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Kritische Überlegungen
zum Grundlagendokument der Ev. Kirche in Deutschland mit dem Titel

„Sünde, Schuld und Vergebung aus Sicht evangelischer Anthropologie“

 

In meinen Augen sind Sünde und Schuld zuerst einmal natürliche Momente des menschlichen Daseins, weil der Mensch

 

1. mit seiner begrenzten Wahrnehmung der Auswirkungen seines Tuns zwangsläufig ständig auch schuldig wird,

2. wegen der Natürlichkeit von psychischen Verdrängungen in der Kindheit und in manchen anderen dramatischen Lebenserfahrungen zu Projektionen neigt, die im privaten wie im öffentlichen Leben Konflikte aller Art verursachen – bis hin zu Kriegen, Verbrechen und Völkermord.

 

Die Begriffe „Verdrängung“ und „Projektion“, die grundlegend sind für das Verständnis von Aggressivität und anderen verletzenden Verhaltensweisen aller Art des Menschen, kommen erstaunlicher Weise in den aktuellen Grundlagendokumenten der EKD über Erlösung und über Sünde und Schuld nicht vor. Deshalb ist meine Vermutung, dass die Verfasser dieser Texte die humanwissenschaftlichen Erkenntnisse unserer Zeit nicht kennen. Deshalb wirken diese Texte völlig unzeitgemäß.

 

Wenn wir die Schuldprobleme des Paulus und seine Interpretation und seine Lösungswege auf die Menschen von heute übertragen, wirkt das für viele wenig hilfreich. Ähnlich ist es mit der Definition von Martin Luther, wenn er im Hinblick auf Sünde von der „Verkrümmung des Menschen in sich selbst“ spricht.

Ich kenne eine ganze Reihe von psychologischen Gründen, warum der Mensch „in sich selbst verkrümmt“ sein kann oder warum er in einer „heillosen Selbstverstrickung“ gefangen ist.
Deshalb ist in meinen Augen „Sünde“ nicht – wie es in einem Grundlagenpapier der EKD heißt – primär „eine Erfahrung der Gottesbeziehung“, sondern eine natürliche oder projektive Verletzung des Beziehungsnetzes, in dem das menschliche Leben existiert.

 

Wenn wir die Beziehung Gottes zum Menschen subsidiär verstehen, dann geht es zuerst darum, dass wir sowohl unsere eigenen Verdrängungen und Projektionen immer besser erkennen und abbauen und unsere geistig-seelischen Blindheiten reduzieren.

Dafür ist nicht nur psychologisches Wissen, sondern auch gesunde Spiritualität und eine gläubige Gemeinschaft notwendig, in der Vertrauen, gegenseitige Wertschätzung und offene und ehrliche Kommunikation erlebbar sind.

 

Meine Ausführungen sind nicht als eine Art destruktiver Kritik an der Ev. Kirche gedacht, sondern als eine dringende Bitte an die Verantwortlichen der Evangelischen Kirche, eine zeitgemäße Glaubenslehre im Dialog mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen unserer Zeit zu formulieren, die nicht vom Buchstaben der Bibel, sondern vom Geist Jesu erfüllt ist. Dann - so bin ich überzeugt - werden sich mehr Menschen den christlichen Kirchen zuwenden, statt abwenden.

 

Die zwei neuen problematischen Glaubensdokumente der Ev. Kirche (von 2015 und 2020),
die eine zentrale Bedeutung haben:
https://www.ekd.de/ekd_de/ds_doc/suende_schuld_EVA_2020.pdf

https://www.ekd.de/ekd_de/ds_doc/fuer_uns_gestorben2015.pdf

 

Um meine Aussagen zu konkretisieren hier einige LINKs, die auf Veröffentlichungen in meiner Website verweisen:

 

Wie steht Gott zur Schuld des Menschen?
https://hanglberger-manfred.de/erloes-schuld-und-gott.htm

 

Das christliche Erlösungsverständnis: Erlösung nur von Schuld und Sünde?

https://hanglberger-manfred.de/erloes-schuld.htm

 

Sich vor verletzenden Projektionen schützen

https://hanglberger-manfred.de/therapie-schutz-vor-projektionen.htm

 

Die Barmherzigkeit und die Gerechtigkeit Gottes

https://hanglberger-manfred.de/gottes-gerechtigkeit.htm

 

Antwort auf die erschreckenden Kirchenaustrittszahlen:

https://hanglberger-manfred.de/kirche-lebensrelevant.htm

 

Manfred Hanglberger (www.hanglberger-manfred.de)

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Weitere Texte zur Evangelischen Kirche >>> https://hanglberger-manfred.de/oekumene.htm

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