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Die Ehe - ein Sakrament? LINK zum
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In der
Katholischen Kirche gilt die kirchlich geschlossene Ehe als Sakrament, weil
sie den Bund Gottes mit seiner Kirche widerspiegelt, der fest und
unauflöslich ist und weil die Liebe Gottes zu den Menschen trotz des immer
neuen Versagens des Menschen unwiderruflich bleibt. Wegen dieses
Ehe-Verständnisses gibt es in der Kath. Kirche keine Ehescheidung und keine
Erlaubnis für eine zweite Ehe, solange der Ehepartner lebt. Aber dieses
Verständnis der Ehe als Sakrament rechnet nicht mit dem Versagen des Menschen
in seinen partnerschaftlichen Fähigkeiten und damit auch mit der Möglichkeit
eines Scheiterns einer ehelichen Gemeinschaft. Deshalb hat die Kath. Kirche
jene Menschen, deren Ehe gescheitert ist und die dann eine neue Partnerschaft
eingegangen sind, sehr lange Zeit von den Sakramenten ausgegrenzt und ihnen
ein ständiges Leben in schwerer Sünde unterstellt – auch wenn sie eine evtl.
vorhandene Schuld für das Scheitern ihrer Ehe eingesehen, bereut und für ihr
weiteres Leben daraus gelernt hatten. Zudem
akzeptierte das traditionelle Ehe-Verständnis der Kath. Kirche keinerlei
psychologische Erkenntnisse über Projektionen und über andere Auswirkungen
kindlicher und systemischer (generationsübergreifender) Belastungen, die u.U.
eine Ehe gefährden und zerstören können. Siehe dazu meine Vorschläge zur Ehe- und Familienpastoral >>>
Aber da Sakramente
in der Kath. Kirche grundsätzlich als „Zeichen“ und „Werkzeuge“ des Heils
verstanden werden, und damit vor allem als Stärkung und Förderung des
seelischen Wachstums des Menschen, gibt es noch andere entscheidende
Sinngehalte des Ehe-Sakramentes. Diese müssten bei einem Scheitern einer Ehe
und einer Wiederverheiratung nicht eine Verweigerung der Sakramente zur Folge
haben, wenn die betroffenen Menschen mit ihrer Vergangenheit und mit ihrer
jetzigen Situation verantwortungsvoll umgehen. Das Ehe-Sakrament, bei dem das Brautpaar sich gegenseitig ausschließliche und lebenslange Liebe, Treue, Achtung und Zusammenhalt in allen Wechselfällen des Lebens verspricht, schafft einen Raum, in dem vier wesentliche Dimensionen der Liebe angestoßen werden und sich entfalten können.
Da die Liebe
nicht nur als ein Geschenk der Gnade Gottes verstanden wird, sondern in der
Liebe Gott selbst lebendig ist, wird Gott selbst in der Welt und im Leben der
Menschen gegenwärtig und wird der Prozess der Inkarnation Gottes fortgesetzt,
wo Ehepartner in den vier grundlegenden Dimensionen der Liebe wachsen: - in der Selbstliebe - in der Nächstenliebe - in der Weltliebe - in der Gottesliebe
1. In der Selbstliebe wachsen: Sich selbst neu wahrnehmen, weil man sich vom Partner wahrgenommen erlebt: Wer bin ich für den anderen, wer bin ich unabhängig vom anderen? Wer bin ich für evtl. geborene Kinder? Geliebt werden schafft die Chance, auch verunsichert zu werden. Wer sich
geliebt weiß, kann sich angstfrei verunsichern lassen und sich auf einen –
manchmal schmerzhaften - Weg seelischen Wachstums schicken lassen“. Im Idealfall
sollte die Liebe des Partners einen seelischen Raum schaffen, in dem ich mich
selbst leichter zeigen kann, wie ich wirklich bin, und dadurch mich selbst
besser erkennen kann. Erwartungen und Forderungen des Ehepartners und der Kinder provozieren aber auch, gewisse Grenzen zu setzen: Ich muss an mich selbst auch denken – ich kann das nicht von anderen erwarten! Was brauche ich, was mir Partner und Kinder nicht geben können? Selbstliebe heißt nicht nur, gut für sich selbst zu sorgen und die eignen Interessen vertreten, sondern auch sich selbst ernst nehmen, sich selbst besser zu verstehen suchen, eigene seelische Hausaufgaben erkennen und erledigen. Dazu gehört auch, die eigenen Stärken und Schwächen erkennen und das Positive verstärken und das Problematische besser kontrollieren. Dazu fordern Ehepartner und Kinder einen besonders heraus. Geliebt zu werden ermöglicht die Erfahrung, wertvoll und wichtig zu sein und steigert die Bereitschaft, auf sich aufzupassen und für das eigene Leben und für die eigene Gesundheit gut zu sorgen.
