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Die Aufspaltung gegensätzlicher Projektionen
von Eltern auf zwei Kinder

 

Wenn Eltern belastende Erfahrungen aus ihrer eigenen Kindheit oder aus ihrer weiteren Biografie in sich tragen, können sie unbewusst die Gefühle, die diese Erfahrungen ausgelöst haben, auf zwei verschiedene Kinder projizieren:

Beispiele (kein Anspruch auf Vollständigkeit!):

 

1.   Ein Mann hat in der Kindheit seinen Vater verloren, der die Familie verlassen hatte und die Kinder bei der Mutter zurückließ und sich dann nicht mehr um die Kinder kümmerte.
Später projizierte dieser Mann seine Sehnsucht nach dem Vater auf den einen Sohn, von dem er sich die Liebe und Aufmerksamkeit erhoffte, die ihm in der Kindheit von Seiten des Vaters gefehlt hatte. Um diese Liebe von diesem Sohn zu erhalten, verwöhnte er ihn und machte ihn zu seinem Lieblingskind. Auf den anderen Sohn projizierte er seine in der Kindheit verdrängte Entrüstung und seinen Zorn über den Vater, von dem er verlassen worden war. So wurde dieses Kind zum „Problemkind“.

 

2.   Ein anderer Mann hatte in der Kindheit seine Mutter durch Tod verloren.
Später projizierte er als Vater seine Sehnsucht nach der Mutter auf die eine Tochter, von der er sich die Liebe und Zuwendung erhoffte, die ihm in der Kindheit gefehlt hatte. Sie wurde seine Lieblingstochter. Auf die andere Tochter projizierte er seine in der Kindheit verdrängte Wut über die Mutter, von der er glaubte, verlassen worden zu sein; denn Kinder erleben oft Schicksalsschläge so subjektiv, dass sie solche schmerzhaften Ereignisse als ein Handeln gegen sich empfinden. So wurde diese Tochter zum „Problemkind“.

 

3.   Eine Frau war von ihrer ängstlichen Mutter sehr gegängelt und in ihrer Freiheit extrem eingeschränkt worden. Später projizierte sie ihre Sehnsucht nach Liebe und Freiheit auf die eine Tochter, die zu ihrem Lieblingskind wurde. Auf die andere Tochter projizierte sie ihren Zorn über die vielen Verbote, die sie in der Kindheit durch ihre Mutter erlebt hatte. Diese Tochter wurde zum „Problemkind“.

 

4.   Eine andere Frau war mit Brüdern und Schwestern aufgewachsen und hatte erlebt, dass die Brüder weitaus größere Wertschätzung und Freiheiten erfuhren als die Töchter. Der Vater war extrem dominant und die Mutter unterwürfig. Als die Frau heiratete, bekam sie zwei Söhne. Die Wertschätzung, die sie von ihrem Vater vergeblich erhofft hatte, schenkte sie dem einen Sohn und den Zorn über die Geringschätzung, die sie als Tochter in ihrer Kindheit erfahren hatte, projizierte sie auf den anderen Sohn.

 

Aber die Sichtweise der psychischen Prägung der Kinder nur durch die unbewussten Projektionen der Eltern ist einseitig; denn die Kinder übernehmen von sich aus Verdrängungen der Eltern und werden davon belastet.

So können Kinder einzelne verdrängte Gefühle der Eltern übernehmen - wie z.B. den verdrängten Zorn des Vaters aus dessen Kindheit. Sie können aber auch verdrängte und abgewertete Personen aus der Verwandtschaft übernehmen und von deren Gefühlen besetzt sein.
Wenn z.B. der Vater der Mutter als schwieriger und egoistischer Mensch gilt und abgewertet ist, kann ein Kind in der Familie die Gefühle und das Verhalten dieses Großvaters übernehmen und in die Familie hineintragen. Dies kann auch dann geschehen, wenn dieser Großvater schon gestorben ist, aber weiterhin abgewertet bleibt.

Ein anderes Beispiel:

Der Vater in einer Familie hatte als Kind einen Bruder, der bereits als Säugling verstorben ist. In der Herkunftsfamilie des Vaters wurde über dieses verstorbene Kind nicht gesprochen. Schmerz und Trauer und damit die Person dieses Kindes wurden verdrängt. Als später der Bruder dieses verstorbenen Kindes heiratete und eigene Kinder hatte, übernahm eines seiner Kinder den verdrängten Schmerz um dieses Kind.
In einer Familie mit einer ähnlichen Vergangenheit übernahm ein Kind die Rolle des früh verstorbenen Bruders des Vaters und fühlte sich nicht wahrgenommen und wertgeschätzt – so wie jenes verstorbene Kind nicht mehr wahrgenommen wurde.

 

Wichtiger Hinweis:

Wenn es also in Familien „Lieblingskinder“ und „Problemkinder“ gibt, ist zu beachten, dass dies häufig durch ein Wechselspiel von unbewussten Projektionen eines Elternteils mit der unbewussten „Solidarität“ von Seiten des Kindes mit den Belastungen seiner Vorfahren geschieht.

 

Wie können Eltern vermeiden, die Kinder mit Projektionen zu belasten?

 

·      Einen Dialog mit dem „inneren Kind“ führen, um mögliche Schmerzen aus der eigenen Kindheit zu betrauern und damit Projektionen zu vermeiden: >>>

·      Das eigene „innere Kind“ und das reale geborene Kind gegenseitig vorstellen: >>>
(Wenn das geborene Kind schön größer ist, kann man ein Foto dieses Kindes dafür verwenden)

·      Bei einem schmerzhaften Verlust in der Kindheit, der zu Verdrängungen und später zu Projektionen führen kann, einen Abschiedsbrief schreiben: >>>

 

Ausführlicher im Buch „Geburt des ICH“ >>>

Dort unter dem Kapitel: „Entlastung der Seele des Kindes durch die Eltern“:

a) Dazugehörigkeit und Originalität

b) Eltern sprechen in der Ich-Form

c) Im Verwandtschaftssystem darf jeder dazugehören

d) Eltern können Grenzen setzen

e) Die Eltern achten auf eine ausgewogene Partnerschaftlichkeit

f) Eltern bringen ihre eigene Seele zur Welt

g) Eltern werden eins mit ihrer Geschichte

h) Eltern sorgen sich um eigene Lebenssinnorientierung

i) Eltern helfen einem Kind, sich von den Vorfahren zu unterscheiden

 

Wie können sich Kinder als Erwachsene vor den immer noch wirksamen Projektionen ihrer Eltern schützen?

 

Stammbaum-Arbeit >>>

Bei direktem problematischem Kontakt mit einem Elternteil: >>>

 

Ausführlicher im Buch „Geburt des ICH“ >>>

Dort unter dem Kapitel: „Befreiung von seelischen Belastungen“:

a) Sich von den Eltern unterscheiden

b) Den „angemessenen Platz“ für die Eltern finden

c) Von der Identifikation zum Mitgefühl

d) Vater und Mutter in gleicher Weise achten

e) Verzicht auf Erlösung von Vater und Mutter

f) Verzicht auf Lösung der Partnerprobleme der Eltern

g) Von den Eltern nicht mehr erwarten, als sie geben konnten

h) Verstorbene in rechter Weise verabschieden

 

Manfred Hanglberger (www.hanglberger-manfred.de)

 

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Verdrängungen und Projektionen sind normale Gesetze der Psyche: >>>

Projektionen in der Paarbeziehung (zeitliche Aufspaltung): >>>

Zur Übersicht der therapeutischen Übungen und Riten: >>>

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