schutzmechanismus der Kritik verlieren wir die Achtung voreinander.

è Auch positive Kritik (= Komplimente) wirkt stärker, wenn sie mit Beschreibungen statt mit Bewertungen vorgebracht wird.

è Faire Kritik nimmt Angst und gibt Kraft.

 

Die Antwort des Kritisierten:

 

1. Ich werde mir deine/eure Worte gut überlegen.

2. Sie helfen mir, besser zu erkennen, wie ich auf andere wirke.

3. Du/Ihr darfst/dürft aber nicht erwarten, dass ich unbedingt so werden will oder kann, wie du/ihr mich haben willst/wollt.  (Kritik raubt nicht die seelisch-geistige Eigenständigkeit!)

 

Um Kritik bitten:

 

è „Magst du mir sagen, wie es dir zur Zeit mit mir geht?“

è „Ich weiß nicht, ob dir das recht ist, was ich zur Zeit mache“.

è „Ich würde gern ein Echo von dir hören, auf das, was ich gesagt habe“.

 

Kritik ist die andere Seite der Beichte:

Selbsterkenntnis ist nicht allein durch Besinnung, Gewissenserforschung und Nachdenken möglich. Trotz vielen Nachdenkens wird man vieles Problematische an sich selbst nicht erkennen, weil es nur die anderen an mir erleben, ich aber dafür blind bin!

Erst durch gute Kritik der anderen kann es auch für mich sichtbar werden!

(Vgl. Johari-Fenster)

 

Vorbereitung:

Spiegel bereit legen.

Stuhl ohne Kissen als „heißen Stuhl“ bereitstellen.

Kopie für jedes Kind: Kritik-Regeln und Gebet: Kopiervorlage >>>

 

 

ABLAUF

 

1. Gebet: (GL betet vor)

Gott,

du kennst uns besser, als irgendein Mensch uns kennt
und du schaust mit Liebe auf jeden von uns.

Ob wir sitzen oder stehen, du weißt um uns.
Ob wir laufen oder spielen, du bist jedem von uns innerlich nahe.
Wo wir auch sind, zuhause oder weit weg,

deine liebevollen Augen begleiten jeden von uns.
Du hilfst uns, innerlich immer wieder froh zu werden
und auch die anderen zu achten und ihnen gut zu sein.
Hilf uns, eine gute Gemeinschaft zu werden,
wenn wir uns nun auf unsere Erstkommunion vorbereiten.

Amen

 

 

2. Einen Spiegel den Kindern hinhalten und rein schauen lassen:

- Warum ist ein Spiegel so faszinierend? Weil wir darin etwas von uns sehen, was wir sonst nicht sehen können. Was können wir ohne Spiegel nicht sehen? (Gesicht, Hals, für den Hinterkopf brauchen wir sogar zwei Spiegel)

- Wann und wie oft schauen wir jeden Tag in den Spiegel? Ein Leben ohne Spiegel?

- Spiegel für unser Äußeres, ein Spiegel für unser Verhalten, für unseren Charakter???

Wie wissen nicht, wie wir auf andere wirken! Wie andere uns erleben. Ob andere uns angenehm empfinden oder als unangenehm.

Bestimmte Verhaltensweisen regen andere auf und wir wissen es gar nicht.

Bestimmte Verhaltensweisen bewirken, dass wir keine Freunde finden oder dass andere uns ablehnen und wir wissen gar nicht warum.

 

Durch gute Kritik sagen uns andere, was sie an unserem Verhalten mögen und was sie daran nicht mögen.

Durch gute Kritik erfahren wir mehr über uns, wie die anderen uns sehen und wie es ihnen mit uns geht.

Durch faire Kritik haben wir die Chance, uns positiv zu verändern.

 

3. Spielregeln mit den Kindern besprechen

 

Ich sage dem anderen, was mir an ihm auffällt

- in angenehmer Weise

- und in unangenehmer Weise (siehe oben die Regeln fairer Kritik!)

 

4. Rollenspiel „Heißer Stuhl“

 

Ein stabiler Stuhl ohne Sitzkissen steht bereit, auf den ein Kind sich stellen kann, um sich von den anderen kritisieren zu lassen.

GL fragt die Kinder, wer durch faire Kritik der anderen erfahren will, wie er/sie auf die anderen wirkt, welche angenehmen und welche unangenehmen Wirkungen er/sie auf die anderen hat.

GL versichert, dass er den/die, der/die sich von den anderen kritisieren lässt, gegen unfaire Kritik schützen und verteidigen wird.

Das Kind, das sich freiwillig(!!) meldet, stellt sich auf den Stuhl.

