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de « Gaudium et Spes “ (Français)
Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen
von heute,
besonders der Armen und Bedrängten aller Art,
sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi.
Es gibt nichts wahrhaft Menschliches,
das nicht in den Herzender Gläubigen seinen Widerhall fände. …
Die Gemeinschaft der Gläubigen erfährt sich mit der Menschheit
und ihrer Geschichte engstens verbunden. (1)
Das Konzil kann die Verbundenheit, Achtung und Liebe
der Kirche gegenüber der ganzen Menschheitsfamilie nicht beredter kundtun als
dadurch, dass es mit ihr in einen Dialog eintritt über all diese
verschiedenen Probleme. (3)
Es geht um die Rettung der menschlichen Person, es
geht um den rechten Aufbau der menschlichen Geschichte. (3)
Das Konzil …bietet der Menschheit die aufrichtige Mitarbeit der
Kirche an zur Errichtung einer brüderlichen Gemeinschaft aller. (3)
Es gilt, die Welt, in der wir leben, ihre Erwartungen, Bestrebungen und ihren
oft dramatischen Charakter zu erfassen und zu verstehen. (4)
Die Menschheit vollzieht einen Übergang von einem mehr statischen Verständnis
der Ordnung der Gesamtwirklichkeit zu einem mehr dynamischen und evolutiven
Verständnis. (5)
Die von früheren Generationen überkommenen Institutionen, Gesetze, Denk und
Auffassungsweisen scheinen den wirklichen Zuständen von heute nicht mehr in
jedem Fall gut zu entsprechen. (7)
Der geschärfte kritische Sinn läutert das religiöse Leben von einem magischen
Weltverständnis und von noch vorhandenen abergläubischen Elementen und
fordert mehr und mehr eine ausdrücklicher personal vollzogene
Glaubensentscheidung, so dass nicht wenige zu einer lebendigeren
Gotteserfahrung kommen. (7)
Es ist die Aufgabe der Menschheit eine politische, soziale und
wirtschaftliche Ordnung zu schaffen, die immer besser im Dienst des Menschen
steht. (9)
Die moderne Welt ist in der Lage, das Beste oder das
Schlechteste zu tun;
für sie ist der Weg offen zu Freiheit oder Knechtschaft, Fortschritt oder
Rückschritt, Brüderlichkeit oder Hass. (9)
Im Menschen sind viele widersprüchliche Elemente gegeben. Der Mensch erfährt
sich vielfältig begrenzt, andererseits empfindet er sich mit seinem Verlangen
unbegrenzt. (10)
Die Grundfragen:
·
Was
ist der Mensch?
·
Was
ist der Sinn des Schmerzes, des Bösen, des Todes?
·
Wozu
diese Siege, wenn sie so teuer erkauft werden mussten?
·
Was
kann der Mensch der Gesellschaft geben, was von ihr erwarten?
·
Was
kommt nach diesem irdischen Leben?(10)
Das Konzil beabsichtigt, alle jene
Werte, die heute besonders in Geltung sind, im Licht des Glaubens zu
beurteilen und auf ihren göttlichen Ursprung zurückzuführen. (11)
Fragen auf die man Antwort erwartet:
- Was denkt die Kirche vom Menschen?
- Welche Empfehlungen erscheinen zum Aufbau der
heutigen Gesellschaft angebracht?
- Was ist die letzte Bedeutung der menschlichen Tätigkeit in der gesamten
Welt? (11)
Die
Würde der menschlichen Person (12)
Es ist fast einmütige Auffassung der Gläubigen und der Nichtgläubigen, dass
alles auf Erden auf den Menschen als seinen Mittel und Höhepunkt hinzuordnen
ist.
Der Mensch wird oft zum höchsten Maßstab gemacht oder bis zur
Hoffnungslosigkeit abgewertet, … (12)
In seiner Innerlichkeit übersteigt der Mensch die
Gesamtheit der Dinge.
