1.
Keine
klare Verabschiedung bisheriger Angst machender und entmündigender
Glaubensmodelle.
Situationsanalyse und
Schuldbekenntnis dafür war nicht klar genug.
>> Anerzogene
Angstmotivation für den Glauben und für Moral lässt sich nicht so leicht
ändern auf Liebes- und Vertrauensmotivation.
>>
Anerzogenes Gehorsamsdenken lässt sich nicht so leicht ändern in Mündigkeit
und Verantwortung - und in die dafür notwendige Sensibilität, Kreativität und
Auseinandersetzungsfähigkeit.
>>
Anerzogene Jenseitsorientierung verbunden mit der Abwertung des Irdischen,
Weltlichen und Körperlichen lässt sich nicht so schnell ändern in
Weltzuwendung und Weltverantwortung
>>
Anerzogene Feindbilder und kirchliches Selbstgerechtigkeitsdenken lassen sich
nicht so schnell ändern in Dialogfähigkeit und Achtung vor denen, die man
bisher verachtet oder gefürchtet hat.
(Dialogunfähigkeit eines großen Teils der Kirchenführung wird zum
Hauptproblem in den folgenden Jahrzehnten!)
2.
In alter Theologie ausgebildeter Klerus hat die
theologische Wende zum Teil nicht mitvollzogen.
- Ein
schwieriger spiritueller und emotionaler Lernprozess!
- nicht nur eine Frage der
Information und der Theorie
- Man versuchte eine administrative Verordnung der Wende
- aber es bräuchte das Wagnis von
seelischen Lern- und Reifungsprozessen!
3.
Das
Konzil war Grundlegung - viele Aufgaben wurden nicht wirklich angepackt.
Notwendige
Änderungen erschienen radikaler und schwieriger als erwartet.
Probleme waren zum Teil Jahrhunderte lang
aufgeschoben.
Z.B. Naturwissenschaft und Glaube, Psychologie und
Glaube:
>> Keine zeitgemäßen Enzykliken zu diesen
Themen:
>> kein zeitgemäßes Verständnis vom Wirken
Gottes in der Welt:
>> keine zeitgemäße Gebetssprache
4.
Liturgische
Texte stammen zum
großen Teil aus dem Mittelalter
- Z.B. die Orationen in
der Heiligen Messe
- die volkssprachliche Übersetzung macht die Lebensferne und die theologische
und spirituelle Einseitigkeit und Verkümmerung der Texte sichtbar
> ohne
Schöpfungstheologie und Geschichtstheologie
>
verkümmerte Inkarnationstheologie
>
Folge: Volksspiritualität weiterhin mit Weltabwertungstendenz
5. Der beschlossene Dialog wurde von der
Kirchenleitung innerkirchlich nicht praktiziert:
Alte
Entmündigungsstrukturen blieben zum großen Teil erhalten:
Moralverkündigung, Humanae vitae,
Frauenfrage, Zölibat, kirchliche Entscheidungsstrukturen,
Bischofsernennungen:
Zu geringer Glaube der Kirchenleitung an das Wirken des Hl. Geistes in den
einfachen Gläubigen!
6. Erschrecken über negative Auswirkungen
Der Weg zur
Freiheit und Verantwortung führt durch die „Wüste“, durch das Chaos!
Vgl. Der Weg der Israeliten aus der Unmündigkeit in der
Knechtschaft in Ägypten in die Freiheit und Eigenständigkeit ist ein sehr
langer geistig-seelischer Lernprozess durch schlimme Konflikte und Verluste
hindurch! Auf diesem schwierigen Weg wird plötzlich die Sehnsucht mächtig,
zurückzukehren zu den „Fleischtöpfen Ägyptens“ also zurück zur früheren
„versorgten Unmündigkeit“!
>> Vielleicht führt der Wandel einer Kirche, die
vornehmlich von Geboten, Verboten und Gehorsamsstrukturen geprägt war, zu einer
Kirche von mündigen Christen bei nicht wenigen zu Ängsten und Belastungen,
die die Sehnsucht nach einer Kirche mit klaren Vorgaben, die man gehorsam
akzeptiert, weckt: – ohne Diskussionen, ohne Auseinandersetzungen, ohne
mühsame Suchbewegungen in Gremien und in persönlichen Gewissensfragen.
„Mündigkeit“ erwies sich bei nicht wenigen Christen, die Jahrzehnte lang
vom geistig bequemeren Weg des Gehorsamsdenkens geprägt waren, als
verwirrend, als konfliktreich, als mühsam, als Verlust von Klarheit, Sicherheit,
Glaubensgewissheit und Friedlichkeit innerhalb der Kirche.
Und beim Thema „Glaubensgewissheit“ ging es ja um nichts weniger als das
„Ewige Heil“!
Deshalb dann der große Zulauf für die Gegner des Konzils!
>> Das Ende der kirchlichen strengen Autoritätsausübung, die für nicht
wenige Gläubige viel mit Angst zu tun hatte, führte bei einem Teil der
Gläubigen zu liberalistischer Lässigkeit:
>>> Endlich: Alles nicht mehr so streng, alles nicht mehr so schlimm, alles
nicht mehr so wichtig??
>>> Freiheit ja – Verantwortung nein?
Das waren wohl wesentliche Gründe, warum die Kirchenleitung aus Angst vor den
Konflikten und um die „braven“, gehorsamen Gläubigen nicht zu verunsichern
und zu enttäuschen, an den alten Vorstellungen und Praktiken einer autoritären
Kirche festzuhalten versuchte und die Konzilsbeschlüsse nicht konsequent
umsetzte. (Die Kirchenleitung wollte den „Glauben der einfachen Leute“
schützen!)
7.
Gefahr
neuer Kirchenspaltung (Lefevfre-Bewegung >>> Pius-Brüder)
>>
Negative Entwicklungen in der Kirche und die Einbindungsversuche der
Pius-Brüder verursachen
Distanzierungstendenzen der Kirchenleitung gegenüber der Umsetzung der
Konzilsbeschlüsse
Manfred Hanglberger
Link zum Teilen: https://hanglberger-manfred.de/konzil-stagnation.htm
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