GL bittet die anderen Kinder nun durch das Erzählen eines Beispiels das Verhalten des Kindes auf dem Stuhl zu beschreiben und zu erzählen, wie diese Verhalten auf sie gewirkt hat.
Für das korrekte Beschreiben der Wirkung ist es notwendig, zu sagen, welche Gefühle dieses Verhalten bei einem ausgelöst hat:
Hat man sich geärgert oder war wütend? War man erstaunt? Hat es einem gefallen? …

Wenn keine Beschreibung des Verhaltens und keine Beschreibung der Gefühle gemacht werden, greift GL sofort ein und erinnert nochmals an diese Regeln fairer Kritik: Erzähle ein Beispiel!!

Will das kritisierte Kind gegen unangenehme Kritik sich wehren, sagt GL, dass es sich zuerst die Kritik anhören soll. Anschließend darf es seine/ihre Beschreibung des Erzählten sagen.

Am Ende bittet GL das kritisierte Kind folgende Sätze zu wiederholen, die GL einzeln vorspricht:

 

1. Ich werde mir eure Worte gut überlegen.

2. Sie helfen mir, besser zu erkennen, wie ich auf andere wirke.

3. Ihr dürft aber nicht erwarten, dass ich unbedingt so werden will,
    wie ihr mich haben wollt.

4. Beide Hände nach oben strecken! „Ich bin ich!“

 

Anschließend steigt das kritisierte Kind vom Stuhl und ein anderes Kind darf sich kritisieren lassen.

 

5. Besprechung

Am Ende können die Kinder erzählen, wie es ihnen als Kritisierte und als Kritisierende ergangen ist: Was angenehm, Angst machend, ärgerlich und wertvoll war.

GL sagt, dass Angst normal ist, wenn man kritisiert wird, und dass es wichtig ist, solche Angst auszuhalten, weil wir dadurch viel über uns erfahren und lernen können.

 

 

6. Gebet um faire und hilfreiche Kritik (GL betet vor)

 

Gott, liebevoller Vater aller Menschen,

wir wissen, dass jeder von uns Fähigkeiten hat, die angenehm und wertvoll sind,

aber auch Eigenheiten, die belasten und ärgerlich sein können.

Du willst, dass wir trotz unserer Unterschiedlichkeit eine gute Gemeinschaft bilden.

Dafür müssen wir ehrlich und achtungsvoll miteinander umgehen.

Wir dürfen zur rechten Zeit auch sagen,

was uns verletzt oder ärgert oder was wir einfach nicht gut finden.

Hilf uns, Kritik so zu üben, dass sie hilfreich ist und anderen zur Selbsterkenntnis dient.

Bewahre uns aber davor, beleidigende Worte zu gebrauchen.

Lass uns innerlich stark sein,

damit wir selbst auf die Kritik anderer nicht beleidigt, mutlos oder aggressiv reagieren.

Bewahre uns aber auch davor, uns selbst für unfehlbar zu halten
und Fehler nur bei den anderen zu sehen.

Hilf uns, dass jeder von uns ein guter Kamerad ist: fair, ehrlich und hilfsbereit.

Amen

 

7. GL teilt Kopien mit dem Gebet aus
und bittet die Kinder, dieses Gebet auf das Nachtkästchen zu stellen und es in den nächsten Tagen vor dem Einschlafen immer zu beten. Kopiervorlage >>>

 

Manfred Hanglberger (www.hanglberger-manfred.de )

 

Link zum Teilen: https://hanglberger-manfred.de/erstkommunion-gruppenstunde-kritik.htm


>>> Erstkommunion-Vorbereitung (Verzeichnis)

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>>> 1. Elternabend (PPT-Präsentation) (Download abwarten!)

Kopiervorlagen für Texte für die Eltern zum freiwilligen Mitnehmen:

- Zeitgemäßes Glaubensverständnis

- Meditationstext: „Ich bin ein Original“ (Kopiervorlage für Erstkommunionkinder)

- Regeln für faire Kritik

- Den Teufelskreis der verteufelten Wut durchbrechen

- Regeln für konstruktiven Streit

- Was Eltern für das Selbstwertgefühl ihres Kindes tun können

 

>>> 2. Elternabend (PPT-Vortrag): „Schuld-Sünde-Versöhnung“ (Download abwarten!)

>>> Texte zu „Schuld, Sünde und Beichte

>>> Gebet zur Beichte

 

 

>>> 3. Elternabend (PPT-Vortrag): „Die Feier des Neuen Bundes“ (Spirituelle Impulse)

 

 

 

 

>>> 1. Gruppenstunde

>>> Gruppenstunde „Fair kritisieren“

>>> Gruppenstunde „Fair streiten“

>>> Umgang mit aggressiven Gefühlen (Wut zeigen)

>>> Gruppenstunde „Taufe“

 

>>> Erstkommunionkatechese und Verständnis der Hl. Messe