In diese Tiefe geht er zurück, wenn er in sein Herz einkehrt, wo Gott ihn
erwartet. (14)
Es gerät das künftige Geschick der Welt in Gefahr,
wenn nicht weisere Menschen entstehen. (15)
Im Inneren seines Gewissens entdeckt der
Mensch ein Gesetz,
dessen Stimme ihn immer zur Liebe und zum Tun des Guten
und zur Unterlassung des Bösen anruft.
Das
Gewissen ist die verborgenste Mitte und das
Heiligtum im Menschen,
wo er allein ist mit Gott, dessen Stimme in diesem seinem Innersten zu hören
ist.
Durch
die Treue zum Gewissen sind die Christen mit den übrigen Menschen verbunden
im Suchen nach der Wahrheit und zum wahrheitsgemäßen Lösen all der vielen
moralischen Probleme.
Das Gewissen verliert seine Würde nicht dadurch,
dass es aus unüberwindlicher Unkenntnis irrt. (16)
Nur frei
kann der Mensch sich zum Guten hinwenden.
Diese Freiheit schätzen unsere Zeitgenossen mit Recht hoch
und erstreben sie leidenschaftlich.
Die Würde des Menschen verlangt,
dass er in bewusster und freier Wahl handle,
das heißt personal,
von innen her bewegt und geführt
und nicht unter blindem innerem Drang oder unter bloßem äußerem
Zwang.(17)
Atheismus
Manche, die Gott leugnen, sind mehr interessiert an
der Bejahung des Menschen als an der Leugnung Gottes.
Andere machen sich ein solches Bild von Gott, dass jenes Gebilde, das sie
ablehnen, keineswegs der Gott des Evangeliums ist. (18)
Die Gründe des Atheismus für die Leugnung Gottes müssen ernst genommen und
gründlicher geprüft werden. (21)
Jeder Mensch bleibt vorläufig für
sich selbst eine ungelöste Frage.
Gott ruft den Menschen zu tieferem Nachdenken und demütigerem Suchen auf.
(21)
Der Glaube muss seine Fruchtbarkeit bekunden,
indem er das gesamte Leben der Gläubigen … durchdringt
und sie zu Gerechtigkeit und Liebe, vor allem gegenüber den Armen, bewegt.
(21)
Alle Menschen, Glaubende und Nichtglaubende,
müssen zum richtigen Aufbau dieser Welt, in der sie gemeinsam leben,
zusammenarbeiten.
Das
kann nicht geschehen ohne einen aufrichtigen und klugen Dialog.
Deshalb beklagt die Kirche die Diskriminierung zwischen Glaubenden und
Nichtglaubenden. (21)
Zu den charakteristischen Merkmalen der heutigen
Welt gehört die Zunahme der gegenseitigen Verflechtung unter den Menschen, zu
deren Entwicklung der heutige technische Fortschritt ungemein viel beiträgt.
Das brüderliche Gespräch der Menschen findet seine
Vollendung nicht in diesen Fortschritten, sondern grundlegender in jener Gemeinschaft
von Personen, die eine gegenseitige Achtung der allseits erfassten geistigen
Würde verlangt. (23)
Träger und Ziel aller gesellschaftlichen Institutionen muss die menschliche
Person sein.
Jede Gruppe muss den Bedürfnissen und berechtigten Ansprüchen anderer
Gruppen,
ja dem Gemeinwohl der ganzen Menschheitsfamilie Rechnung tragen.
Die gesellschaftliche Ordnung und ihre Entwicklung müssen sich dauernd am
Wohl der Personen orientieren; denn die Ordnung der Dinge muss der Ordnung
der Personen dienstbar werden und nicht umgekehrt.
Die gesellschaftliche Ordnung muss sich ständig weiterentwickeln, muss in
Gerechtigkeit aufgebaut und von Liebe beseelt werden und muss in Freiheit ein
immer humaneres Gleichgewicht finden.
