Frauen als Priesterinnen? oder „Hat die Kirchenleitung die Kirche in eine
Sackgasse geführt?“ LINK zum Teilen: https://www.hanglberger-manfred.de/neuevangelisierung-sackgassen-der-kirche.htm Johannes
Paul II. hat 1994 das Verbot der Priesterweihe für Frauen in den Augen vieler quasi dogmatisch festgelegt. Wenn
ein intelligenter und geschichtlich gebildeter Mensch eine Ordnung einführt,
von der er behauptet, dass sie für die gesamte weitere Zukunft, sozusagen bis
zum Ende der Welt, Gültigkeit haben muss und niemals verändert werden darf,
ist dies mehr als merkwürdig. Hätte
er gesagt, dass dies zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht möglich ist, ohne
eine Kirchenspaltung zu verursachen, dann wäre die Entscheidung von vielen
verstanden worden – hätte aber die Bereitschaft mobilisiert, in vielen
Kreisen der Kirche das Thema noch intensiver zu diskutieren und zu
erforschen. Aber
der Papst wollte damals mit seiner Entscheidung die weitere Diskussion nicht
nur beenden, sondern sogar autoritär unterbinden – als eine Art Rede- und
Denk-Verbot,- und das im 20. Jahrhundert – wobei das Thema der
Gleichberechtigung von Mann und Frau in vielen Ländern der Welt extreme
Ungerechtigkeiten widerspiegelt und diese (theologisch gesprochen) einen
wesentlichen Aspekt der Unerlöstheit der Menschen
darstellt. Offensichtlich
fühlte sich die Männer-beherrschte Kirchenleitung nicht in der Lage, mutig
nach vorne zu schreiten und vor der Welt ein positives christliches Zeugnis
abzulegen, wie Männer und Frauen in gegenseitiger Achtung voreinander in
allen wichtigen Bereichen des kirchlichen Lebens, vor allem in
Entscheidungsstrukturen gleichberechtigt zusammenwirken können. Das würde die
ganze Weltkultur einen wichtigen Schritt voranbringen! Mann
und Frau haben aufgrund ihrer Körperlichkeit und aufgrund ihrer
unterschiedlichen sozialen und familiären Rollen in Hundertausenden von
Jahren eine verschiedene seelische Wahrnehmung, unterschiedliche seelische
Verarbeitungsmechanismen, oft auch eine unterschiedliche Rangordnung ihrer
Wertesysteme entwickelt. Die
Ganzheitlichkeit des Menschseins wird durch die Gemeinsamkeit von männlicher
und weiblicher Wahrnehmung und Entscheidungsfindung eher erreicht
als wenn nur Männer oder nur Frauen allein Autorität und
Entscheidungskompetenz ausüben. Besonders
wenn es um Werte, um Lebenssinn und Wahrheitsfragen geht, ist der
gleichberechtigte Dialog und die gleichberechtigte Mitbestimmung von Männern
und Frauen absolut notwendig, um der Wahrheit und einer optimalen
Nachhaltigkeit von Entscheidungen möglichst nahe zu kommen. Eine
Organisation, die grundsätzlich Frauen aus allen wesentlichen
Entscheidungsgremien ausklammert, wird heute von vielen gesellschaftlichen
Kreisen in den technisch und sozial fortgeschrittenen Völkern
berechtigterweise mit Argwohn, ja nicht selten mit Verachtung betrachtet.
