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„Säkularisierung“: Das Feindbild der Kirchenleitung ist eigentlich eine Aufgabe der Kirche und der Christen, die es gilt, zu verstehen und verantwortungsvoll zu gestalten
Begründung der Säkularisierung aus der christlichen Botschaft
Bereits im ALTEN TESTAMENT gibt es deutliche Impulse auf Säkularisierung hin. Die Israeliten lebten zwar noch in einer Welt, die vor Gott zwiegespalten war: In rein und unrein, in heilig und profan: · Die unberührbare Bundeslade, · das unzugängliche Allerheiligste, · das auserwählte Volk. Dies zeugt noch von der Absonderung der religiösen Bereiche aus der Welt. Doch bereits im AT ist die Entgrenzung des Sakralen in der Säkularisierung vorbereitet, die im NT voll durchgebrochen ist: · Im Schöpfungsglauben mit dem Anspruch Gottes, Herr der ganzen Welt zu sein, · in der Lehre, dass die Welt mit allem für den Menschen geschaffen sei, · im Verbot, Gott im Bild in dieser Welt gegenwärtig zu lokalisieren, · in der Ausdehnung der Heilsverheißung auf alle Völker usw.
Denn in der Botschaft Christi werden nun alle innerweltlichen Sakralbereiche, die für das AT noch unantastbar schienen, oft in gezieltem Angriff als vorläufig oder unwichtig, als bloße Mittel oder gar – wenn zu absoluten Werten erhoben – als Hindernis zum Heil aufgewiesen und so relativiert:
· Der „Heilige
Ort“, der Tempel, durch die Voraussage seiner Zerstörung (Mt 24,1f.),
· die „Heiligen Zeiten“, der Sabbat, denn „der Sabbat ist um des Menschen Willen da“, lehrt Jesus und weist auf David hin, der die heiligen Schaubrote „profanisierte“, um seinen Hunger zu stillen, und Paulus sagt von der Feier von Festen und Sabbaten: „Dies sind ja nur Schatten dessen, was kommt“;
· die „Heiligen Gebräuche“: - das Fasten (Mk 2,18ff.), - die Reinheitsvorschriften (Mk 7,1-15), - die Beschneidung (Gal 5,2) usw. - Selbst Opferkult - und Priestertum im Sinn des AT sind durch Christus abgeschafft, wie der Hebr lehrt.
Kurz: - Heilige Personen, - heilige Bereiche, - heilige Dinge - Strukturen außerhalb von Christus kennt das NT nicht.
Der Christ ist in der Freiheit der Kinder Gottes durch Christus Herr über die Welt, in der alles heilig ist und unheilig zugleich, je wie weit es in Christus oder unter der Herrschaft der Sünde steht. So kann Paulus in seiner Überzeugung, „das Nichts in sich selbst unrein ist“ (Röm 14,14), den Satz formulieren, der als Maxime christlicher Säkularität gelten kann:
„Welt oder Leben
oder Tod oder Gegenwärtiges oder Zukünftiges:
Nach: Albert Keller in: „Herders theologisches Taschenlexikon“, Bd 6, S. 328
Weitere
Säkularisierungstendenzen bei Paulus: Alles ist mir erlaubt - aber nicht alles nützt mir. Alles ist mir erlaubt - aber nichts soll Macht haben über mich. (1 Kor 6,12)
Alles ist erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist erlaubt, aber nicht alles baut auf. (1Kor 10,23)
Paulus fordert also auf zu einer „säkularen“, vernunftgestützten, kritischen Umgangsweise mit tradierten religiösen Vorschriften.
Weitere Säkularisierungstendenzen in den Evangelien:
Jesu Gleichnisrede erzieht zu eigenständiger Wahrnehmung, Reflexion und Entscheidungskompetenz der Gläubigen.