Um dies zu verwirklichen, sind Gesinnungswandel und weitreichende Änderungen
in der Gesellschaft selbst notwendig. (26)
Was zum Leben selbst im Gegensatz steht,
was immer die Unantastbarkeit der menschlichen Person verletzt,
was immer die menschliche Würde angreift,
auch unwürdige Arbeitsbedingungen, bei denen der Arbeiter als bloßes
Erwerbsmittel und nicht als freie und verantwortliche Person behandelt wird,
ist in höchstem Maße ein Widerspruch gegen die Ehre des Schöpfers. (27)
Achtung und Liebe sind auch denen zu
gewähren,
die in gesellschaftlichen, politischen oder auch in religiösen Fragen
anders denken oder handeln als wir.
Man muss unterscheiden zwischen dem Irrtum, der immer zu verwerfen ist,
und dem Irrenden, der seine Würde als Person stets behält. (28)
Gott verbietet uns, über die innere Schuld von irgend
jemandem zu urteilen (28)
Alle
Menschen sind nach Gottes Bild geschaffen und von Christus erlöst.
Die grundlegende Gleichheit aller Menschen
ist immer mehr zur Anerkennung zu bringen.
Jede Form einer Diskriminierung in den
gesellschaftlichen
und kulturellen Grundrechten der Person,
sei es wegen des Geschlechts oder der Rasse, der Farbe,
der gesellschaftlichen Stellung, der
Sprache oder der Religion,
muss überwunden und beseitigt werden, da sie dem Plan Gottes widerspricht.
(29)
Allzu große
wirtschaftliche und gesellschaftliche Ungleichheiten zwischen den Gliedern
oder Völkern in der einen Menschheitsfamilie erregen Ärgernis, widersprechen
der menschlichen Personwürde und dem
gesellschaftlichen und internationalen Frieden. (29)
Niemand soll einer rein
individualistischen Ethik verhaftet bleiben.
Jeder muss gemäß seinen eigenen Fähigkeiten zum Gemeinwohl beitragen
und auch die öffentlichen oder privaten Institutionen, die der Hebung der
menschlichen Lebensverhältnisse dienen, fördern und unterstützen.
Allen sei es ein heiliges Gesetz, die Forderungen aus der gesellschaftlichen
Verflochtenheit unter die Hauptpflichten des heutigen Menschen zu rechnen.
Je mehr die Welt zusammenwächst, desto offenkundiger erhalten die Aufgaben
der Menschen allmählich eine Bedeutung für die Welt als Ganze.
Es gilt wahrhaft neue Menschen und Erbauer einer neuen Menschheit zu werden.
(30)
Das menschliche Schaffen in der Welt
Die Menschheitsfamilie gestaltet sich allmählich als eine die ganze Welt
umfassende Gemeinschaft.(33)
Die Kirche hat nicht immer zu allen einzelnen Fragen
eine fertige Antwort bereit.
Das Licht der Offenbarung ist mit der Sachkenntnis aller Menschen in
Verbindung zu bringen, damit der Weg, den die Menschheit neuerdings nimmt,
erhellt werde. (33)
Das gewaltige Bemühen der Menschen im Lauf der
Jahrhunderte, ihre Lebensbedingungen stets zu verbessern, entspricht der
Absicht Gottes. (34)
Der Mensch hat den Auftrag, sich selbst und die Gesamtheit der Wirklichkeit
auf Gott hin zu ordnen.
Männer und Frauen, die beim Erwerb des Lebensunterhalts für sich und ihre
Familie, ihre Tätigkeit so ausüben, dass sie ein Dienst für die Gemeinschaft
ist, dürfen überzeugt sein, dass sie durch ihre Arbeit das Werk des Schöpfers
weiterentwickeln und zur geschichtlichen Erfüllung des göttlichen Plans
beitragen.
Die von des Menschen Geist und Kraft geschaffenen Werke bilden keinen
Gegensatz zu Gottes Macht.
Das mit Vernunft begabte Geschöpf tritt nicht dem Schöpfer als Rivale gegenüber.
Die Siege der Menschheit sind Zeichen der Größe Gottes.
