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Überwindung des Machtmissbrauchs in der
Kirche 1. Viele Christen und nicht wenige Bischöfe sehen als wesentliche Ursache für das Problem des sexuellen Missbrauchs in der Katholischen Kirche deren Machtstrukturen und damit deren Autoritätsverständnis und Autoritätspraxis. 2. Für eine grundlegende Aufarbeitung des Problems ist es deshalb wesentlich, das Autoritätsverständnis und die Autoritätspraxis Jesu in den Evangelien zu bedenken und mit dem Autoritätsverständnis und der Autoritätspraxis der Kirche in ihren Strukturen, in ihrer Glaubenslehre und Seelsorge und in ihrer Liturgie und Gebetskultur zu vergleichen. 3.
Da das Verständnis der
Autoritätsausübung Gottes für die Kirchenleitung immer auch Vorbild und
Richtschnur für die eigene Autoritätsausübung war, ist es wichtig, nicht nur
das Verhalten Jesu selbst zu bedenken, sondern auch die Weise, wie Jesus von
Gottes Autoritätsausübung spricht. 4.
Da das Verständnis von Autorität und
die Ausübung von Autorität bei Jesu im Gegensatz zum Autoritätsverständnis
der religiösen Führer seiner Zeit standen, war dieser Gegensatz einer der wesentlichen
Gründe für seine Verurteilung zum Tod am Kreuz. 5.
Da damals wie heute viele Menschen
wesentliche Lebensbelastungen und Lebensängste durch autoritäre und
entmündigende Formen der Autoritätsausübung in Familie, Schule, Beruf,
Religion und Politik erleben, gehört negative Autoritätsausübung zu den
Erfahrungen der Unerlöstheit des Menschen und der Welt im religiösen
Sinn. 6. Was sind nun wesentliche Punkte des Autoritätsverständnisses Jesu: |
„Dieser
Kelch ist der neue Bund in meinem Blut.“
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Die Feier des „Neuen Bundes“ Jesu beim Letzten Abendmahl mit seinen Jüngern ist die Erfüllung der Verheißung des Propheten Jeremia (Jer 31,33-34), in der dieser ein völlig neues Verständnis der Autoritätsausübung durch Gott ankündigt. >>> Jesus hatte den „Neuen Bund“ in seinem öffentlichen Auftreten in Wort und Tat verwirklicht und bei seinem Abschiedsmahl mit seinen Jüngern gefeiert und ihn als sein Vermächtnis hinterlassen. |
„Warum könnt ihr die Zeichen dieser Zeit nicht deuten?“ (Lk 12,56)
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Jesus fordert von den Jüngern eine eigenständige Wahrnehmung und Urteilsfindung. |
„Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreiches zu erkennen“ (Mt 13,11)
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Jesus weist die Jünger auf ihre eigene seelisch-geistige Erkenntnisfähigkeit hin. |
„Ihr sollt euch nicht Rabbi … , Vater … , Lehrer nennen lassen“ (Mt 23,8-10) |
Jesus erwartet von seinen Jüngern eine andere Autoritätsausübung als bei den Autoritätspersonen seiner Zeit üblich; denn diese erwarteten Gehorsam und Unterwürfigkeit von denen, die von ihnen abhängig waren. |
„Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen.“ (Mt 18,3) |
Nicht nur Kinder sollen von den Erwachsenen lernen, sondern ebenso die Erwachsenen von den Kindern! |
Jesu Gleichnis-Erzählungen (Z.B. Mk 4): |
Jesu Geschichten aus dem Leben sind Einladungen, sich über das Leben eigenständig Gedanken zu machen und wertvolles und problematisches Verhalten eigenständig unterscheiden zu lernen. |
Die Worte „Gehorsam“ und „gehorchen“ werden von Jesus nie für Menschen gebraucht.
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„Gehorsam“ scheint für Jesus kein Wertbegriff zu sein, sondern im Gegensatz zur Erziehung zur Mündigkeit zu stehen. |
Die Bezeichnung „allmächtig“ als Eigenschaft Gottes kommt bei Jesus niemals vor – und auch nicht die Worte „herrschen“ und „regieren“ für das Verhalten Gottes gegenüber den Menschen und gegenüber der Welt. |
Jesus bringt in seiner Botschaft eine neue Weise der Autorität Gottes zum Ausdruck, denn eine Liebes-Beziehung ist niemals eine Herrschaftsbeziehung. |
7.
Was das Verständnis der Autorität Gottes betrifft, hat es die
Kirchenleitung versäumt, ein zeitgemäßes Glaubensverständnis zu formulieren,
in dem die heilsgeschichtliche Macht Gottes mit der Erkenntnis der „Autonomie
der irdischen Wirklichkeiten“ (GS 36) und der Erkenntnis der Subsidiarität in
rechter Weise verbunden ist. 8.
Die Kirche hat die Aufgabe,
in Verkündigung und Lebenspraxis ständig deutlich zu machen, dass jede
Autorität im christlichen Sinne immer die Mündigkeit des anderen fördert,
wobei immer das Prinzip der Subsidiarität zu beachten ist. 9.
Ich habe die Hoffnung, dass die Kirche in absehbarer Zukunft eine
Glaubenslehre zum Thema „Autoritätsverständnis“ formuliert, die ein ähnliches
gesellschaftliches Ansehen bekommt, wie ihre „Katholische Soziallehre“.
Entscheidend für eine Aufarbeitung der beängstigenden aktuellen Probleme der
Kirche wäre aber die innerkirchliche Verwirklichung einer an Jesus
orientierten Autoritätspraxis. Was die „Katholische Soziallehre“ betrifft
warten wir bisher leider immer noch vergeblich auf ihre innerkirchliche
Verwirklichung. 10.
Wer sich mit Jesu Autoritätsverständnis und Autoritätspraxis
beschäftigt, weiß wie anspruchsvoll eine christliche Lebensgestaltung ist,
die sich an Jesus orientiert. Man erkennt, dass Jesu Botschaft weder
Gesetzesdenken noch Liberalismus bedeutet, sondern einen Weg seelisch-geistiger
Reifung zu gehen erfordert, der zu umfassender Verantwortung und kreativer
und liebevoller Mitarbeit am Aufbau des „Reiches Gottes“ führt. Manfred Hanglberger, Kath.
Pfarrer und Familientherapeut (www.hanglberger-manfred.de
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>> Priester als Helfer zur
Mündig-Werdung >> Warum gibt es
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