Mögliche Ursachen für eine Frauenverachtung
der Männer
(Kein Anspruch auf Vollständigkeit!)
Als Familientherapeut sucht man bei Ehekonflikten nach bewussten und
unbewussten Ursachen für eine Männerverachtung der Frau und nach der
Frauenverachtung des Mannes und sucht diese aufzulösen.
1.
Wegen der traditionellen Unterordnung der Frauen
unter die Vorherrschaft der Männer
Die Männer sind seit Jahrtausende gewohnt, dass die
Frauen ihnen untergeordnet sind.
Wenn die Frauen diese Unterordnung nicht mehr akzeptieren und aufbegehren,
werden sie von manchen Männern verachtet. Diese Frauenverachtung entwickeln
meist “Vatersöhne”, die nach familientherapeutischer Erkenntnis seit
Kindertagen sich mit ihrem Vater mehr verbunden fühlen als mit ihrer Mutter
und meist das Wertesystem und die unbewussten Verdrängungen ihres Vaters
übernehmen.
2.
Wegen der Abwertung der Gefühlswelt in
Gesellschaft und in den Religionen
Oft muss der Mann mit seiner nüchternen rationalen
Art die Frau beruhigen, die von starken Gefühlen belastet ist.
Besonders das Christentum hat mit der Übernahme der
Gefühlebewertung in der griechischen Philosophie 2000 Jahre lang Vernunft und
Wille über die Gefühle gestellt und mit der Abwertung der Gefühlswelt auch
die Frau abgewertet. So wurden z.B. Zorn und sexuelle Gefühle zu Sünden
erklärt.
Da die Kirche in der Geschichte Europas viele
Jahrhunderte die prägende Kraft in Kultur und Gesellschaft war, hatte dies abwertende
Auswirkungen auf die Frau. Ausführlicher zur Gefühle-Abwertung: >>>
3.
Frauenverachtung der “Muttersöhne”
Wenn ein Sohn in einer Helferrolle für die Mutter
war, weil die Mutter bedürftig erschien, hat dieser Sohn unbewusst zuerst auf
die Mutter und dann auf alle Frauen herabgeschaut.
Die Hilfsbedürftigkeit der Mutter konnte viele Ursachen haben: Beispiele:
- weil sie in der Kindheit von ihrem Vater verletzt worden war,
- weil ihr Vater früh verstorben war,
- weil der dominante Vater die Mutter unterdrückte und der Sohn mit dieser
solidarisch war.
Manche “Muttersöhne” halten ihrer Mutter die Treue und verachten in
Solidarität mit der Mutter die eigene Ehefrau, die vom Ehemann mehr Zuwendung
erwartet – manche Mütter gehen nämlich in Konkurrenz mit der Schwiegertochter
und versuchen ihren Sohn auf ihre Seite zu ziehen.
4.
Wenn eine Mutter-Sehnsucht immer wieder
enttäuscht wird
Wenn ein Sohn von der Mutter in Besitz genommen
wurde, ist dieser oft ein Leben lang auf der Suche nach einer wahren Mutter,
die einen nicht in Besitz nimmt. Aber viele Männer, die eine solche
Mutter-Sehnsucht in sich tragen, also auf der Suche nach einer neuen Mutter
in Gestalt einer anderen Frau sind, werden immer wieder enttäuscht; denn viele
Frauen wollen nicht eine Ersatzmutter für ihren Ehemann sein, sondern eine
Partnerin. Aber solche Frauen werden dann vom Mann verachtet, weil sie nicht
die Mutterrolle für ihn übernehmen.
Dasselbe problematische Verhalten kann bei einem Mann entstehen, wenn er die
Mutter früh verloren hat oder diese für das Kind aus anderen Gründen nicht
erreichbar war.
5.
Wenn der frühe Verlust der Mutter beim Mann Misstrauen
und Verachtung gegenüber den Frauen auslöst
Wenn ein Sohn im Kindesalter die Mutter verlor, entwickelt
er oft ein Misstrauen gegen allen Frauen, die ihn wieder verlassen könnten. Unbewusst
heiratet dieser Mann nicht selten eine Frau, von der er tatsächlich verlassen
wird – vielleicht weil sie in eine Mutterrolle gedrängt wurde und diese nicht
akzeptiert hat. Aber deshalb beginnen solche Männer die Frauen dann zu verachten.
6.
Wenn man als Junge in der Kindheit Opfer einer
Benachteiligung durch die Mutter war
Wenn ein Sohn im Schatten eines Lieblingskindes der
Mutter aufgewachsen war, besteht die Gefahr, dass er wegen dieser
Benachteiligung zuerst die Mutter und später alle Frauen verachtet.
7.
Wenn man als Junge das Lieblingskind der Oma
war, die in Konkurrenz zur Schwiegertochter ging
Wenn ein Sohn das Lieblingskind der Oma war, ist er
in Gefahr, deren Schwiegertochter, also die eigene Mutter, zu verachten und
dann später die Sehnsucht nach der Oma auf unerreichbare Frauen projiziert
und die Verachtung der Mutter auf die eigene Ehefrau.
8.
Wenn die Beziehung der Eltern zueinander ein
starkes Gefälle hatte und man als Sohn von der Mutter-Solidarität zur
Vater-Solidarität wechselt
Wenn man als Sohn in einer ausgeprägten Helferrolle
für die Mutter war und in Solidarität mit ihr den Vater verachtet. Aber ein
Sohn, der seinen Vater verachtet, wird unbewusst dem Vater immer ähnlicher. Und
dann beginnt er in unbewusster Solidarität mit dem Vater die Frau zu verachten.
Die Familientherapie hat nämlich erkannt, dass ein Sohn, der den Vater
verachtet, unbewusst diesem immer ähnlicher wird. Wir lieben nämlich unsere
Eltern immer: Wenn wir ein Elternteil bewusst verachten, werden wir ihn durch
unbewusste Nachahmung lieben.
Ein berühmtes Beispiel: >>>
9.
Wenn die Frau sich dem Mann körperlich
entzieht
Eine Frau kann vom Mann verachtet werden, wenn sie
sich ihm körperlich entzieht,
-
weil sie in der Kindheit von ihrem Vater verletzt
wurde und dies auf ihren Mann projiziert,
-
weil sie die in der Kindheit von einem Mann
sexuell missbraucht wurde und deshalb Männer verachtet,
-
weil sie in der Kindheit von einem Mann sexuell
missbraucht wurde und deshalb keine Gefühle zulassen kann,
-
weil sie ähnliche seelische Belastungen oder
Gefühlsblockaden von ihrer Mutter oder Großmutter übernommen hat.
-
weil sich nach den Wechseljahren oder durch
bestimmte Krankheiten der Hormonspiegel der Frau verändert und dadurch die
sexuelle Lust abnehmen kann.
Wenn nicht beide Ehepartner diese Probleme und ihre Ursachen
bewusst wahrnehmen und bearbeiten, gibt es gewöhnlich keine Möglichkeit, die
vorhandene Verachtung in Achtung zu verändern.
Manfred Hanglberger (www.hanglberger-manfred.de)
|