Je mehr die Macht der Menschen wächst, desto mehr weitet sich ihre
Verantwortung, sowohl die des einzelnen wie die der Gemeinschaften. (34)
Die christliche Botschaft lenkt die Menschen nicht
vom Aufbau der Welt ab,
noch treibt sie zur Vernachlässigung des Wohls ihrer Mitmenschen,
sondern verpflichtet zur Bewältigung dieser Aufgaben. (34)
Durch sein Werk formt der Mensch nicht nur die Dinge und die Gesellschaft um,
sondern vervollkommnet sich auch selbst. (35)
Ein Wachstum dieser Art ist, richtig verstanden, mehr wert als
zusammengeraffter äußerer Reichtum.
Der Wert des Menschen liegt mehr in ihm selbst als in seinem Besitz. (35)
Alles, was dem Menschen zur Erreichung einer größeren Gerechtigkeit, einer
umfassenderen Brüderlichkeit und einer humaneren Ordnung der
gesellschaftlichen Verflechtungen tun, ist wertvoller als der technische
Fortschritt.
Der technische Fortschritt kann nämlich die Basis für den menschlichen
Aufstieg bieten; den Aufstieg selbst wird er von sich allein aus keineswegs
verwirklichen. (35)
Die richtige Autonomie der irdischen
Wirklichkeiten (36)
Viele befürchten, dass durch eine engere Verbindung des menschlichen
Schaffens mit der Religion die Autonomie des Menschen, der Gesellschaften und
der Wissenschaften bedroht werde.
Die geschaffenen Dinge und auch die Gesellschaften haben ihre
eigenen Gesetze und Werte, die der Mensch schrittweise erkennen, gebrauchen
und gestalten muss.
Das entspricht dem Willen des Schöpfers.
Durch ihr Geschaffensein haben alle
Einzelwirklichkeiten ihren festen Eigenstand, ihre eigene Wahrheit, ihre
eigene Gutheit sowie ihre Eigengesetzlichkeit und ihre eigenen Ordnungen, die
der Mensch achten muss. (36)
Vorausgesetzt, dass die methodische Forschung
in allen Wissensbereichen in einer wirklich wissenschaftlichen Weise und
gemäß den Normen der Sittlichkeit vorgeht, wird sie niemals in einen echten
Konflikt mit dem Glauben kommen,
weil die Wirklichkeiten des profanen Bereichs und die des Glaubens in
demselben Gott ihren Ursprung haben.
Wer bescheiden und ausdauernd die Geheimnisse der
Wirklichkeit zu erforschen versucht, wird, auch wenn er sich dessen nicht
bewusst ist, von dem Gott an der Hand geführt, der alle Wirklichkeit trägt
und sie in sein Eigensein einsetzt. (36)
Geisteshaltungen,
die einst auch unter Christen wegen eines unzulänglichen Verständnisses für
die legitime Autonomie der Wissenschaft vorkamen, sind zu bedauern.
Sie schufen in der Mentalität vieler die Überzeugung von einem Widerspruch
zwischen Glauben und Wissenschaft. (36)
Alle
Glaubenden, gleich, welcher Religion sie zugehören, haben die Stimme und
Bekundung Gottes immer durch die Sprache der Geschöpfe vernommen. (36)
Christus offenbart uns, "dass Gott die Liebe ist". Er belehrt uns,
dass das Grundgesetz der menschlichen Vervollkommnung und auch der Umwandlung
der Welt das neue Gebot der Liebe ist. (38)
Allen Menschen steht der Weg der Liebe offen. Christus gibt die Sicherheit,
dass der Versuch, eine allumfassende Brüderlichkeit herzustellen nicht
vergeblich ist. (38)
Das Kreuz muss getragen werden, das Fleisch und Welt denen auf die Schultern
legen, die Frieden und Gerechtigkeit suchen. (38)
Christus wirkt dadurch, dass
er in den Herzen der Menschen das Verlangen nach der zukünftigen Welt weckt
und jene selbstlosen Bestrebungen belebt, reinigt und stärkt, durch die die
Menschheitsfamilie sich bemüht, ihr eigenes Leben humaner zu gestalten und
die ganze Erde diesem Ziel dienstbar zu machen. (38)
Den
Zeitpunkt der Vollendung der Erde und Menschheit kennen wir nicht, und auch
die Weise wissen wir nicht, wie das Universum umgestaltet werden soll.