Denn das seelische Wissen über die Mann-Frau-Beziehung und die Erfahrung der
positiven Bedeutung des gleichberechtigten Dialogs zwischen Mann und Frau in
allen gesellschaftlichen Bereichen ist heute bei vielen Menschen weit
fortgeschritten. Die
Katholische Kirche hinkt auch bei diesem Thema offensichtlich hinter der
Werte-Erfahrung der Gesellschaft deutlich hinterher – ähnlich wie sie hinter
der Werte-Erfahrung der Menschenrechte und der Schöpfungsverantwortung im
vergangenen Jahrhundert hinterhergehinkt ist. Die
Kirche hat Jahrhunderte lang die Frauen so abgewertet und viele Priester und
Gläubige haben diese Abwertung so verinnerlicht, dass nun bei einer Zulassung
der Frauen zum Priestertum und damit zur innerkirchlichen Gleichberechtigung
mit einem solchen Widerstand eines Teils der Priester und der Gläubigen zu
rechnen ist, dass eine Kirchenspaltung droht – wie es das Beispiel der
Anglikanischen Kirche in England zeigt. Dort sind nicht wenige Priester und
sogar Bischöfe, die die Gleichberechtigung der Frauen in der Kirche ablehnen,
zur Katholischen Kirche übergetreten. Statt
einer Aufarbeitung des Unrechts, das man Frauen angetan hat, und statt einen Weg der „Umkehr“ und der Buße zu beschreiten,
versucht die Kirchenleitung bei uns die Konservativsten in der Kirche damit
zu beruhigen, indem man die Ausgrenzung der Frauen für alle Ewigkeit
festzuschreiben versucht – indem man ihre Ausgrenzung für einen unabänderlichen
Lehrsatz des Glaubens erklärt. Was Papst Johannes-Paul
II. betrifft, kann aber auch noch sein persönlicher lebensgeschichtlicher
Hintergrund eine wichtige Rolle spielen: Er hat im Alter von neun
Jahren seine Mutter verloren. In der Familientherapie
ist bekannt, dass ein Junge, der im Kindesalter seine Mutter verliert, nicht
nur seelischen Schmerz, Trauer und Sehnsucht nach der Mutter empfindet,
sondern unbewusst oft auch eine tiefe Frauen-Verachtung entwickeln kann. Denn
sein Unbewusstes registriert in subjektiver Wahrnehmung, dass die Mutter, die
für das Kind als Urbild der Frau gilt, ihre Aufgaben nicht erledigt, dass sie
nicht für das Kind da ist, sondern es im Stich gelassen hat. Ihr gegenüber
entsteht in der Seele des Kindes der Eindruck, dass sie unzuverlässig und
verantwortungslos ist, dass ihr gegenüber Misstrauen und Vorsicht geboten
sind, - im erwachsenen Mann bleibt dieses Bild von der Frau gespeichert, so
dass man ihr deshalb auch nicht wichtige Ämter und Entscheidungsbefugnisse
anvertrauen kann (??). Es
gibt von Papst Johannes Paul II. in seinem „Brief an die alten Menschen“
(1999) einen Satz, in dem etwas von seiner unbewussten Frauenverachtung zum
Ausdruck kommen dürfte. Dort hat er nämlich die positiven gesellschaftlichen
Entwicklungen des letzten Jahrhunderts erwähnt; aber was die Entwicklung der
Rechte der Frauen betrifft, klingt sein Kommentar dazu nicht positiv, sondern
verunsichert und ratlos, wenn er schreibt: „Was
soll man dazu sagen, dass die Würde der Frau im allgemeinen Bewusstsein mehr
und mehr anerkannt wird?“ So sind bei
Glaubensentscheidungen dieser Art durch Personen der Kirchenleitung die biographischen Hintergründe der eigenen
Charakterstruktur nicht bewusst, sondern es werden theologische Gründe
erfunden: Christus habe keine Frauen
zu Aposteln berufen und der Kirche keinen Auftrag für die Weihe von Frauen
gegeben und der Priester handelt als Gottesdienstleiter bei der Hl. Messe in
Repräsentation der Person Christi und weil Jesus ein Mann war, kann ihn nur
ein Mann vertreten. Aber hat uns Jesus als Mann erlöst oder als Mensch?