2. In der Nächstenliebe wachsen: Die Ehe erfordert besonders, auf einen anderen Menschen – den Partner - einzugehen, ihn zu verstehen suchen, statt ihn zu bewerten oder sich bei Problemen von ihm zu distanzieren. Stattdessen fragt man sich, warum ist er / sie so! Dies treibt den Erkenntnisprozess voran, statt den anderen abzuwerten. Dadurch wird die Beziehung gestärkt statt geschwächt. Man fragt sich: Was braucht der andere, was macht ihm eine besondere Freude, was mag er überhaupt nicht? Man ist bereit, Leid und Freude zu teilen, und füreinander da zu sein „in guten und bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit“. Manche
Menschen entdecken erst ihre Fähigkeit zur Nächstenliebe durch die Liebe zum
Partner/ zur Partnerin. Wo Menschen
durch die partnerschaftliche Liebe sensibel werden für die rechte Rangordnung
der Werte im Leben, können sie auch andere Menschen mit ihren Sorgen und
Freuden besser wahrnehmen und können mit ihrem Wissen um das Gemeinsame und
um die Unterschiedlichkeit der Menschen hilfsbereiter, ehrlicher und
toleranter mit ihren Mitmenschen umgehen.
3. In der Weltliebe wachsen: Wer sich geliebt erlebt und sich selbst als liebenden Menschen erfährt, für den erscheint das Leben und die Welt, die ihn umgibt, als sinnvoll und wertvoll. Wenn man die Welt als wertvoll empfindet, fühlt man sich ihr leichter dazugehörig, fühlt man sich eher verbunden mit der großen Gemeinschaft alles Lebendigen. Und viele empfinden dadurch mehr Verantwortung für den Erhalt einer gesunden Umwelt. Besonders Kinder laden dazu ein, viel weiter in die Zukunft hineinzudenken und das Leben so zu gestalten, dass auch sie noch eine lebens- und liebenswerte Umwelt erleben dürfen. Verantwortungsvolle Eltern spüren oft eine besondere Herausforderung, sich für eine gerechtere und friedvollere Welt und gegen die ökologischen Gefährdungen zu engagieren und das eigene Leben nachhaltig zu gestalten. Solche Eltern erziehen ihre Kinder nicht für sich, sondern auf die Welt hin, dass sie ihren Platz in der Welt finden und das Leben und die Welt lieben können.
4. In der Gottesliebe wachsen: Gläubige Menschen erfahren Liebe und Treue in der Partnerschaft als Geschenk und als Gnade. Dies weckt eine tiefe Dankbarkeit gegenüber dem Schöpfer des Lebens. Der Gläubige ist, wenn er den anderen Partner nicht mehr verstehen kann, bereit, ihn in Konflikten nicht abzuwerten und stattdessen um Gottes Hilfe zu bitten. Zitat einer Ehefrau: „Wenn ich nicht hätte beten können, wäre ich davongelaufen oder hätte mich umgebracht.“ Der Glaube lädt ein, sich mit den letzten Fragen des Lebens zu beschäftigen: Mit der Sinnfrage des Lebens, mit dem Woher und dem Wohin der Welt. Wird das
Leben als Wunder und als Geheimnis erkannt, prägen Ehrfurcht und Achtsamkeit
den Umgang miteinander und die Gestaltung des Lebens. Glaube weckt das Vertrauen – dass man nicht allein ist in der Welt und in der Ehe: nicht allein ausgeliefert dem Partner, der Partnerin: Das Selbstwertgefühl hat noch eine spirituelle Quelle. Gläubige Menschen machen sich Gedanken darüber, wie und wo Gott in ihrem Leben und in der Welt wirkt und wissen ihr Dasein in der Ewigkeit Gottes verankert. Eine in Liebe
und Treue gelebte Ehe ist eine gewisse Vergegenwärtigung (ein „Zeichen“)
dieser grundlegenden vier Dimensionen der Liebe und sie ist gleichzeitig
Anstoß, Nahrung und Entfaltungsraum („Werkzeug“) für das Wachstum dieser vier
Dimensionen der Liebe – und damit für das Wachstum des Reiches Gottes für die
Ehepartner und durch sie auch ein Stück in die Welt hinein. Deshalb gilt die
Ehe in der Kath. Kirche als Sakrament Sollte eine Ehe
scheitern, können trotzdem bei gläubigen und verantwortungsvollen Menschen
auch in einer neuen Beziehung Wachstumsprozesse in diesen vier grundlegenden
Dimensionen der Liebe stattfinden. Deshalb können auch
in einer verantwortungsvoll gestalteten neuen Beziehung sakramentale Aspekte
in diesen hier beschriebenen Formen lebendig sein. Manfred Hanglberger (www.hanglberger-manfred.de) LINK zum Teilen: https://hanglberger-manfred.de/ehe-sakrament.htm |
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