Die Gestalt dieser Welt vergeht.
Die Liebe wird bleiben wie das, was sie einst getan hat.
Die ganze Schöpfung, die Gott um des
Menschen Willen schuf, wird von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit
sein. (39)
Die Erwartung der neuen Erde darf die Sorge für die Gestaltung dieser Erde
nicht abschwächen, sondern muss sie ermutigen.
Der wachsende Leib der neuen Menschheitsfamilie kann eine umrisshafte Vorstellung
von künftigen Welt geben.
Der irdische Fortschritt ist vom Wachstum des Reiches Gottes eindeutig zu
unterscheiden, doch hat er große Bedeutung für das Reich Gottes, insofern er
zu einer besseren Ordnung der menschlichen Gesellschaft beitragen kann.
Alle guten Erträgnisse der Natur und
unsere Bemühungen, die Güter menschlicher Würde, brüderlicher Gemeinschaft
und Freiheit, müssen im Geist des Herrn auf Erden gemehrt werden; dann werden
wir sie wiederfinden, gereinigt von jedem Makel, lichtvoll und verklärt. (39)
Die Kirche geht den Weg mit der ganzen
Menschheit zusammen und erfährt das gleiche irdische Schicksal mit der Welt
und ist gewissermaßen der Sauerteig und die Seele der umzugestaltenden
menschlichen Gesellschaft. (40)
Die Kirche lässt den Widerschein des göttlichen Lebens auf die ganze Welt
fallen
- durch die Heilung und Hebung der menschlichen Personwürde,
- durch die Festigung des menschlichen Gemeinschaftsgefüges,
- durch die Erfüllung des alltäglichen menschlichen Schaffens mit tieferer
Sinnhaftigkeit und Bedeutung. (40)
So
glaubt die Kirche viel zu einer humaneren Gestaltung der Menschenfamilie und
ihrer Geschichte beitragen zu können. (40)
Die katholische Kirche schätzt als das hoch, was zur Erfüllung derselben
Aufgabe die anderen christlichen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften in
Zusammenarbeit beigetragen haben und noch beitragen. (40)
Die Kirche kann von der menschlichen Gesellschaft viele und mannigfache Hilfe
zur Wegbereitung für das Evangelium erfahren. (40)
Der heutige Mensch ist unterwegs zur volleren Entfaltung seiner
Persönlichkeit und zu einer immer tieferen Einsicht und Durchsetzung seiner
Rechte. (41)
Immer wird der Mensch wenigstens ahnungsweise
Verlangen in sich tragen,
zu wissen, was die Bedeutung seines Lebens,
seines Schaffens und seines Todes ist. (41)
Wer Christus, dem vollkommenen Menschen, folgt, wird auch selbst mehr Mensch.
(41)
Die
Frohbotschaft verkündet die Freiheit der Kinder Gottes;
sie verwirft jede Art von Knechtschaft,
sie respektiert die Würde des Gewissens und seiner freien Entscheidung.
Sie mahnt dazu, alle menschlichen Talente
im Dienst Gottes und zum Wohl der Menschen Frucht bringen zu lassen. (41)
Die richtige Autonomie der Schöpfung und besonders
des Menschen
wird nicht aufgehoben,
sondern in ihre eigene Würde eingesetzt und in ihr befestigt.
Die Kirche verkündet die Rechte des Menschen und sie anerkennt
und schätzt die Dynamik der Gegenwart, die diese Rechte überall fördert. (41)
Aus der religiösen Sendung fließen Auftrag, Licht und Kraft, um der
menschlichen Gemeinschaft zu Aufbau und Festigung nach göttlichem Gesetz
behilflich zu sein. (42)
Die
Kirche ist das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste
Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit. (42)
Die Kirche zeigt der Welt, dass die wahre Einheit in der äußeren
gesellschaftlichen Sphäre aus einer Einheit der Gesinnungen und Herzen
erwächst.