Braucht es deshalb einen Mann als Stellvertreter Christi oder einen
Menschen?? So kann die subjektive
persönliche Erfahrung eines Menschen, der später Papst wird, zu einer Entscheidung
führen, die die größte Religionsgemeinschaft der Welt in dieser Frage in eine
Sackgasse geführt hat. Auch die Tatsache, dass
ein nicht unwesentlicher Prozentsatz der Priester die Priesterweihe für
Frauen entschieden ablehnt, hat vor allem unbewusste psychische Gründe: Denn viele Priester sind
extreme „Mutterkinder“, d.h. sie sind als Kinder in eine starke Helfer-Rolle
für die Mutter geraten, die vielleicht ihren eigenen Vater vermisste oder
diesen emotional nicht erreichen konnte oder die einen anderen ungelösten
seelischen Schmerz in sich trug. Der Sohn wurde als seelischer Tröster und
Helfer, vielleicht als Vater-Ersatz oder als seelischer Ersatzpartner in
Anspruch genommen und hat diese Rolle engagiert mit großer Liebe zur Mutter
übernommen. Manche dieser „Mutter-Söhne“ haben sogar auf ihre kindlichen und
jugendlichen Trotzphasen verzichtet, um der innerlich leidenden Mutter nicht
zusätzliche Verunsicherungen und Schmerzen zuzufügen. Später wagen sie es
gegenüber der „Mutter“ Kirche auch nicht, evtl. berechtigten Zorn und eigene
Interessen klar zum Ausdruck zu bringen. Aber entscheidend ist,
dass Söhne in der Helfer-Rolle für die Mutter diese Mutter unbewusst als
schwach, als klein und bedürftig erleben. Unbewusst gibt es als Folge eine
Geringschätzung bis hin zu einer latenten Verachtung dieser Muttersöhne
gegenüber Frauen, für die die eigene Mutter das prägende Urbild darstellt. Auch
bei Papst Johannes Paul II. ist diesbezüglich zu bedenken, dass seine Mutter
13 Jahre alt war, als sie ihre Mutter verloren hat und zudem ihre einzige
Tochter noch am Tag ihrer Geburt gestorben ist – und der jüngste Sohn
gegenüber diesen seelischen Schmerzen der Mutter in eine starke Helferrolle
geraten sein dürfte. Zum
Stammbaum von Johannes Paul II. >>> Manche Mütter haben mit
ihren seelischen Belastungen und Minderwertigkeitsgefühlen ihren Sohn sehr
vereinnahmt und für ihre Hilfs- oder Prestigebedürfnisse an sich gebunden und
damit bevormundet. In diesen „Muttersöhnen“,
die sich gegen diesen seelischen Missbrauch kaum wehren können, entsteht eine
erhebliche subtile Angst vor der Mutter, die später auf die Frauen allgemein
projiziert werden kann. Wenn solche Gefühle der
Angst oder der Geringschätzung und Verachtung unbewusst die Einstellung
dieser Priester gegenüber den Frauen prägen, darf man nicht erwarten, dass
sie die Priesterweihe für Frauen als erstrebenswertes Ziel betrachten. Aber wie mächtig solche
negativen seelischen Kräfte wirken, kann man sich vorstellen, wenn nicht
wenige Priester der Anglikanischen Kirche von England sogar die Konfession
gewechselt haben, weil sie Frauen als Priesterinnen gleichberechtigt neben
sich nicht ertragen können. Meine Lösungsvorschläge: >> Erlaubnis für die Dogmatiker und Exegeten, die Entstehung
der Dogmen-Texte der Kirche mit den gleichen historisch-kritischen Methoden
zu erforschen wie die Texte der Bibel. Zusätzlich sollten auch die
psychisch-bedingten Umstände der Verfasser miteinbezogen werden! >> Eine zeitgemäße Glaubenslehre zu dem Themenbereich
„Psychologie und christlicher Glaube“ erarbeiten und verkünden, um ein großes
Defizit in der kirchlichen Glaubenslehre zu beseitigen! >> Einen intensiven Dialog zwischen Psychologie und Glaube in
der Kirche beginnen - mit der besonderen Erforschung der psychischen
Strukturen von kirchlichen Amtsträgern. >> In der Priesterausbildung die Priesteranwärter zur
Bewusstmachung und zu kritischer Selbstreflexion ihrer unbewussten
Beziehungsstruktur gegenüber ihren Eltern anregen. >> Bußgottesdienste der Kath. Kirche zum Thema „Diskriminierung
der Frauen in der Kirche“ abhalten – die Texte dafür werden in Zusammenarbeit
mit Frauen ausgearbeitet! >>> Vgl.
Bild: Petrus im Gefängnis Trotz der Tragik und Ernsthaftigkeit
des Themas zum Schluss noch ein Witz: Fragte ich eine
weise Seherin, wie es mit der Zukunft der Kirche weitergeht. Da frage ich: „Und was beschließen die Wichtiges?“ Sagt sie: „Die
versammelten Bischöfinnen der Weltkirche beschließen, Manfred Hanglberger (www.hanglberger-manfred.de) LINK zum Teilen: https://www.hanglberger-manfred.de/neuevangelisierung-sackgassen-der-kirche.htm |
>> Keine Frauenordination? "Die Kirche konstruiert sich ihre
Argumente" >>>
(Rechte Maustaste=> in neuem Fester öffnen!) >> Frauenverachtung in „Querida Amazonia“? >>> >>
Eine weitere Sackgasse? Thema „Empfängnisverhütung“ >>> |