Link zum Teilen: https://hanglberger-manfred.de/oekumene-probleme-evangelische-kirche.htm |
„Kann mir endlich mal jemand erklären, was die
Evangelischen falsch machen, Diese Frage habe ich in Facebook gefunden habe:
(Unter
„Reizthemen“ sind wohl die Themen des Synodalen Weges gemeint.
Meine Antwort: Das ist eine sehr berechtigte Frage, die leider auch in der Kath. Kirche nicht erforscht wird!!!
1. Zuerst ist festzustellen, dass die Zahl der
Kirchenaustritte seit ca. 30 Jahren, also längst vor dem Missbrauchsskandal,
in beiden christlichen Kirchen in Deutschland stark angestiegen sind, wobei
zwischen 1990 und 2020 nur vier Mal die Austrittszahlen der Kath. Kirche
höher waren (2010, 2013, 2019, 2020) als in der Evang. Kirche. Ansonsten
waren dort die Zahlen meist deutlich höher.
2. Beide Kirchen haben unabhängig vom Missbrauchsskandal Grundfragen nicht gelöst: So ist in beiden Kirchen das
Problem der Säkularisierung nicht gelöst, bei dem es um die Polarität einer
wissenschaftlichen Sicht der Welt und des Menschen und um eine spirituelle
Sicht geht. Ausführlicher zum Problem
der Säkularisierung: Ausführlicher zum Thema
Gebetskultur: Ausführlicher zum Thema
Liturgie der Eucharistiefeier bzw. Abendmahlsfeier: Ausführlicher zum Thema
Verständnis der Kindertaufe:
3. Der Fortschritt der Reformation vor 500 Jahren wird heute zum Rückschritt: Es war ein gewaltiger Fortschritt, als Martin Luther in seiner Kritik an den damaligen Zuständen der katholischen Kirche sich auf die Texte der Bibel berief. Denn Organisation und Praxis der damaligen katholischen Kirche widersprachen fundamentalen Werten der Bibel. Wenn sich die evangelischen Kirchen unserer Zeit zu sehr auf manche biblischen Aussagen berufen und zu wenig die Erkenntnisse der Humanwissenschaften in ihre Glaubensvorstellungen integrieren, erscheinen diese für viele Menschen unzeitgemäß und unglaubwürdig. Wenn z.B. die evangelischen Kirchen in Deutschland in einem aktuellen Grundlagenpapier („Gestorben für uns“ von 2015) die Erlösungsbedüftigkeit des Menschen weiterhin auf Schuld und Sünde reduzieren und ebenso den Kreuzestod Jesu als Erlösungsgeschehen auf diese menschlichen Probleme verkürzen, weil bibeltheologische Aussagen dies so darstellen, dann entspricht dies nicht den Erfahrungen und dem Wissen vieler Menschen unserer Zeit. Die Bibeltreue, die Luther zu einem großen Reformer des Glaubens werden ließ, kann in unserer Zeit zu ideologischer Engführung werden. Es fehlt ein lebendiger und kritischer Dialog zwischen Glaube und Vernunft (Wissenschaft), zwischen Bibel und den „Zeichen der Zeit“. Ausführlicher zum Thema
Bibelverständnis: Ausführlicher zum Thema
„Erlösungsbedürftigkeit“: Ausführlicher zum Thema „Erlösung durch Christi Kreuzestod“: https://hanglberger-manfred.de/erloes-hanglberger.htm
4. Da der Freiheitsgedanke und die religiöse Eigenständigkeit in der Evang. Kirche stärker ausgeprägt sind, ist dort die Kirchenbindung schwächer und damit die Bereitschaft größer, sich von der Institution zu trennen, wenn diese unzeitgemäß erscheint.
5. Diese Betonung der Freiheit führte auch dazu, dass es ein „Sonntagsgebot“ für den Gottesdienstbesuch wie in der Kath. Kirche in der Evang. Kirche nie gab und deshalb auch der Kirchenbesuch dort entsprechend weniger ist. Durch den kontinuierlich abnehmenden Kirchenbesuch der Katholiken kommen diese aber den geringen Zahlen der Evangelischen Kirche immer näher. Ich kenne keine psychologische Untersuchung in den Kirchen, die erforscht hätte, welche psychischen Strukturen bei bestimmten Gläubigen dazu tendieren, durch die jetzigen Formen der Gottesdienste sich angesprochen zu fühlen.
6. Neben dem innerkirchlich ungelösten Problem der
Säkularisierung müssten die Kirchen die persönlichen und gesellschaftlichen
Probleme der Menschen unserer Zeit mit der Polarität spiritueller wie
wissenschaftlicher Kompetenz bearbeiten. Leider entwickeln z.Z. die Kirchen
weder die spirituelle noch die wissenschaftliche Kompetenz dafür, zu denen
sie aber in der Lage wären, um für diese Probleme Lösungswege zu erarbeiten.
Schlussbemerkung: Wer sich mit diesen Fragen intensiv beschäftigt, wird erschrecken, wie extrem der Reformstau in beiden Kirchen ist – und wie wenig die entscheidenden Fragen bearbeitet werden!
Die zwei neuen problematischen Glaubensdokumente der
Ev. Kirche (von 2015 und 2020), https://www.ekd.de/ekd_de/ds_doc/fuer_uns_gestorben2015.pdf Um diese Seiten zu öffnen: Rechte Maustaste: „Link in neuem Fenster öffnen“ |
Zusammenstellung von Manfred Hanglberger (www.hanglberger-manfred.de)
|
Weitere Texte zur Evangelischen Kirche >>> https://hanglberger-manfred.de/oekumene.htm |