Mit großer Achtung blickt das Konzil auf alles Wahre, Gute und Gerechte,
das sich die Menschheit in den verschiedenen Institutionen geschaffen hat und
immer neu schafft. (42)
Die Spaltung bei vielen zwischen dem Glauben, den man bekennt,
und dem täglichen Leben
gehört zu den schweren Verirrungen
unserer Zeit.(43)
In konkreten Problemen werden verschiedene Christen
bei gleicher Gewissenhaftigkeit in der gleichen Frage zu verschiedenen
Urteilen kommen.
In solchen Fällen hat niemand das Recht, die Autorität der Kirche
ausschließlich für sich und seine eigene Meinung in Anspruch zu nehmen.
Immer aber sollen sie in einem offenen Dialog sich gegenseitig zur Klärung
der Frage zu helfen suchen; dabei sollen sie die gegenseitige Liebe bewahren
und vor allem auf das Gemeinwohl bedacht sein. (43)
Die Seelsorger sollen durch beharrliches Studium sich fähig machen,
zum Dialog mit der Welt und Menschen jedweder Weltanschauung ihren Beitrag zu
leisten. (43)
Die Kirche weiß, wie groß der Abstand ist
zwischen der von ihr verkündeten Botschaft und der menschlichen Armseligkeit
derer, denen das Evangelium anvertraut ist.
Die Kirche weiß, wie sehr sie selbst in ihrer lebendigen Beziehung zur Welt
an der Erfahrung der Geschichte immerfort reifen muss.
Die Kirche mahnt unablässig ihre Kinder zur Läuterung und Erneuerung. (43)
Die Kirche ist sich im Klaren darüber, wieviel sie selbst der Geschichte und
Entwicklung der Menschheit verdankt. (44)
Die Kirche bedarf der besonderen Hilfe der in der Welt stehenden,
die eine wirkliche Kenntnis der verschiedenen Institutionen und Fachgebiete
haben.
Es ist Aufgabe des ganzen Gottesvolkes auf die verschiedenen Sprachen unserer
Zeit zu hören, sie zu unterscheiden, zu deuten und im Licht des Gotteswortes
zu beurteilen. (44)
Selbst die
Feindschaft ihrer Gegner und Verfolger, so gesteht die Kirche,
war für sie sehr nützlich und wird es bleiben. (44)
Die Würde der Ehe und Familie
Durch ihre natürliche Eigenart sind Ehe und
die eheliche Liebe auf die Zeugung und Erziehung von Nachkommenschaft hingeordnet und finden darin gleichsam ihre Krönung. (48)
Die eheliche Liebe, geht letztlich aus der göttlichen Liebe hervor und ist
nach dem Vorbild der Einheit Christi mit der Kirche gebildet.
Im Geist Christi gelangen die Ehegatten mehr und mehr zu ihrer eigenen
Vervollkommnung, zur gegenseitigen Heiligung und so gemeinsam zur
Verherrlichung Gottes. (48)
Die … Liebe der Ehegatten geht in frei
bejahter Neigung von Person zu Person, umgreift das Wohl der ganzen Person,
vermag so den leibseelischen Ausdrucksmöglichkeiten eine eigene Würde zu
verleihen. (49)
Die eheliche Liebe eint in sich Menschliches und Göttliches.
Jene Handlungen, durch die die Eheleute innigst und
lauter eins werden,
sind von sittlicher Würde; sie bringen, wenn sie human vollzogen werden jenes
gegenseitige Übereignetsein zum Ausdruck und
vertiefen es,
durch das sich die Ehegatten gegenseitig in Freude und Dankbarkeit reich
machen. (49)
Wenn durch die gegenseitige und bedingungslose
Liebe die gleiche personale Würde sowohl der Frau wie des Mannes
anerkannt wird, wird auch die vom Herrn bestätigte Einheit der Ehe deutlich.
