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Rolle und Aufgabe des Priesters Der Priester als Wegweiser, Organisator und Wegbegleiter auf dem Weg der Mündigwerdung
1. Die Verwirklichung des Reiches Gottes geschieht u.a. in der Entwicklung einer ganzheitlichen Mündigwerdung der Gläubigen. Dazu die biblische Grundlegung:
Mt 23,8-10: „Ihr sollt euch nicht Rabbi … , Vater … , Lehrer nennen lassen“
Jer
31,33-34 (Verheißung des „Neuen Bundes“): Ein wichtiger Impuls des Zweiten Vatikanischen Konzils (GS Kap 17): Die Würde des Menschen verlangt, dass er in bewusster und freier Wahl handle, das heißt personal, von innen her bewegt und geführt und nicht unter blindem innerem Drang oder unter bloßem äußerem Zwang.
Aus dem nachsynodalen Schreiben „Amoris Laetitia“ Kap 37:
Wir sind berufen, die Gewissen zu bilden, nicht aber dazu, den Anspruch zu erheben, sie zu ersetzen.
Impuls aus dem Sakrament der
Taufe:
2. Zur Verwirklichung dieser Dimension des Reiches Gottes sind alle Gläubigen berufen und deshalb eingeladen, den Weg ganzheitlicher Mündigwerdung zu gehen. 3.
Was ist wichtig, um mündig zu
werden? (1) Um eigenständig und „von innen her“ zu leben, braucht es Selbsterkenntnis und Selbstvertrauen. (2)
Um Selbsterkenntnis und Selbstvertrauen zu
entwickeln, halte ich einen gesunden Glauben für sehr wichtig; aber was ist
ein gesunder Glaube? (3) Dadurch ist es mir möglich, meine eigene Lebensgeschichte mit ihren Licht- und Schattenseiten wahrzunehmen und zum Ganzen meiner eigenen Entwicklung JA zu sagen. (4) Dadurch kann ich gerne und aufmerksam in mir selbst, d.h. in meinem Körper und in der Welt meiner Gefühle, „wohnen“. (5) Wenn ich „in mir selbst zuhause“ bin und aufhöre, meine Gefühle zu bewerten oder zu bekämpfen, sondern ihre Signale lerne, zu verstehen – evtl. durch Gespräche mit vertrauten Menschen - und lerne, verantwortungsvoll damit umzugehen, werde ich „von innen her“ zu leben beginnen. (Zur Verabschiedung der Bewertung von
Gefühlen: https://hanglberger-manfred.de/gefuehle-verstehen-statt-bewerten.htm)
(6) Da das Gefühl von Mitleid gegenüber dem Gefühl der Angst, zu kurz zu kommen, und gegenüber rationalen Überlegungen oft im Widerspruch steht, ist es wichtig, den inneren Dialog von Kopf, Herz und Bauch zu entwickeln, denn diese drei unterschiedlichen körperlich-geistig-seelischen Wahrnehmungszentren ermöglichen eine ganzheitlichere Sicht, als wenn ich nur mit einer einzigen Wahrnehmungsmethode Probleme analysiere und Entscheidungen treffe. (7)
Um mündig zu werden, ist es wichtig, seelische
Blockaden, die entweder durch Gefühlsverdrängungen in der Kindheit oder durch
die unbewusste Übernahme von Gefühlsbelastungen von Vorfahren verursacht
sind, zu erkennen und diese aufzulösen. (8) Um mündig zu werden, ist es zudem wichtig, auf Abwertungen anderer Menschen zu verzichten und gegen Abwertungen durch andere Menschen sich wehren zu können, ohne selbst abzuwerten. Hilfreich dafür sind die Spielregeln für konstruktives Streiten und für faires Kritisieren: https://hanglberger-manfred.de/erstkommunion-streiten-kontruktiv.htm
(9)
Ich halte es in diesem Zusammenhang für
wichtig, Grundwahrheiten des christlichen Menschenbildes zu kennen und zu
beachten: (10) Um anderen Menschen zu helfen, mündig zu werden, sollte man sie selbst suchen lassen, was dafür für sie wichtig ist und durch gezielte Fragen ihnen helfen, die verschiedenen Aspekte für eine mündige und verantwortungsvolle Lebensgestaltung wahrzunehmen und zu verwirklichen. 4. Wenn
es im Evangelium heißt: „Lasst euch nicht Lehrer … nennen!“ (Mt 23,10) und beim Propheten Jeremia „Keiner mehr wird
den anderen belehren“ (Jer 31,34), dann ist
natürlich die Frage, welchen „Lehrauftrag“ die Autoritäten der Kirche, Papst,
Bischöfe, Priester und Katecheten, noch haben? 5. Machtmissbrauch und geistlicher Missbrauch sind das Gegenteil und die Verhinderung des Weges zur umfassenden Mündigwerdung der Gläubigen. Deshalb ist die Ausrichtung der Pastoral und der pastoralen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf das Mündigwerden der Gläubigen ein wesentliches Element, um Machtmissbrauch und geistlichen Missbrauch und damit auch sexuellen Missbrauch zu verhindern. 6. Die
Eucharistie und die anderen Sakramente sind als Feiern und Impulsgeber auf
dem Weg der Mündigwerdung zu gestalten:
https://hanglberger-manfred.de/eucharistie-feier-des-neuen-bundes.htm Dies ist leider bisher noch nicht zu erkennen. 7. Deshalb sollte es wesentlich zum Berufungsverständnis des Priesters gehören, ein Wegweiser, Organisator und Wegbegleiter auf dem Weg der Mündigwerdung der Gläubigen zu sein.
8. Vorrangiges Auswahlkriterium für Priesterberufe darf nicht die Bereitschaft zu einer zölibatären Lebensform oder das Geschlecht sein, sondern die Fähigkeit, Menschen und die Glaubensgemeinschaft einer Pfarrei auf dem Weg der Mündigwerdung gut zu begleiten. 9. Bischof Otto Spülbeck
(1904-1970):
Manfred Hanglberger (www.hanglberger-manfred.de)
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der Kirche? Machtmissbrauch in der Kirche und Autorität bei Jesus >>> Negative Autoritätserfahrung und Glaubensschwund (Beispiel: Ehemalige DDR) >>> Abschied von der Bewertung der Gefühle: >>> Überlegungen für eine christliche Gewissensbildung: >>> |