Jesu neue Art seiner Gebote und Verbote appelliert an eine seelisch-geistige Auseinandersetzung, Werte-Wahrnehmung und seelisch-geistige Entwicklungsfähigkeit der Gläubigen. Ausführlicher zu Jesu Gebote-Verständnis: >>>
Die Kinder dieser Welt sind oft klüger als die Kinder des Lichtes (Lukas 16,8)
Säkularisierungstendenz im Konzilsdokument „Gaudium et Spes“ (1965): „Die richtige Autonomie der irdischen Wirklichkeiten“ (Kap 36) Wenn wir unter Autonomie der irdischen Wirklichkeiten verstehen, dass die geschaffenen Dinge und auch die Gesellschaften ihre eigenen Gesetze und Werte haben, die der Mensch schrittweise erkennen, gebrauchen und gestalten muss, dann ist es durchaus berechtigt, diese Autonomie zu fordern. Das ist nicht nur eine Forderung der Menschen unserer Zeit, sondern entspricht auch dem Willen des Schöpfers. Die geschaffenen Dinge und auch die Gesellschaften haben ihre eigenen Gesetze und Werte, die der Mensch schrittweise erkennen, gebrauchen und gestalten muss. Das entspricht dem Willen des Schöpfers. Durch ihr Geschaffensein haben alle Einzelwirklichkeiten ihren festen Eigenstand, ihre eigene Wahrheit, ihre eigene Gutheit sowie ihre Eigengesetzlichkeit und ihre eigenen Ordnungen, die der Mensch achten muss. Vorausgesetzt, dass die methodische Forschung in allen Wissensbereichen in einer wirklich wissenschaftlichen Weise und gemäß den Normen der Sittlichkeit vorgeht, wird sie niemals in einen echten Konflikt mit dem Glauben kommen, weil die Wirklichkeiten des profanen Bereichs und die des Glaubens in demselben Gott ihren Ursprung haben. Wer bescheiden und ausdauernd die Geheimnisse der Wirklichkeit zu erforschen versucht, wird, auch wenn er sich dessen nicht bewusst ist, von dem Gott an der Hand geführt, der alle Wirklichkeit trägt und sie in sein Eigensein einsetzt. Geisteshaltungen, die einst auch unter Christen wegen eines unzulänglichen Verständnisses für die legitime Autonomie der Wissenschaft vorkamen, sind zu bedauern. Sie schufen in der Mentalität vieler die Überzeugung von einem Widerspruch zwischen Glauben und Wissenschaft.“
„Gaudium et Spes“ (Kap 17): Die Würde des Menschen
verlangt, dass er in bewusster und freier Wahl handle,
Rationalisierung gehörte immer schon zur Bibel und zum Christentum! Aber die Vernunft war mit dem Glauben immer im Sinne von „ungetrennt und unvermischt“ verbunden. Vernunft und Glaube waren immer schon die zwei Pole christlicher Welt- und Lebenswahrnehmung und deren Gestaltung. Die Kirche hat die Verabsolutierung der Rationalisierung durch ihren Machtmissbrauch provoziert! Unterdrückung der Rationalität führte zur Verabsolutierung von Rationalität zugunsten der Emanzipation von der unterdrückenden Institution Kirche!
Haupt-Ursache der Säkularisierung: Autoritätsverlust der Religion durch Machtmissbrauch in Geschichte und Gegenwart: >>>
Notwendige Aufgaben der Kirche heute, um die Entwicklung einer einseitigen, glaubenszersetzenden Säkularisierung zu verhindern:
§
Die Polarität von Glaube und Wissen wieder herstellen:
§ Zeitgemäße
Gebetskultur und zeitgemäße Gestaltung der Sakramente entsprechend einer
aktualisierten Glaubenslehre:
§ Entsprechende Schuldbekenntnisse formulieren und jährliche Kirchentrauertage einführen >>>
Zusammenstellung durch Manfred Hanglberger (www.hanglberger-manfred.de )
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Säkularisierung: Analyse und Lösungsvorschläge >>>
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