(49)
Die
Jugendlichen sollen über die Würde, die Aufgaben und den Vollzug der
ehelichen Liebe am besten im Kreis der Familie selbst rechtzeitig in
geeigneter Weise unterrichtet werden. (49)
In ihrer Aufgabe, menschliches Leben weiterzugeben und zu erziehen, wissen
sich die Eheleute als mitwirkend mit der Liebe Gottes des Schöpfers und
gleichsam als Interpreten dieser Liebe. (50)
Die Ehe ist nicht nur zur Zeugung von Kindern eingesetzt, sondern auch die
gegenseitige Liebe der Ehegatten soll ihren gebührenden Platz behalten, soll
wachsen und reifen. (50)
Die richtige Förderung des kulturellen Fortschritts
(53)
Die Person
des Menschen gelangt nur durch Kultur, das heißt durch die entfaltende Pflege
der Güter und Werte der Natur zur wahren und vollen Verwirklichung des menschlichen
Wesens. (53)
Die
Lebensbedingungen des modernen Menschen sind in gesellschaftlicher und
kultureller Hinsicht zutiefst verändert, so dass man von einer neuen Epoche
der Menschheitsgeschichte sprechen darf.
Somit
öffnen sich neue Wege zur Entwicklung und weiteren Ausbreitung der Kultur
durch das unerhörte Wachstum der Natur- und Geisteswissenschaften, auch der
Gesellschaftswissenschaften, die Ausweitung der Technik sowie den Fortschritt
im Ausbau und in der guten Organisation der Kommunikationsmittel. (54)
Immer größer wird die Zahl der Männer und Frauen jeder gesellschaftlichen
Gruppe und Nation, die sich dessen bewusst sind, selbst Gestalter und
Schöpfer der Kultur ihrer Gemeinschaft zu sein. (55)
Immer mehr wächst in der ganzen Welt der Sinn für Autonomie und zugleich für
Verantwortlichkeit, was ohne Zweifel für die geistige und sittliche Reifung
der Menschheit von größter Bedeutung ist. (55)
Es ist uns die Aufgabe auferlegt,
eine bessere Welt in Wahrheit und Gerechtigkeit aufzubauen.(55)
Wenn der Mensch mit seiner Handarbeit oder mit Hilfe der
Technik die Erde bebaut, damit sie Frucht bringe und eine würdige Wohnstätte
für die gesamte menschliche Familie werde, und bewusst seinen Anteil nimmt an
der Gestaltung des Lebens der gesellschaftlichen Gruppen, dann führt er den
Auftrag Gottes aus, sich die Erde untertan zu machen und die Schöpfung zu
vollenden, und entfalteter sich selbst. (57)
Wenn der Mensch sich in den verschiedenen Fächern der Philosophie und
Geschichte, der Mathematik und Naturwissenschaft, widmet und sich
künstlerisch betätigt,
dann kann er im höchsten Grad dazu beitragen, dass die menschliche Familie zu
den höheren Prinzipien des Wahren, Guten und Schönen und zu einer umfassenden
Weltanschauung kommt. (57)
Dadurch kann sich der Geist des Menschen, von der Versklavung unter die Sachwelt befreit, ungehinderter zur Kontemplation und
Anbetung des Schöpfers erheben.
Die heutigen Fehlentwicklungen ergeben sich nicht zwangsläufig aus der
heutigen Kultur und sie dürfen uns nicht dazu verleiten, ihre positiven Werte
zu verkennen. (57)
Unter den positiven Werten (unserer Zeit) sind zu
nennen:
·
die
Pflege der Naturwissenschaften
·
unbedingte
Sachlichkeit gegenüber der Wahrheit bei der wissenschaftlichen Forschung
·
die
Unerlässlichkeit der Zusammenarbeit mehrerer in Teams
·
der
Geist der internationalen Solidarität
·
das
immer wacher werdende Bewusstsein von der Verantwortung der Fachleute für den
Dienst am Menschen und dessen Schutz
·
der
Wille zur Verbesserung der menschlichen Lebensbedingungen aller. (57)
Durch ihr Wirken erzieht die
Kirche den Menschen zur inneren Freiheit. (58)
Die Kultur ist auf die Gesamtentfaltung der menschlichen Person und auf das
Wohl der Gemeinschaft sowie auf das der ganzen menschlichen Gesellschaft
auszurichten. (59)
Es gibt zwei verschiedene
Erkenntnisordnungen,
die des Glaubens und die der Vernunft. (59)
Die Kirche bejaht die rechtmäßige
Eigengesetzlichkeit der Kultur und vor allem der Wissenschaften.
