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Ehe-Moral durch „Hand-abhacken“? (Mt 5,29-30)

 

„Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus … !“
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab … !
(Mt 5,29-30)

 

Drastische Forderungen Jesu sind nicht immer wortwörtlich zu verstehen, sondern zielen auf die Dringlichkeit eines wertorientierten Engagements.
Nicht Selbstverstümmelung, wie ein wortwörtliches Verständnis es fordern würde, ist das Ziel dieses biblischen Textes, sondern ein von den Männern erwartetes äußerst engagiertes Bemühen, die Frau nicht zum Objekt der eigenen Begierde zu machen.

Mit dem heutigen Wissen über die Psyche des Menschen kann es aber nicht darum gehen, jedes aufkeimende erotische Gefühl beim Anblick einer attraktiven Frau zu unterdrücken, da unterdrückte Gefühle - wie wir heute wissen – innerpsychisch eine gefährliche Eigendynamik entwickeln können. Es ist sinnvoll, ein aufsteigendes Gefühl wahrzunehmen und zu akzeptieren und es u.U. als Botschaft für die eigene Selbsterkenntnis ernst zu nehmen; aber dies bedeutet noch keineswegs, diesem Gefühl in den Gedanken und Fantasien einen breiten Raum zu gewähren oder sie als Impuls für Handlungen, die problematisch und destruktiv sein können, einzusetzen.

So können diese Forderungen aus der Bergpredigt Jesu in unserer Zeit ein Anstoß sein, sowohl wissenschaftlich wie in der persönlichen Selbstreflexion die Bedeutung der Gefühle und unseren Umgang mit ihnen sehr differenziert zu bedenken, um zu einem verantwortungsvollen Umgang mit ihnen zu kommen.

Was in diesem Text-Abschnitt über die erotischen Gefühle gesagt wird, gilt in ähnlicher Weise in Mt 5,22 über das Gefühl des Zorns, bei dem auch sehr sorgfältig zwischen „heiligem Zorn“ und destruktivem Zorn zu unterscheiden wäre!

Gerade in diesen drastischen Aussagen des Evangeliums wird deutlich, dass solche moralischen Forderungen starke Impulse sind, das Leben sehr ernst zu nehmen und zu bedenken, wie eine liebevolle und verantwortungsvolle Lebensgestaltung aussehen soll, aber wer sie ohne weiteres Nachdenken einfach wortwörtlich zu verwirklichen sucht, dessen Handeln wird destruktiv.

 

Jene Kirchenführer, die weiterhin ein Übertreten von Jesu Ehescheidungsverbot in jedem Fall mit dem Ausschluss vom Sakramenten-Empfang ahnden wollen, es also wortwörtlich verstehen, müsste man fragen, wie sie die Forderungen Jesu in Mt 5,29-30, wo zur Vermeidung von gewissen Sünden das Hand-abhacken und Auge-ausreißen gefordert wird, innerkirchlich durchzusetzen gedenken.

Manfred Hanglberger (www.hanglberger-manfred.de)

 

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