Die Kirche fordert, dass der Mensch unter Wahrung der sittlichen Ordnung und
des Gemeinnutzes frei nach der Wahrheit forschen, seine Meinung äußern und
verbreiten und die Kunst nach seiner Wahl pflegen kann.
Die Kirche fordert, dass der Mensch wahrheitsgemäß über öffentliche Vorgänge
unterrichtet werde. (59)
Fragen der Wirtschaft (Unterentwickelte
Völker)
Materielle
Hilfe wird den aufstrebenden Völkern nicht zuteilwerden,
wenn die Praktiken des heutigen Welthandels sich nicht von Grund auf ändern.
(85)
Den Völkern der Entwicklungsländer muss sehr daran
gelegen sein, als Ziel des Fortschritts ausdrücklich und entschieden die
volle menschliche Entfaltung ihrer Bürger zu erstreben.(86)
Sie sollen daran denken, dass der Fortschritt vor allem aus der Arbeit und
den Fähigkeiten der Völker selbst entspringt und sich steigert und sich nicht
allein auf fremde Hilfe, sondern vor allem auf die volle Erschließung der
eigenen Hilfsquellen und ihren Ausbau entsprechend den eigenen Fähigkeiten
und Traditionen stützen muss.
Das Ärgernis soll vermieden werden, dass einige
Nationen, deren Bürger in überwältigender Mehrheit den Ehrennamen
"Christen" tragen, Güter in Fülle besitzen, während andere nicht
genug zum Leben haben und von Hunger, Krankheit und Elend aller Art gepeinigt
werden. (87)
Schlusswort
(91-93)
Die Kirche
will allen Menschen unserer Zeit helfen, ob sie an Gott glauben oder ihn
nicht ausdrücklich anerkennen, die Welt mehr entsprechend der hohen Würde des
Menschen zu gestalten, eine weltweite und tiefer begründete Brüderlichkeit zu
erstreben und im gemeinsamen Bemühen den dringenden Erfordernissen unserer
Zeit gerecht zu werden.(91)
Der
Dialog mit allen Menschen – Einheit der Christen
Vor allem in der Kirche müssen wir bei Anerkennung
aller rechtmäßigen Verschiedenheit gegenseitige Hochachtung, Ehrfurcht und
Eintracht pflegen. (92)
Stärker ist,
was die Gläubigen eint als was sie trennt.
Es gelte im Notwendigen Einheit, im Zweifel
Freiheit, in allem die Liebe.
Je mehr die Einheit der Christen in Wahrheit und Liebe wächst, umso mehr wird
sie für die ganze Welt eine Verheißung der Einheit und des Friedens sein.
Der Wunsch nach einem offenen Dialog, geführt einzig aus Liebe zur Wahrheit
und unter Wahrung angemessener Diskretion, schließt unsererseits niemanden
aus, weder jene, die hohe Güter der Humanität pflegen, deren Urheber aber
noch nicht anerkennen, noch jene, die Gegner der Kirche sind und sie auf
verschiedene Weise verfolgen. (92)
Wir müssen ohne Gewalt und ohne Hintergedanken zum Aufbau einer
wahrhaft friedlichen Welt zusammenarbeiten. (92)
Der (himmlische) Vater will, dass wir in allen Menschen Christus als Bruder
sehen und lieben in Wort und Tat und so der Wahrheit Zeugnis geben und
anderen das Geheimnis der Liebe des himmlischen Vaters mitteilen. (93)
Zusammenstellung
und Hervorhebungen durch Manfred Hanglberger (www.hanglberger-manfred.de)
LINK: https://hanglberger-manfred.de/gaudium-et-spes-zitate.htm
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